Jeder kennt das: Man sitzt gerade bei McDonald’s oder sucht in der Stadtbibliothek nach dem neuen Roman von Karl May. Man hastet dem Bus mit der Nummer 5B hinterher oder spaziert ein weiteres Mal langsam durch den Park, um den Gang zum Zahnarzt aufzuschieben.
Genau dann, wenn man es weder erwartet noch wirklich brauchen kann, ruft der Muezzin. Auf zum Gebet! Fünf Mal am Tag. Ganz schön anstrengend, dieser Religionszirkus.
Also schnell den Teppich ausrollen und beten. Aber immer Richtung Mekka, sonst kann Gott einen nicht hören. Er kann ja nicht überall sein, oder?
Jetzt fängt das Problem an: Wo liegt nochmal dieses Mekka? Hm, da war doch Wüste, oder nicht? Also südlich von hier. Aber wo ist Süden? Schon wieder den Kompass vergessen (nur Pfadfinder können aus dem Stand der Sonne und der Uhrzeit Süden bestimmen). Wenn andere auch beten, macht man es einfach denen nach. Dabei gibt es keine Garantie, daß sich der Vorbetende nicht vertan hat und die ganze Kongregation nichtsahnend Richtung Wladiwostok betet. Das erklärt, warum täglich Millionen von Gebeten ungehört und unbeantwortet bleiben.
Im Iran, schon immer ein Vorreiter der Technik (Schach, Postwesen, Weltraumprogramm für Tiere), entdeckte ich eine Lösung für dieses Problem: Im Hotelzimmer war an der Decke ein die nach Mekka einzuschlagende Richtung andeutender Pfeil.
Da der Pfeil an der Decke anstatt auf dem Teppich angebracht war, konnte ich sogar beten, während ich entspannt auf dem Bett lag. Sehr praktisch!
Praktische Hinweise:
- Das Foto enstand während meiner ersten Iran-Reise im Hotel Eram in Shiraz. Gutes Hotel, zentral gelegen.
- In der Teestube ums Eck nach den „Spezialitäten“ fragen, dann wird man über einen sonst verschlossenen Aufgang in den zweiten Stock zu den zugekifften und vor der Eheschließung händchenhaltenden Gästen geführt. Eine zwischen 70 und 80 Jahre alte Frau schnorrte mich erfolgreich um eine Zigarre an, aber ihr Enkel brachte sie mit wortreichen Entschuldigungen zurück. Ich bestand auf der Spende. Taarof.
Links:
- Mehr Berichte aus dem Iran.
- Mehr über Religion.
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Herausforderungen ohne Ende, denen sich der Islam weltweit gegenüber sieht, wie z.B. der Frage, wann das Fastenbrechen während des Ramadans unter Mitternachtssonnen-Bedingungen möglich ist,
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-128239318.html
in welcher Richtung vom Südpol aus eigentlich Mekka liegt (Achtung: Fangfrage!):
http://www.adventure-antarctica.de/2008/03/27/sunset-panorama/
und wie sich eigentlich der moslemische Astronaut korrekt im Weltall bzw. erstmal in der Internationalen Raumstation verhält. Zu letzterer Frage gibt es extra ein Dokument, das eigentlich keine Frage offen lässt
Klicke, um auf a_guideline_ibadah_at_iss.pdf zuzugreifen
und unter Punkt 4.2 den Dresscode nicht nur für den moslemischen Astronauten, sondern auch gleich den für seine Kollegin festlegt:
“A Muslim astronaut need to cover his aurat where:
a. Aurat for male is from the navel to the knee.
b. Aurat for female is the entire body except for her face and hands below the wrist.”
http://de.wikipedia.org/wiki/Aura_%28Islam%29
Tja, womit ein für allemal klargestellt wäre, dass ein pfadfinderhaftes Beinkleid, wie es Commander Sunita Williams in ihrem eigentlich doch recht informativen und streckenweise sogar faszinierenden Video trägt
gar nicht geht – von ihrer Kollegin Karen Nyberg
ganz zu schweigen …
Konfektionsmäßig voll korrekt hingegen diese Ausstattung
http://www.nasa.gov/topics/history/features/mercury7.html
und ganz besonders natürlich diese
http://www.cnet.com/pictures/john-glenn-and-friendship-7-we-have-50-years-photos/14/#!
Um zur Anfangsfrage zurückzukommen: Wo also liegt Mekka? Antwort: Das kommt ganz drauf an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mecca
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fmecka
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinmecka
Den Artikel im SPIEGEL über Norwegen hatte ich schon gelesen, aber vielen Dank für diese Linksammlung!
Aus Klein- und Großmecka in Thüringen könnte man eigentlich einen Wallfahrtsort machen. Ich sehe da ein potentielles Milliardengeschäft.
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