In seinem Text „Alter und Aussehen egal“ bringt Max Goldt seine Gedanken zu diesem Thema, die weitgehend meinen entsprechen, besser auf den Punkt als ich das könnte:
„Zum Thema Kinder und Krieg gibt es eine Floskel, die einem in der Kriegsberichterstattung des Fernsehens und in Spendenaufrufen immer, immer wieder und immer aufs neue begegnet: Die Kinder leiden am meisten darunter. Das ist eine anmaßende Behauptung, denn das Leiden kann man nicht messen. Zudem spricht die gesamte menschliche Erfahrung dagegen, daß die Leidensgröße mit dem Alter abnimmt. Zahnweh, Liebeskummer, Einsamkeit, das Gefühl, nichts wert zu sein – das ist in allen Lebensabschnitten gleich furchtbar. Warum sollen denn nun Kinder ausgerechnet unter einem Krieg mehr leiden als Ältere? Wer maßt sich an, die Nöte eines Soldaten im Schützengraben für geringer zu erachten als die eines Kindes? […] Worin sich Kind und Soldat unterscheiden, ist nicht die Intensität des Leidens, sondern des Mitleids, das Außenstehende empfinden. Das Mitleid mit dem Kind ist größer, weil es beim Leiden niedlicher aussieht. Nun steht aber das Mitleid selten in einer logischen Beziehung zum Leid des Bemitleideten.“
Den Vergleich mit Soldaten finde ich unpassend, weil der Soldat den Krieg mitfabriziert, was man den Kindern, so sehr sie einem im Einzelfall auf die Nerven gehen, nicht vorwerfen kann.
„Am meisten unter einem Krieg leiden wohl diejenigen, die von Kriegshandlungen unmittelbar betroffen sind. Alter und Aussehen egal.“