Schöne Grüße in die Quarantäne, in den Lockdown oder in welchem Virusvermeidungsmodus Ihr gerade seid, solange es nur nicht der Realitätsverweigerungsmodus ist. Das Gute ist: Alle haben jetzt mehr Zeit zum Lesen. Und selbst ich, als Vielreisender, bin für diese Zwangspause gar nicht so undankbar. Endlich habe ich mehr Zeit zum Schreiben, vor allem solange ich noch auf dieser Insel im Atlantik festsitze.
Auch wenn die Beschränkungen schrittweise aufgehoben werden (oder man sie geschickt umgeht), Weltreisen sind auf absehbare Zeit nicht möglich. Ach, wäre es da nicht toll, man würde einen Weltreisenden kennen, der einem spannende, amüsante und lehrreiche Geschichten erzählt?
Einer schreibt, die anderen lesen. Da könnte etwas zusammenkommen, was sich gegenseitig erfreut und befruchtet. Aber, ob Ihr es glaubt oder nicht, Recherchieren und Schreiben, Korrigieren und auf Kommentare antworten, das alles beansprucht eine Menge Zeit. Manche von Euch haben diese Mühe manchmal schon honoriert, wofür ich extrem dankbar bin. Nicht nur, weil das ein Zugticket in die Ukraine oder eine Eintrittskarte in ein Museum finanziert, sondern vor allem wegen der Anerkennung. Das motiviert ungemein!
Als eine Möglichkeit (unter vielen) habe ich eine Seite auf Steady eingerichtet. Dort kann man Autoren und Künstler mit einem monatlichen Beitrag unter die schwachen Arme greifen. Als klassenbewusster Mensch habe ich die Beiträge natürlich sozial gestaffelt:
Irgendjemand wird jetzt sagen: „Geh doch arbeiten, du fauler Sack!“ Klar könnte ich am Hafen Kisten schleppen oder den ganzen Tag Klageschriften verfassen. Aber dann käme ich nicht zum Schreiben, weil ich am Abend kaputt wäre. Und mit Klageschriften und Kisten kommen andere genauso gut (im Falle der Kisten sogar besser) zurecht. Die Artikel, die Ihr hier auf diesem Blog genießt, kann so aber nur ich schreiben.
Im Übrigen: Schreiben ist Arbeit!
Andere Reiseblogger bekommen die Flüge und Übernachtungen bezahlt und allerhand sonstiges Sponsoring. Ich bekomme nichts, weil es bei mir kein Hochglanztralala gibt, wo alles toll und schön ist und immer die Sonne scheint.
Nein, ich steige stattdessen mit den Bergarbeitern in die Mine hinab. Ich teste mit nur zwei Snickers-Riegeln bewaffnet, wie der Körper über 5000 Metern Höhe funktioniert. Ich treffe mich in einer Hafenspelunke mit den Profiteuren der Jugoslawien-Kriege. Ich schleiche mich in die französische Fremdenlegion ein.
Das hier ist mehr als ein Reiseblog. Viel mehr.
Ich versuche vor allem, die Menschen zu porträtieren, mit denen Ihr Euch wahrscheinlich selten unterhaltet. Wie Sebastian, den Obdachlosen im Bahnhof von Klausenburg in Rumänien. Oder Immanuel, der mich auf der Straße ansprach und um ein Darlehen bat (und ich dumm genug war, es ihm zu gewähren). Oder die Mennoniten in Kanada, die wie im 18. Jahrhundert leben und ein altertümliches Deutsch sprechen.
Aber auch auf anderen Feldern tummele ich mich, insbesondere Politik, Recht und Geschichte. So habe ich zB einen amüsanten Ratgeber für Diskussionen mit Reichsbürgern verfasst.
Und von alledem gibt es noch viel mehr. Die vollgekritzelten Notizbücher platzen vor Ungeduld.
Manche Autoren bieten im Gegenzug eine Menge Gimmicks an, aber ich habe von den meisten Leserinnen und Lesern gehört, dass sie sich nur eins wünschen: Mehr Artikel. Falls Ihr aber eine Postkarte möchtet, gebt mir Bescheid, ich schreibe Euch dann gerne von der nächsten Reise.
Und wisst Ihr, was wir kreativen Kreaturen so richtig toll finden? Wenn Ihr unsere Artikel auf Facebook oder Twitter oder über dunkle Samisdat-Kanäle teilt, wenn Ihr sie an Eure Abgeordneten schickt und beim Familientreffen erwähnt. Denn wir wollen immer, dass mehr Leute lesen, wofür wir nächtelang wach bleiben.
Vielen herzlichen und aufrichtigen Dank!
Euer Andreas Moser
Links:
- Meine Seite auf Steady.
- Auf Patreon gibt es eine ähnliche Möglichkeit.
- Alle Möglichkeiten, diesen Blog zu unterstützen.
mach lieber ein self-hosted blog mit google adsense, da hast du weniger abzüge (steady nimmt 10%?)
lg tim
Ich würde den Blog aber gerne werbefrei halten, deshalb nun der Aufruf zur Unterstützung.
Eine Weile hatte ich Werbung über WordPress, was sogar ausreichend Geld einbrachte, um die Infrastruktur zu bezahlen, aber es sah einfach hässlich aus. Es passt nicht zum Inhalt dieses Blogs, wenn überall Werbung für unnötige Dinge und Dienstleistungen angeboten wird.
Ich sehe als Autor auch einen grundsätzlichen Unterschied in diesen Finanzierungsmodellen. Wer Werbung schaltet, will möglichst viele Klicks auf seine Seiten. Das führt zu Clickbait, zum häufigen Veröffentlichen von kurzen Texten oder gar nur Fotos.
Ich will nicht, dass es mir um die Zahlen geht, wieviele Menschen auf diesen Blog klicken. Sondern ich will, dass Menschen beim Lesen lächeln und auch ein paar Stunden später noch darüber nachdenken.
Pingback: Komet verpasst | Der reisende Reporter
Pingback: Hiiumaa, die Insel der Abenteuer | Der reisende Reporter
Pingback: Die Heiligen Geister der Azoren | Der reisende Reporter
Pingback: Vor hundert Jahren sollte Homosexualität entkriminalisiert werden – April 1922: § 175 StGB | Der reisende Reporter