Mit kurzer Hose vor dem Weihnachtsbaum. Was dank Klimawandel seit Neustem auch in Mitteleuropa möglich ist, ist in Brasilien Normalität.
Bei mir stellt sich in den Tropen dennoch keine Weihnachtsstimmung ein. Da können noch so viele Lichtergirlanden über die Straßen gespannt werden und Weihnachtslieder im Kaufhaus erklingen. Und diese ganzen roten Mützen wirken einfach deplatziert. Selbst im Familiengericht in Salvador trugen zwei der Angestellten rote Weihnachtsmannmützen, während sie Antragsteller für Vaterschaftsfeststellungen registrierten.
Fast alle Brasilianer haben eine romantische Vorstellung von Schnee, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen habe. „Einmal im Leben möchte ich Schnee sehen, Schnee anfassen, Schnee essen!“ höre ich allenthalben. Als ich bei bei einer Anwaltskollegin in Lauro de Freitas zum Grillen eingeladen war, konnte ich mich vor Lachen kaum halten, als ich bei 35 Grad Hitze diese Dekoration an der Haustür sah:
„Let it snow!“, wie ein verzweifeltes Gebet, das keiner der vielen Götter Brasiliens kaum je erhört. Dabei gibt es durchaus Schnee in Brasilien, nur eben selten und in weniger besiedelten Hochlagen. In Rio de Janeiro schneite es zuletzt 1985, in Sao Paulo 1975. Und wenn es schneit, dann natürlich im Juni, Juli oder August. Keinesfalls zu Weihnachten.
Ich finde es erstaunlich, dass sich mehr als 500 Jahre nach der „Entdeckung“ Südamerikas keine eigene Weihnachtstradition herausgebildet hat, sondern im Hochsommer auf Männer in roten Mützen und mit Schlitten zurückgegriffen wird.
Wie mein Weihnachten aussieht? Ich gehe Wandern im Chapada-Diamantina-Nationalpark. Hier zwei Fotos von meiner letzten dreitägigen Wanderung als Vorgeschmack auf kommende Berichte:
Im Urwald zu schlafen ist hundert Mal besser als mit Leuten, die jedes Jahr das gleiche erzählen, um einen Baum zu sitzen, zu viel zu essen und Dinge geschenkt zu bekommen, die man nicht braucht.
Frohe Weihnachten! Alle Liebe und Gute, Jenni
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Hallo Andreas, schade dass wir uns in Salvador nicht mehr gesehen haben nach dem nächtlichen Pelourinho- Spaziergang. Verbringe Weihnachten in San José de Chiquitos / Bolivien, sehr nett hier und v.a. ruhig. Beste Grüße nach Brasilien, freue mich schon auf deinen Salvador- Bericht in den nächsten Monaten!! Wann gehst du nach Bolivien?
Hallo Dirk,
ich bin nach zwei Wochen in Salvador auch in ruhigere Gefilde geflohen und bin schon seit zwei Wochen in der Chapada Diamantina. Wunderschön!
Ich bin noch bis 31. Dezember hier, und am 1. Januar fliege ich nach Bolivien. In Sucre habe ich leider auf die Schnelle keine Wohnung gefunden, so dass ich ersteinmal nach Cochabamba ziehe.
Ich schreibe Dir noch eine E-Mail, vielleicht können wir in Bolivien ein Wiedersehen organisieren. Würde mich sehr freuen!