Heute ist der Weltfrauentag, aber viele scheinen nicht so richtig zu wissen, was sie damit anfangen sollen.
- Es ist KEIN Tag für diejenigen, die den Valentinstag vergessen haben,
- EBENSOWENIG eine zweite Chance für diejenigen, deren Objekt der Begierde sich seitdem schon wieder geändert hat.
- Es ist KEIN Tag, um Blumen, Herzchen oder andere kitschige Bilder an seine Facebook-Freundinnen zu schicken.
- Es ist NICHT der Muttertag.
- NICHTS wird dadurch erreicht, dass man einen „Fröhlichen Frauentag“ wünscht.
- Und es ist absolut KEIN Tag, an dem Unternehmen „Sonderangebote zum Frauentag“ offerieren sollten.
Dieser Tag ist ein Tag des Kampfes!

Wie diese italienischen Partisaninnen zeigen, könnt Ihr dabei ja immer noch modisch auftreten, wenn Ihr wollt, aber die Waffen und der Kampf sind das Wichtige.
Der 8. März ist ein politischer Tag, ein Tag der Gleichberechtigung, der gleichen Teilhabe, sowohl politisch wie auch wirtschaftlich und sozial. Sonderangebote von Schminksets oder Geschirrspülmittel zum Frauentag sind eher kontraproduktiv, wenn man will, dass Frauen über den Status von Barbiepuppen hinauskommen.
Nur in Bolivien scheint man verstanden zu haben, worum es geht:

Links:
- Mehr aus Bolivien, einem in vielerlei Hinsicht vorbildlichen Land.
- Über die Partisaninnen in Jugoslawien.
Pingback: International Women’s Day | The Happy Hermit
Ja, wir brauchen dringend noch mehr Frauenbevorzugungsprogramme für die privilegierten, weißen und verwöhnten Akademikerinnen, die im heutigen Feminismus den Ton angeben und die inzwischen an nahezu allen Schaltstellen der großen Medienplattformen prominent vertreten sind.
Männliche Problemlagen (ich rede von Deutschland) wie die hohen Schulabbrecherquoten, Selbstmordraten, tödliche Arbeitsunfälle, geringe Lebenserwartung und Obdachlosigkeit müssen dahinter selbstverständlich zurückstehen.
Auch das reaktionäre Modell der Alleinerziehung (Frau die Kinder, Mann zahlt) aus den 50iger Jahren darf gerne bestehen bleiben, da es ja schließlich um weibliche Macht geht. Als direkt betroffener Vater von zwei Kindern kann ich dir versichern, dass einem da echt die Augen übergehen, wenn man sich mit der Materie befassen muss.
Unsere Töchter können jedenfalls ALLES werden, sie müssen aber auch wollen
Ich halte nichts davon, Feminismus als einen Wettkampf von Frauen und Männern um Positionen zu betrachten. Und manche der von Dir angesprochenen Probleme, die statistisch viel häufiger bei Männern auftreten (Kriminalität könnte man noch erwähnen), liegen vielleicht auch an Geschlechterstereotypen. Wenn Männer nicht so schnell als Versager gebrandmarkt werden, wenn etwas im Leben nicht gelingt, würden sie sich vielleicht seltener umbringen. Wenn das Stahlwerk oder der Hafen mehr Frauen einstellt, wären auch die Arbeitsunfälle ausgeglichener. Wenn Männer sich nicht über starke Autos und hohes Tempo definieren würden, wäre ihre/unsere Lebenserwartung höher.
Zur Obdachlosigkeit würde ich anfügen wollen, dass vor allem Frauen von der versteckten Obdachlosigkeit betroffen sind, d.h. sie leben nur deshalb nicht auf der Straße, weil sie bei einem Mann auf der Couch unterkommen, oft gegen Sex.
Die Aufteilung der Erziehung macht jedes Paar für sich aus (zumindest bis zur Trennung), aber natürlich auch in einem gesellschaftlichen Rahmen. Solange Männer ungern in Teilzeit wechseln, solange Männer lieber eine hübsche als eine kluge Frau haben, solange Männer froh sind, wenn die Frau zuhause sind, solange wird sich nichts daran ändern, dass bei der Trennung die Familiengerichte das Sorgerecht (oder zumindest das Aufenthaltsbestimmungsrecht, also das physische Sorgerecht) überwiegend der Mutter zusprechen. Die Unterhaltspflicht ist dann eine ganz automatische Konsequenz.
Ich will beileibe nicht kleinreden, dass es da in der Rechtspraxis viele Probleme und viel Denken „aus den 50iger Jahren“ gibt, das habe ich als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht oft genug erlebt. Wenn ich meinen überwiegend männlichen Mandanten empfohlen habe, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um sich mehr in die Kindererziehung einzubringen (und die Unterhaltspflicht zu verringern, wobei zugegeben und verkomplizierenderweise das Problem des Fiktiveinkommens besteht), dann haben fast alle entrüstet abgelehnt.
