Lichtspiel

Ich wohne zur Zeit für ein paar Monate in Ammerthal, dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin.

„Aber da gibt es doch kein Theater, kein Kino, keinen Diskussionsabend der Philosophischen Fakultät?“ fragen meine Freunde aus London, Paris und Moskau besorgt-mitleidig.

Das stimmt. Deshalb gehen wir abends aufs Feld und schauen uns den Himmel an. Gestern gab es ein ganz besonderes Spektakel. Mindestens zwanzig Minuten lang blitzte und erleuchtete der Himmel ohne Unterlass, ohne starken Donner und ohne Regen. Wie ein Gewitter, bei dem jemand den Lichtregler zu hoch und Lautstärke und Niederschlag zu niedrig eingestellt hat.

Blitz2Blitz3Blitz4Blitz5

Erst als plötzlich Hagelkörner so massiv auf uns herabprasselten, dass sie meinen fotografierenden Vater an Flächenbombardements im Zweiten Weltkrieg erinnerten, machten wir uns vom Acker.

Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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2 Antworten zu Lichtspiel

  1. C schreibt:

    Dazu fällt mir folgendes etwas melancholische Gedicht ein:

    In der Fremde
    Joseph von Eichendorff

    Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
    Da kommen die Wolken her,
    Aber Vater und Mutter sind lange tot,
    Es kennt mich dort keiner mehr.

    Wie bald, ach wie bald kommt die stille Zeit,
    Da ruhe ich auch, und über mir
    Rauscht die schöne Waldeinsamkeit,
    Und keiner kennt mich mehr hier.

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