Jetzt hängt alles auf Halbmast

Nach den Terroranschlägen in Paris wehen die Flaggen selbst in weit entfernten Orten wie Las Palmas auf Gran Canaria auf Halbmast.

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Aber wenn man die Kommentare liest und sich die Diskussionen anhört, die jedem Terroranschlag folgen, bekommt man den Eindruck, dass Einige auch ihre Hirne auf Halbmast gehängt haben.

(In English.)

Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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14 Antworten zu Jetzt hängt alles auf Halbmast

  1. Pingback: Everything flies at Half-Mast | The Happy Hermit

  2. Dante schreibt:

    Inwiefern, also, was für Äußerungen meinst Du in erster? Ich habe da durchaus einige Kandidaten im Sinn.

    • Andreas Moser schreibt:

      Oh ja, da gibt es Einiges:
      – Die Leute, die sagen „Das ändert jetzt alles“ und dann die gleichen Meinungen wie vorher vertreten.
      – Diejenigen, die denken, dass eine in Syrien agierende Terrorgruppe ein Grund ist, vor dieser Terrorgruppe fliehende Syrer nicht ins Land zu lassen. Das wäre so wie wenn wir im Kalten Krieg gesagt hätten: „Russen? Niemals! Die kommen ja aus dem Kommunismus.“
      – Diejenigen, die immer gleich über Krieg schwafeln, wenn mal jemand ein paar Straftaten begeht.
      – Diejenigen, die einen Ausnahmezustand für drei Monate ausrufen wollen, ohne erklären zu können, wieso man genau drei Monate benötigt, um den Terrorismus zu besiegen, und wieso man es noch nicht gemacht hat, wenn man weiß, wie es geht.
      U.s.w.

    • Dante schreibt:

      Die Antworten habe ich in etwa erwartet und stimme zum größten Teil zu. Allerdings ist die Liste unvollständig.
      Die PA beschuldigt Israel bzw. die Zionisten, hinter dem Attentat zu stecken, und in dasselbe Horn tutet Wesley Brown, der Berater des Labour-Partei-Vorsitzenden Jeremy Corbyn. Wobei „Halbmast“ nun wahrlich untertrieben ist. Hier wurde der Fahnenmast kilometertief in die Erde gerammt. Die Labour Party hat sich damit der von Orwell ersonnenen Partei ein Stück weit angeglichen.

    • Andreas Moser schreibt:

      Ok, diese wirklick absurden Verschwörungstheorien wollte ich gar nicht mit einer Nennung ehren. Die tauchen ja wirklich ständig und zu allem auf.

    • Dante schreibt:

      Du ehrst die Verschwörungstheorien nicht, indem Du sie erwähnst, sondern Du stellst sie damit an den Pranger, wo sie hingehören.
      Ich habe freilich jetzt meine eigene Verschwörungstheorie, der zufolge alle antisemitischen Behauptungen und Verschwörungstheorien Projektionen sind, d.h. es werden Eigenschaften, die man selbst hat, auf Juden projiziert. Die Behauptung von einer jüdischen Weltverschwörung deutet folglich darauf hin, dass es offenbar eine antisemitische gibt. Herr Braun von der britischen Arbeiterpartei ist dieser wahrscheinlich nicht nur aufgesessen, sondern gehört ihr an. Das schließe ich aus der Tatsache, dass seine Behauptung so blöd ist, dass es unmöglich scheint, dass man die selbst glauben kann, wenn man Berater eines Parteivorsitzenden ist, was zweifellos die Kenntnis des Zahlenraums zwischen 1 und 3 voraussetzt.

  3. American Viewer schreibt:

    Ich weiß nicht, Andreas. Ich sehe das anders und kann die meisten angeblich so *dummen* Reaktionen gut nachvollziehen. Aber gehen wir doch mal deine „Einiges“-Liste durch:

    Das wäre so wie wenn wir im Kalten Krieg gesagt hätten: “Russen? Niemals! Die kommen ja aus dem Kommunismus.

    Das wäre eben nicht so. Hätten russische Kommunisten damals massive Terroranschläge in NYC, London, Paris und Madrid verübt, hätte man auch keine russischen Kommunisten mehr in den Westen gelassen. Jedenfalls nicht in die USA. Das ist eine normale menschliche Reaktion.

    Diejenigen, die einen Ausnahmezustand für drei Monate ausrufen wollen, ohne erklären zu können, wieso man genau drei Monate benötigt, um den Terrorismus zu besiegen, und wieso man es noch nicht gemacht hat, wenn man weiß, wie es geht.

    Auch das ist eine normale menschliche Reaktion. Es ist ein Zeichen, dass es ein einfaches „Weiter so!“ nicht geben kann.