Wie gesagt, insbesondere im Sorgerecht will ich keinesfalls bestreiten, dass Frauen Kinder oft als Machtinstrument missbrauchen oder einen natürlichen Anspruch auf die Alleinerziehung behaupten (100% aller internationalen Kindesentführungsfälle, an denen ich beteiligt war, wurden von Frauen begangen). Aber es würde auch helfen, wenn sich Männer weniger über Geld, Status und Autos definieren würden, vor allem weil sie damit gerade die falschen Frauen anziehen.
Aber am besten bleibt man sowieso allein.
Hat dies auf Ruhrköpfe rebloggt und kommentierte:
„Heute ist der Weltfrauentag, aber viele scheinen nicht so richtig zu wissen, was sie damit anfangen sollen“
Andreas Moser schrieb dazu bereits 2019 auf seinem Blog „Der rasende Reporter“. Die Kommentare sind ebenfalls lesenswert.
Vielen Dank für die Verlinkung und für den Hinweis auf etliche interessante Blogs!
immer gern und danke für deinen Beitrag 🙂
Wenn wir Frauen so viel Macht haben, warum bekommen wir dann immer noch weniger Geld für die gleiche Arbeit? In Dänemark ist das jedenfalls immer noch so.
In Deutschland ist das auch so, und teilweise sogar im gleichen Unternehmen. Da sitzen ein Mann und eine Frau im gleichen Büro, machen die gleiche Arbeit, aber der Typ bekommt mehr bezahlt. (Und hat bessere Aufstiegschancen.)
Bei solchen Fällen würde es schon helfen, wenn Kollegen und Kolleginnen offener über ihre Gehälter sprechen würden und notfalls Rabatz machten.
Ich fürchte, da sind eine ganze Menge Gründe am Werk:
Einerseits ist Kapitalismus männlich dominiert. Männer haben viel mehr Vermögen, Männer besitzen mehr Unternehmen. Also treffen auch Männer die Entscheidungen, und da denken sie ganz automatisch zuerst an andere Männer.
Ich glaube, Männer (aber auch manche Frauen) denken manchmal, dass eine Frau den Job nicht so wichtig braucht wie ein Mann, sondern dass sie halt ein bisschen zum Familieneinkommen dazu verdient.
Der große Karriere- und damit Einkommenskiller ist aber oft das Kind.
Ich verzweifle, wenn ich sehe, wie selten es noch immer ist, dass Mann und Frau sich die Kindererziehung teilen. Anscheinend geht die Mehrheit (auch der Frauen?) davon aus, dass das Frauensache sei. Also ist die Frau zwei, drei Jahre zuhause, und das fehlt natürlich im Lebenslauf, in der Erfahrung, bei den Kundenkontakten, vielleicht auch beim Selbstbewusstsein.
Aber solche privaten Entscheidungen fallen natürlich nicht im luftleeren Raum, sondern in einer Gesellschaft, die die arbeitende Frau als herzlose „Rabenmutter“ und den kinderbetreuenden Vater als bemitleidenswerten „Looser“ sieht.
Auch der Partnerschaftsmarkt ist ein wichtiger Faktor, denke ich. Und der ist komischerweise auch ziemlich traditionell verhaftet. Nur wenige Frauen finden es sexy, wenn der Mann wenig verdient oder keine Karriere macht. Männern hingegen ist das egal, solange die Frau hübsch ist. Manche wollen sogar eher eine nicht-erfolgreiche Frau, weil sie sich dann selbst stärker und besser vorkommen.
Mit anderen Worten: Männer stehen unter stärkerem Druck, mehr zu verdienen, während Frauen anderweitig ihre Marktchancen erhöhen können.
Wenn man sich Tinder-Profile durchliest (ich mache das naturgemäß nur bei Frauen), kann man echt erschrecken, wie oft Frauen dieses traditionelle Rollenverständnis wollen. Und das sind nur die, die es explizit sagen.
Aber auch so ein Rollenverständnis kann nur in einem System mit wirtschaftlicher Ungleichheit (Feudalismus oder Kapitalismus) entstehen, weshalb ausweislich der Forschung die Paarbeziehungen in den sozialistischen Staaten ausgeglichener waren: https://amzn.to/3lAc6zk (Kurzfassung der These: Wenn Männer nicht mit Geld und Autos angeben können, weil jeder gleich viel verdient, müssen sie sich viel mehr um Frauen bemühen und charmanter, kreativer und unterstützender sein.)
Vielleicht also kein Zufall, dass uns das dämliche Prinzessinnennarrativ immer noch von Hollywood unter die Nase gerieben wird.
