Mit dem Hochwasser in Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik kamen die Spendenaufrufe mit solch einer Zuverlässigkeit, wie wenn sie schon fertig in der Schublade gelegen und nur auf eine Flut, ein Erdbeben oder eine Chemiekatastrophe gewartet hätten.
Auf den ersten Blick ist das eine nützliche und gute Sache: Hunderttausende sind vom Hochwasser betroffen, mußten ihre Häuser verlassen, haben keinen Strom, und Sie können mit einer Spende von 10, 20 oder 50 Euro helfen. Wie leicht, wie praktisch!
Beim näheren Hinsehen jedoch, ist eine Spende an die Opfer dieser Flut, vor allem in Deutschland und Österreich, die dümmste Idee überhaupt.
„Was?“, höre ich Sie schockiert ausrufen, vor allem wenn Sie in den betroffenen Gebieten leben. „Was kann falsch daran sein, für die Opfer einer Naturkatastrophe zu spenden?“ Gerne erkläre ich es: Das Problem bei vielen Handlungen, die bei isolierter Betrachtung gut erscheinen, ist, daß keine Handlung isoliert in der Welt steht. Konkreter: Alles Geld, das Sie an die Opfer der Elbe- oder Donau-Flut spenden, ist weg. Sie können es für keinen anderen Zweck spenden. Deshalb konkurrieren alle Möglichkeiten zum Spenden, alle Katastrophen und alle gemeinnützigen Einrichtungen, miteinander um Ihre Aufmerksamkeit und um Ihr Portemonnaie.
Wenn Sie vor der Entscheidung über eine Spende stehen müssen Sie mindestens zwei Faktoren bewerten: Bedürftigkeit und Wirkung.
Bedürftigkeit:
Für ein paar Tage mußten einige Zigtausend Menschen ihre Häuser verlassen, andere haben keinen Strom, können nicht zur Arbeit, haben ihre Autos verloren. Manche Unternehmen sind zerstört.
Das ist schlimm. Aber alle Betroffenen erhalten schnell und zuverlässig Hilfe von der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz, der Bundeswehr und so weiter. Zumindest die Betroffenen in Deutschland sind statistisch so überversichert, daß sie von Versicherungen wahrscheinlich mehr bekommen, als sie verloren haben. Und ganz ehrlich, solange im Hochwassergebiet noch Live-Schaltungen möglich sind und der Wahlkampf dorthin verlegt wird, bezweifle ich, daß dies die schlimmste Katastrophe aller Zeiten ist.
Anderswo verhungern Menschen, sterben an Malaria oder sind ähnlichen Fluten ausgesetzt, ohne auf effektive Hilfe ihrer Regierungen und finanzielle Kompensation hoffen zu können. Mir scheint, daß Sie dort zuerst helfen sollten, vor allem wenn man bedenkt daß Deutschland und Österreich unter den reichsten Ländern der Welt sind.
Wirkung:
Ihre Spende wird in Deutschland oder Österreich eine viel geringere Wirkung als anderswo haben, weil das Preisniveau höher ist und die dringendsten Bedürfnisse (Lebensmittel), die am günstigsten zu beschaffen sind, schon abgedeckt sind.
Wenn Sie 100 Euro nach Passau oder nach Magdeburg spenden, wird sich jemand ein neues Ladegerät für sein I-Phone kaufen und für den Rest eine Pizza bestellen. Wenn Sie 100 Euro nach Swasiland, Mali oder Afghanistan spenden, könnte ein Kind davon Nahrung für einen Monat, eine lebensrettende Impfung oder Schulbücher für einige Schuljahre erhalten.
Schlußfolgerung:
Wenn Sie Familien oder Freunde im Hochwassergebiet haben, die betroffen sind, verstehe ich voll und ganz, daß Sie denen direkt helfen möchten. Aber wenn Sie ein außenstehender Spender sind, der sich von etwas Geld für einen guten Zweck trennen möchte, denken Sie bitte nochmal darüber nach und suchen Sie nach einem sinnvolleren Zweck für Ihre gute Tat.
(I wrote a similar article in English after hurricane Sandy devastated parts of New Jersey.)
Selten so ein dämliches Geschwurbel gelesen!
Tut mir leid, dass ich in Ihrem Blog so aus der Haut fahre. Ist sonst nicht meine Art, den Blogmaster so anzugehen.
Aber es ist, mit Verlaub, wirklich Unsinn was Sie schreiben.
Das mit der Überversicherung mag statistisch stimmen. Trifft aber auf Hochwassergebiete nicht zu. Dort bekommen sie teilweise keine Elementerversicherung oder sie ist wegen des hohen Risikos so teuer, dass sie sich kaum einer leisten kann.
Natürlich kann ich mit meiner Spende nicht die Not der Welt heilen, sondern immer nur punktuell etwas leisten. Aber jetzt Nöte gegeneinander aufzurechnen ist schon merkwürdig.
Oder meinen Sie es tröstet jemanden, der Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und schwer verletzt im Krankenhaus liegt, dass Sie ihn damit „trösten“, dass Sie jemanden kennen, der einen ähnlichen Angriff nicht überlebt hat.
Es ist die individuelle Entscheidung jedes Einzelnen, was er wem spendet. Die Spende ist eine Möglichkeit, von der Sie keinen Gebrauch machen müssen.
Aber dagegen anzuschreiben halte ich schon für, nein, dämlich ist nicht der richtige Ausdruck, bösartig passt besser.