    Diejenigen, die immer gleich über Krieg schwafeln, wenn mal jemand ein paar Straftaten begeht.

    „Ein paar Straftaten“ ist ein zynischer Kommentar für einen Massenmord mit über 100 Toten und drei Mal so vielen Verletzten, die lebenslang an den Anschlägen leiden werden. Plus ungezählte Angehörige.

    • Dante schreibt:

      “Ein paar Straftaten” ist ein zynischer Kommentar für einen Massenmord mit über 100 Toten…

      Ich hatte ja geschrieben, dass ich den von Andreas genannten Punkten zum größten Teil zustimme. Genau der Punkt mit dieser Formulierung ist die Ausnahme.

    • Andreas Moser schreibt:

      Ich will damit keinen Massenmord kleinreden. Massenmord is Mord, eben 50- oder 100-fach. Mein Punkt ist, dass Mord eine Straftat ist und kein Kriegsgrund. Mein Vorschlag ist, Terrorismus wie alle anderen Straftaten zu bekämpfen anstatt zu einem Krieg gegen etwas aufzurufen, was es – wie andere Straftaten auch – immer wieder geben wird.

    • Dante schreibt:

      Ich will damit keinen Massenmord kleinreden.

      Hätte ich auch nicht gedacht, aber dann verwende doch nicht solche Formulierungen wie „ein paar Straftaten“, das klingt tatsächlich kleinredend und damit natürlich auch zynisch. Allerdings habe ich angesichts der mit dem jetzigen Entsetzen kontrastierende Teilnahmslosigkeit der Öffentlichkeit angesichts andauernder Übergriffe gegen Juden selbst Zynismus gegenüber dem jetzigen Entsetzen empfunden; mir kam das Wort „Karma“ in den Sinn. Bezogen freilich auf die Gesellschaft als Kollektiv, nicht auf das einzelne Opfer, das möchte ich unbedingt hinzufügen.

    • Dante schreibt:

      Mein Punkt ist, dass Mord eine Straftat ist und kein Kriegsgrund.

      Da setzt mein Widerspruch ein. Hollande sprach nicht von einem Kriegsgrund, sondern einem Kriegsakt, und dies ist er durchaus nach Auffassung der Dschihadisten selbst. In Syrien und im Irak führen die tatsächlich und definitiv Krieg, und zwar einen besonders schmutzigen, unter Einschluss des Chemiewaffeneinsatzes. Und dieser Krieg wird nun also auch nach Europa hineingetragen. Es sind nicht „wir“, die Kriegstreiberei betreiben, es ist der Daesh selbst.

      Mein Vorschlag ist, Terrorismus wie alle anderen Straftaten zu bekämpfen anstatt zu einem Krieg gegen etwas aufzurufen, was es – wie andere Straftaten auch – immer wieder geben wird.

      Es geht nicht um Krieg gegen Straftaten, sondern gegen ein Regime, das solche Straftaten triggert und den Krieg längst selbst begonnen hat und in seinem zusammengeraubten Machtbereich etwas tut, das Daniel Goldhagen im Titel eines seiner Bücher zu Recht als schlimmer als Krieg bezeichnet hat, nämlich Genozid. Nicht Krieg gegen dieses Regime zu führen ist immer weniger möglich (es sei denn, natürlich, man unterwirft sich und wird zum Helfer eines Regimes, das an Grausamkeit dem deutschen Naziregime in praktisch nichts nachsteht und es in Hinblick auf seinen kulturellen Impakt sogar übertrifft).

    • American Viewer schreibt:

      Ich hatte ja geschrieben,…

      Mein Kommentar war an Andreas gerichtet nicht an Sie.

    • Dante schreibt:

      Weiß ich. Ich sah in Ihrem Post nur eine günstige Gelegenheit dazu, auf die Stelle Bezug zu nehmen, der ich nicht zustimme.

  4. American Viewer schreibt:

    Mein Punkt ist, dass Mord eine Straftat ist und kein Kriegsgrund. Mein Vorschlag ist, Terrorismus wie alle anderen Straftaten zu bekämpfen anstatt zu einem Krieg gegen etwas aufzurufen, was es – wie andere Straftaten auch – immer wieder geben wird.

    Diese Grenzziehung hört sich sehr künstlich an. Frankreich führte schon vor den Anschlägen einen Krieg gegen den Islamischen Staat. Dann kam der Angriff von IS-Kämpfern in Paris. Natürlich ist das ein Krieg. Selbst Hollande und Merkel geben zu, dass es ein Krieg ist. Es bringt nichts an dieser Stelle um den heißen Brei herumzureden.

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