Ab Januar 2016 werde ich für mindestens drei Monate einen Stützpunkt in Bolivien aufschlagen.
Wozu eine Basis, wenn ich doch eigentlich reisen will?
Ich fühle mich zwar bekanntermaßen überall sofort zuhause und lebe mich schnell ein, aber zum Arbeiten und vor allem zum Schreiben benötige ich doch die Ruhe, die erst einkehrt, wenn ich nicht mehr aus dem Rucksack lebe und meinen Schreibtisch nicht alle drei Tage räumen muss.
Da ich die nächsten Jahre in Lateinamerika verbringen möchte, sollte ich Spanisch lernen. Um die dafür notwendige Struktur in meinen Tagesablauf zu bringen, ist ein etwas festerer Wohnsitz hilfreich.
Auch finanziell ist es wesentlich günstiger, für ein paar Monate eine Wohnung zu mieten als jeweils nur Zimmer auf Tages- oder Wochenbasis.
So eine Basis erleichtert sogar das Reisen, weil ich nicht mehr ständig all meine Bücher, den Laptop und den ganzen Kram rumschleppen muss (sagt der, dessen gesamter Besitz in zwei Taschen paßt), sondern alles zuhause lasse und jeweils nur mit einem leichten Rucksack für ein paar Wochen auf Tour gehe.
Warum Bolivien?
Im Zentrum Südamerikas gelegen, bietet sich Bolivien schon geographisch an.
Aber viel wichtiger: Ich glaube, dass Bolivien ein Land ist, das mir liegt und das zu mir passt. Die Berge, die geringe Bevölkerungsdichte, das relativ milde Klima (im nicht-tropischen Teil des Landes). Es ist natürlich gefährlich, sich vorab ein Bild von einem Land zu machen, aber ich stelle mir Bolivien genauso vor wie ich selbst bin: ruhig, entspannt, naturnah, freundlich, eher politisch interessiert als ein Partymensch, eher an Substanz als an Oberflächlichkeit interessiert, zivilisiert, aber mit Understatement. Einfach liebenswürdig. Aber dennoch voller Abenteuer.
Insbesondere nach dem ständig feiernden oder am Strand liegenden Brasilien, das für meinen Geschmack ein bißchen zu laut und hedonistisch ist – obwohl ich natürlich auch das andere Brasilien kennengelernt habe -, freue ich mich auf einen Rückzugsort in den Bergen.
Und wo genau in Bolivien?
Mein Traumziel war Sucre, die außerhalb Boliviens weitgehend unbekannte konstituionelle Hauptstadt und Sitz des Verfassungsgerichts. Mit 240.000 Einwohnern und einer durchgehenden Höchsttemperatur von 20 Grad – in Brasilien erleide ich das doppelte davon – scheint diese Stadt auf 2.800 m Höhe genau in das Raster zu passen, dass sich nach meinen verschiedenen Erfahrungen langsam herausbildet. Allerdings habe ich hier auf die Schnelle keine Wohnung gefunden.
Also ziehe ich erst einmal nach Cochabamba, mit 630.000 Einwohnern zwar größer als ich es benötige, doch viele Leute von dort haben mir versichert, dass es sich in der viertgrößten Stadt Boliviens wie in einer Kleinstadt lebt. Mal sehen. Das Klima ist jedenfalls perfekt: Mit Höchsttemperaturen von 25 Grad das ganze Jahr über wird Cochabamba die Stadt des ewigen Frühlings genannt. Und als ich dann noch sah, dass in dieser Stadt in den bolivianischen Bergen nächstes Jahr schon zum 27. Mal das Bertolt-Brecht-Theaterfestival stattfindet, sagte mein Herz schneller „ja“ als meinem Gehirn noch irgendwelche Fragen einfallen hätten können.
Für die Entscheidung, in welches Land und in welche Stadt ich ziehe und welche Wohnung ich miete, habe ich übrigens zwei Tage benötigt. Weniger Zeit, als manche Menschen über den Kauf eines Telefons oder einer Waschmaschine grübeln.
Bolivien ist ein wunderbares Land, die Städte dort total unterschiedlich. Ob Sucre, Potosi, Cochabamba oder La Paz, alle eigenen sich gut als Station um den Rest des Landes zu erkunden. Ich wünsche dir viel Freude dort.
Vielen Dank für die Wünsche und für die Bestätigung meiner Entscheidung.
Ich war vor vielen Jahren 4 Monate in Südamerika unterwegs, auch lange in den genannten Städten. Überall haben wir tolles erlebt. Ich bin neidisch. Genieße die Zeit.
wow super! viel Freude und schöne Fotos.
Vielen Dank!
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Sucre ist eine gute Wahl. Dort hätt‘ ich’s auch länger ausgehalten. Kultiviert und preiswert. Ist jetzt schon 2 1/2 Jahre her. Aber mein eigentliches Bolivien-Ziel war Tiahuanaco (der archäologische Hotspot zwischen La Paz und dem Titicaca-See). Ich wünsch Dir viel Spaß. Mein Brasilien-Projekt ist leider geplatzt, also schmarotze ich bei fremden Erfahrungen mit.
Wenn mir Cochabamba zu groß ist oder mir Sucre besser gefällt, verlege ich nach den ersten drei Monaten meine Basis vielleicht doch noch nach Sucre.
Auf Tiahuanaco bin ich auch schon gespannt!
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