Bei der Vorbereitung meiner Reise zur Osterinsel kam mir natürlich wieder Kon-Tiki in den Sinn, eines der ersten Expeditionsbücher, das ich gelesen habe. Zwar segelte die Crew um Thor Heyerdahl 1947 nicht zur Osterinsel sondern weiter nördlich, doch die zugrundeliegende Frage, ob die Inseln Polynesiens von Asien oder von Südamerika aus besiedelt wurden, betrifft den gesamten Südpazifik.
Die Methodik Heyerdahls ist wissenschaftlich überholt. Heutzutage analysiert man DNA-Strukturen, um Wanderungsbewegungen zu rekonstruieren, anstatt 101 Tage auf einem nicht besonders navigationsfähigen Floß inmitten von Haien, die zur Abwechslung gerne mal einen Skandinavier verspeisen würden, zu treiben. Aber spannender war die Kon-Tiki-Expedition allemal. Nur so wurde ein bis dahin rein wissenschaftlicher Diskurs einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
2012 wurde die Erinnerung an die Expedition wieder wachgerufen als Kon-Tiki in die Kinos kam. Ein eher kitschiger Versuch, die Forschungsreise einer kitsch- und actiongewohnten Generation nahezubringen.
Wer jetzt denkt, das mit den Haien und Walen sei übertrieben, für den gibt es ein tolles Filmdokument: Aufnahmen von der Expedition aus dem Jahr 1947.
Mir war bisher nicht bewußt, dass die Abenteurer/Forscher auch filmten. Daraus entstand ein Dokumentarfilm, der unendlich beeindruckender als die Neuverfilmung ist. Dafür gab es 1952 sogar einen Oscar.
Hier noch ein Ausschnitt:
Um den gesamten Film zu sehen, müsst Ihr aber schon in das Kon-Tiki-Museum in Oslo gehen. Ein Taxi vom Osloer Hauptbahnhof bis zur Halbinsel Bygdøy, wo das Museum liegt, kostet passenderweise genauso viel wie ein Flug zum Tuamotu-Archipel.
1955 kam Thor Heyerdahl dann übrigens doch noch auf die Osterinsel. Auch hier vertrat er die Theorie der primären Besiedlung von Südamerika aus. Einfluss auf die Osterinsel hatter er aber schon vorher. Mit der erfolgreichen Kon-Tiki-Expedition war bekannt geworden, dass einfache Flöße hochseetauglich waren und dass man nur einmal die richtige Strömung erwischen musste, um ziemlich weit zu kommen. Dieses einmal ins Ohr gesetzte Floß ließ die Osterinsulaner nicht mehr los. Einige Familien bauten sich ihre eigenen Schiffe und flohen die 4258 km nach Tahiti.
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