Übrigens, den von Ihnen genannten Ländern helfe ich auch nicht. Mein Spendenschwerpunkt sind Selbshilfegruppen in Südamerika.
Aber ich mache jetzt deshalb Ihre Zielgruppen nicht nieder, weil ich weiß, dass die auch in Not sind, ebenso wie die Flutopfer in Deutschland.
Ich schreibe auch nicht, dass Ihre Spende nur den Reichtum der Korrupten in diesen Ländern mehrt.
Herzlich, Paul
PS: Es stört mich nicht, wenn Sie meinen Beitrag nicht veröffentlichen. Eigentlich will ich Sie nur zum Nachdenken bringen.
Pingback: No donations for victims of Sandy | The Happy Hermit
Sehe ich ganz genau so. Woanders geht’s ums nackte Überleben. „Not“ in der 3. Welt und „Not“ in den reichsten Ländern der Erde sind doch sehr verschiedene Begriffe. „Dämliches Geschwurbel“ ist es sicher für die, die von wahrer Not keine Ahnung haben…
Paolo, da stimme ich Ihnen zu, dass sehe ich genauso.
Aber gegen einen Spendenaufruf anzuschreiben, von dem man meint, dass er überflüssig, nicht notwendig ist, halte ich für nicht akzeptabel.
Herzlich, Paul
PS: Ich verzichte Ihnen gegenüber auf jede Unterstellung. Warum Sie mir unterstellen, dass ich von wahrer Not keine Ahnung habe, weiß ich nicht. Dem Meinungsaustasusch sind Unterstellungen nicht förderlich.
Sehr geehrter Herr Moser,
ich verfolge Ihre beiden Blogs schon seit geraumer Zeit. Ihre links-liberale Einstellung, die ich für eher links, denn liberal einstufe, interessiert mich, weil die Meinung eines Bohemiens mit juristischer Bildung eine Ausnahme ist. Ich nehme jetzt einmal Ihre Selbstdarstellung als Faktum.
Ihr „Keine Spenden für das Hochwasser“ ist an dümmlicher Moralisiererei nicht mehr zu überbieten.
Wir sollen an Swasiland spenden? Ein Land, in dem ein rabiater absoluter Monarch herrscht, keine Schulpflicht besteht, die Polygamie die Norm ist und die HIV-Infektionsrate die höchste der Welt ist, soll mir näher stehen, als ein Nachbar, der durch eine Naturkatastrophe vor dem Nichts steht?
Wir sollen an Mali spenden? Ein Land, das sein Selbstverständnis vom malikitischen Islam (salafistisch) herleitet und dessen salafistische Jihadisten gegen sufitische, animistische und christliche Gemeinschaften mit bestialischem Terror vorgehen?
Und wir sollen an Afghanistan spenden?
Ich fasse Ihre Meinung als Verhöhnung des Solidaritätsprinzips auf und als Pervertierung der christlichen Nächstenliebe. Mein Nächster ist der Deutsche, Österreicher, Tscheche, der sein Zuhause unverschuldet verloren hat und darum kämpfen muss, sich ein neues Zuhause zu schaffen. Und das kann Jahre dauern.
Die Menschen von Swasiland, Mali und Afghanistan sind Opfer ihres eigenen Unvermögens. Denen helfe ich erst, wenn sie sich von ihren, die Bevölkerung drangsalierenden, Traditionen emanzipieren und wenn sie nur so viele Kinder in die Welt setzen, wie sie auch versorgen können.
Ich habe keine Lust, mich archaischen Traditionen, ob islamisch, animistisch oder christlich, zu unterwerfen. Und ganz bestimmt spende ich nicht zu Gunsten von Organisationen, die daraus ein Geschäftsmodell kreiert haben und deren Einnahmen in ihrer eigenen Organisation und den korrupten Empfängern versickern.
Meinungen sind nun mal Meinungen, und die dürfen geäußert werden. Aber der Autor scheut ja auch den Dialog nicht oder akzeptiert die Meinungen anderer Menschen ebenfalls, selbst wenn das bedeutet, dass er wegen seiner Meinung „hart“ angegangen wird. Finde ich vorbildlich. Wer nach dem Artikel von Herrn Moser doch noch spenden möchte, sollte das meiner Meinung nach auch tun, zum Beispiel hier: http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/hochwasser-in-sachsen/sachsen-helfen-sachsen–spendenaktion-der-leipziger-volkzeitung/r-hochwasser-in-sachsen-a-191754.html (ich persönlich halte Spendenaktionen auch hier in Deutschland auch nicht für eine Dummheit, um meine Meinung ebenfalls kund zu tun; was auch ich jedoch begrüßen würde, wäre die Bereitschaft unserer Bevölkerung, die gleichen Anzeichen von Hilfsbereitschaft und Solidarität AUCH für andere Länder in NOT zu zeigen, so wie es Herr Moser hier fordert.
Das passiert doch jedes Jahr, lieber Mephi.
2,3 Mrd haben die Deutschen 2010 gespendet.
http://www.brigitte.de/kultur/wissen/grosszuegig-1111052/
2012 waren es 2,5 Mrd.
Wenn Du mehr wissen willst, dann schau gerne hier:http://www.spendenrat.de/index.php?pressemitteilungen_2012
„Aber der Autor scheut ja auch den Dialog nicht …“
Hab ich da was verpasst? Sehe hier keinen Dialog. Sondern nur eine Meinung des Autors: „Festgemauert in der Erde“.
Herzlich, Paul