Vor dem Rathaus steht Antonio mit einem, nein, gleich mehreren Schildern gegen hohe Steuern und Abgaben.
Gegen welche, frage ich.
„Alle!“
Ich bohre weiter und erfahre, dass es um so etwas wie eine Immobilienwertzuwachssteuer geht, die er dafür zahlen muss, dass er jetzt in der Wohnung seiner vor zwei Jahren verstorbenen Mutter wohnt. Und wenn man nicht bezahle, werde einem die Wohnung weggenommen. Er habe nur 436 Euro Rente im Monat und könne sich das nicht leisten.
Deshalb steht er jeden Tag vor dem Rathaus. Seit zwei Jahren. Nur nicht am Wochenende, da geht er in die Kirche.
Was mit der Wohnung passiert ist, frage ich besorgt.
„Da wohne ich noch immer. Ich kann die Steuern in Raten abbezahlen.“
Und nach Hause fährt er wahrscheinlich mit dem steuersubventionierten Bus. (Rentner, die weniger als 800 Euro im Monat verdienen, können den Bus kostenlos nutzen.)
„Arriba España!“ ruft er zum Abschied einen Schlachtruf der Franco-Diktatur. Vielleicht geht es Antonio gar nicht um die Steuern.

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