Paragraphenreiterei

Ich finde es ja grundsätzlich gut, wenn Hauseigentümer ihre Garagenwände mit Auszügen aus Gesetzestexten und insbesondere aus der Verfassung schmücken.

Aber das Grundgesetz hat Artikel, keine Paragraphen!

Für Wohnungsgesellschaften und andere Großgrundbesitzer böte sich übrigens auch der Abdruck von Art. 15 GG an.

(Fotografiert in Gosen, Brandenburg, während meiner Frühlingswanderung.)

Avatar von Unbekannt

About Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
Dieser Beitrag wurde unter Deutschland, Recht, Verfassungsrecht veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Responses to Paragraphenreiterei

  1. Avatar von Christoph Christoph sagt:

    Bezüge auf das Grundgesetz in ostdeutschen Provinzlagen bedingen immer eine gehörige Portion Skepsis.

    Steht auf der Rückseite des Gebäudes irgendwas von Art. 146 oder Art. 20 Abs. 4?

  2. Avatar von hanselmar hanselmar sagt:

    Hier sollte man nachsichtig sein. Die Burger in den neuen Bundeslandern haben erst nach 1990 versucht sich mit dem sogenannten Grundgesetz vertraut zu machen. Da kann es schon mal passieren dass Artikel mit Paragraph verwechselt wird. Das sollte man nicht als Schelte an den neuen Bundeslandern verstehen denn auch bei den Besserwessis ist nicht jeder Jurist der gleich den Unterschied zwischen Artikel und Paragraph erklaren kann. Das Wort Paragraph ist sicherlich interessanter als Artikel denn auf jeder deutschen Schreibmaschine gibt es ein Zeichen fur Paragraph, aber fur Artikel habe ich noch kein Zeichen gefunden.

    • Früher, als ich auf Reisen noch in Internet-Cafés oder in öffentliche Bibliotheken ging, um den Urlaub mit Arbeit zu vergeuden, bin ich oft verzweifelt, weil ich auf Computer-Tastaturen in den USA, in der Türkei oder in Israel kein Paragraphen-Zeichen gefunden habe.
      Ich musste dann jeweils eins aus dem Internet kopieren und einfügen.

      Noch viel nerviger war aber die Abwesenheit von Ä, Ö und Ü sowie dem ß, das damals vor der Rechtschreibreform noch wichtiger war.
      Aber das kennst du ja, wenn du auf einem maltesischen Computer schreibst.
      (Am verwirrendsten fand ich in Marokko, dass auch Punkt und Komma und Klammern irgendwo anders sind. Ich habe immer ewig gebraucht für eine E-Mail.)

    • Die DDR-Verfassung hatte und die Verfassungen der Bundesländer haben übrigens auch Artikel anstatt Paragraphen.

      Aus der Reihe tanzt eigentlich natürlich wieder Bayern, wo auch einfache Gesetze wie die Bauordnung oder das Denkmalschutzgesetz über Artikel verfügen. Das soll wohl zeigen, dass in Bayern alles mindestens so wichtig ist wie die 10 Gebote.

Hier ist Platz für Kommentare, Fragen, Kritik: