Der Mythos vom Azorenhoch

Jahrelang kann man durch mehr als 60 Länder tingeln, und es juckt keinen.

Aber wenn man auf einer Insel ist, dann melden sich plötzlich alte Bekannte und Unbekannte: „Oh Andreas, ich habe gerade zufällig an dich gedacht.“ Wenn Leute schon so anfangen, wollen sie immer etwas, meist juristischen Rat. „Was, wo bist du? Ach, auf einer Insel. Da komme ich dich doch gleich besuchen!“ Diese Inselfaszination ist selbst ein Faszinosum, denn Siebenbürgen oder Montenegro wären eigentlich viel interessanter als so ein Vulkan im Meer.

Und jetzt, wo ich auf den Azoren bin, kommt die Assoziation mit dem Azorenhoch dazu. Diesem Hochdruckgebiet schieben die Europäer gerne die Schuld für das schöne Wetter in die Sandalen.

Aber ich, unermüdlich recherchierend, kann Euch sagen: Das Azorenhoch wohnt gar nicht auf den Azoren! Es entsteht gewöhnlich viel weiter südlich, in den Subtropen. Nur weil es im Nordatlantik außer den Azoren weit und breit keine anderen Bezugspunkte gab, wurde es eben nach der Inselgruppe benannt.

azorenhoog

Was das für die Azoren bedeutet, könnte ich jetzt anhand von Rossby-Wellen, dem Polarjetstrom, Zyklonen und Druckgradienten erklären, aber ich bringe es lieber auf den Punkt: Die Vorstellung vom ewig schönen Wetter auf den Azoren ist Mumpitz!

Klar, oft sieht es so aus:

Piedade walk (1)

clouds on Faial (3)

Wellen

Aber dann kommt wieder so eine Woche.

Azorenhoch

Beziehungsweise so eine Wettervorhersage. Das muss man abgrenzen, denn beides hat nicht viel miteinander zu tun. Man merke sich einfach, dass man jeden Tag alles erleben kann, und zwar mehrfach. Heute lag ich zum Bespiel mittags in der Wiese und habe die Sonne genossen und die Wolken bewundert. Jetzt schüttet es gerade wie wild. Und am Abend gibt es vielleicht wieder einen herrlichen Sonnenuntergang mit Pizza am Strand.

An einem anfänglich wunderschönen Tag bin ich mal auf den Vulkan gestiegen. Als ich oben war, sah es so aus:

Weil die Wolken an den Vulkanbergen hängenbleiben, kann man dem Regen gewöhnlich entkommen, indem man auf die andere Seite der Insel fährt. Aber wenn man langsam ist, hat sich alles schon wieder gedreht, bis man vom Norden in den Süden gefahren ist.

Aber mir passt das Wetter hier. Es ist nie zu kalt, nie zu heiß, und nie eintönig. Selbst wenn man mal nass wird, trocknet einen die Sonne bald wieder. Und wenn man denkt „uff, ist das heiß“, schieben sich wie auf Bestellung ein paar Wolken vor die Sonne.

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Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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