Die jüngeren Männer in Dänemark wollen sich oft gerne mehr in die Kindererziehung einbringen und mehr Zeit mit ihnen verbringen, da steht dann eher der Arbeitgeber im Wege. Sie gehen auch mit dem Kinderwagen usw. in der Hinsicht hat ein Umdenken begonnen.
Gut, dass doch etwas Wahres dran ist an dem Image vom fortschrifttlichen Skandinavien!
Irgendwann muss ich mal vorbeikommen und mir einen eigenen Eindruck verschaffen.
Lieber Andreas, ich hab vorhin bei Annette zum Partisanenbild kommentiert, sie verwies mich an dich: mein Kommentar sollte bei dir stehen.
Selbst habe ich auch was zum Frauentag gebloggt.Falls es dich interessiert: https://gerdakazakou.com/2021/03/08/8-3-2021-will-ie-am-frauentag/
Will.ie ist eine Kunstfigur, die das laufende Jahr 2021 repräsentiert. Wurde als Junge mit dem Namen Will.i (Ich will) am ersten Januar geboren und wurde bei einem Trip in die USA zu einer Frau (Will.ie).
sich selbst entwaffenen
ob Frau ob Mann
bevor man den Bösen
den anderen
den Gewehrlauf
vor deren Herz
und Kopf hält
Sehr cool. Danke für den Beitrag. Polnische Frauen halten seit einigen Jahren jedes Jahr am achten März Protestmärsche ab, um auf die zunehmende Beschneidung der Frauenrechte aufmerksam zu machen. Aufgrund der geänderten Gesetzeslage zum Abtreibungsgesetz war diesmal ganz 2020 ein Protestjahr. Seit den 2000er Jahren gibt es die Frauenbewegung der Manifa schon. Ich denke, die wird an Zulauf noch zunehmen.
Jedenfalls, danke für die Richtigstellung. Denn viele denken, mit ein paar Blümchen ist es am Weltfrauentag getan… 🙂
Ich bin so ein Feminist, ich schenke nicht mal zum Valentins- oder Geburtstag Blumen. 🙂
Löblich 😉 Blumen braucht kein Mensch… gut, vielleicht im Garten und im Frühjahr. Ansonsten nicht 😉
Pingback: Der Weltfrauentag in Polen - Frauenrechte statt Tulpen und Pralinen - windrose.rocks
Ich bewundere die gut gestylten Damen (und Männer) auf dem Foto. Italien, ich weiß, seufz… Ich kann (ähm, und will! Das habe ich schon mehrfach erklärt, will auch nicht diskutieren, ob das aus dem nicht-können erwächst) da nicht mithalten. Aber etwas Bewunderung, Neid und Sehnsucht spüre ich. Aber: ich kann die kleidsam schwarz – öligen Maschinenpistolen trotzdem nicht gutheißen! Scusi, aber das ist mir zu viel tödliche, blutige, schmutzige Gewalt!
Aber es ging doch gegen Nazis und Faschisten!
Ich kann da auch nicht ganz mithalten, aus finanziellen Gründen und vor allem, weil ich meist nur mit einem kleinen Rucksack unterwegs bin, in dem alle Kleidung zwischen schweren Büchern zerdrückt wird.
Aber gerade habe ich wieder eine Lanze für etwas Stil, auch in verzweifelten Situationen, gebrochen:
https://andreas-moser.blog/2021/09/11/erschiessungskommando/
Das alte Problem mit der Gewalt… wann ist sie gut? Wann nicht? Warum doch wieder? Gandhi hat das auf seine Weise gelöst. Damit tue ich mir auch schwer. Aber ich habe mir einst geschworen, keine Waffe auf Menschen zu richten. Bisher habe ich das gehalten und hab’s auch weiter vor. Da mögen Guareschis Helden anders agieren.
Dass die fotogenen Damen gegen Faschisten kämpften kann man annehmen, aber nicht dem Bild entnehmen (wieder ein Hinweis auf das zugrundeliegende Problem!). Speziell mit einer MP läßt sich schlecht vorhersagen, wen alles man trifft… Und wir wissen alle, dass die Gewaltorgien jeder Coleur gerne genutzt wurden, um persönliche Rechnungen zu begleichen und persönliche Bereicherung zu gewährleisten. Denn die Waffen trugen (und tragen) alle, die „Guten“ und die „Bösen“ und die wirklich Bösen sowieso.
Um so wichtiger der politische Kampf gegen das gegenwärtig offenbar für up to date gehaltene politsiche Bräunungsstudio.
Pingback: Lissabon in Zeiten von Corona, Cholera und Kokain | Der reisende Reporter
Pingback: Flaschenpost vom Müggelsee | Der reisende Reporter