Vor dem Erschießungskommando, aber stilvoll

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Auf einem befreundeten Blog stieß ich auf dieses Foto von Hauptmann Carlos Fortino Sámano, wie er 1917, während der Mexikanischen Revolution, vor einem Erschießungskommando steht. Bitte fragt nicht nach Details zu dieser Revolution/Bürgerkrieg, denn die war noch komplizierter als die russische Revolution/Bürgerkrieg. Vielleicht war der Offizier der Konstitutionalistischen Armee selbst so verwirrt von dem 10-jährigen Kampf zwischen Föderalisten, Konstitutionalisten, Konventionisten, Carrancistas, Felicistas, Huertistas, Maderistas, Magonistas, Margaritas, Orozquistas, Porfiristas, Reyistas, Villistas, Zapatitas und den Deutschen, die, wie auf diesem Blog bereits mehrfach nachgewiesen wurde, so ziemlich für alles historische Unheil auf diesem Planeten verantwortlich zeichnen, dass er es vorzog, erschossen zu werden.

Hände in der Hosentasche, Hemd, Hut, Zigarre und cool, das erinnert frappierend an einige meiner eigenen Fotos. Zum Beispiel dieses, aufgenommen nach der Entdeckung von Clint Eastwoods Zigarrenvorrat in einer kleinen Stadt in Andalusien.

Oder als ich einmal auf dem Friedhof von Piura in Peru einem Fotografen vor die Flinte, ich meine Linse lief.

Weil ich das Foto von 1917 bisher noch nie gesehen hatte, bin ich tatsächlich erstaunt ob der Ähnlichkeiten. Habe ich endlich entdeckt, wessen Reinkarnation ich bin? Das würde auch erklären, wieso ich plötzlich Spanisch sprechen konnte.

Jedenfalls finde ich, dass man das Haus sowieso nur so verlassen sollte, wie wenn man auf dem Weg zum Erschießungskommando wäre. Und Ihr wollt doch nicht, dass Ihr für die Nachwelt in kurzen Hosen und Flip-Flops festgehalten werdet, oder?

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Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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14 Antworten zu Vor dem Erschießungskommando, aber stilvoll

  1. Pingback: Facing the Firing Squad in Style | The Happy Hermit

  2. nomadenseele schreibt:

    „die, wie auf diesem Blog bereits mehrfach nachgewiesen wurde, so ziemlich für alles historische Unheil auf diesem Planeten verantwortlich zeichnen“

    Ich habe dieses Blog immer geschätzt, aber nun werfe ich Sie sowohl aus dem WP-Reader als auch aus dem Feed-Reader raus.
    Soviel Selbsthass und Quatsch muss man erst einmal hinbekommen. Wahrscheinlich sind die Deutschen für Sie auch noch am Untergang der Titanic und an der beinahen Ausrottung der indigenen Bevölkerung Australienes und Nord- und Lateinamerikas schuld, nicht wahr?

    Mit Ihnen und Ihrem therapiebedürftigen Selbsthass will ich nichts mehr zu tun haben.

    • sinnlosreisen schreibt:

      Wow, da ist aber Jemand empfindlich. Ich würde es nicht Selbsthass nennen, sondern Selbstironie oder Selbstkritik. Und das hat noch Niemandem geschadet. Aber Humor ist manchmal eigenartig; der eine findet es lustig, der andere nicht.

    • Andreas Moser schreibt:

      Eigentlich ist das nur ein „running gag“, mit dem ich monokausale Erklärungen in der Geschichtswissenschaft aufs Korn zu nehmen versuche.

      Das mit der Titanic stimmt allerdings, weil dieses eigentlich gemütlich schwimmen wollende Dampfschiff wegen des unerbittlichen deutschen U-Boot-Krieges, der auch vor dem Versenken von Passagierschiffen keinen Halt machte, zum Volldampf voraus gezwungen war.

      In den Gewässern vor den nord-, mittel- und südamerikanischen Küsten liegen noch immer Hunderte von Schiffen dieser deutschen Politik im Ersten Weltkrieg.

      Und Sie haben Recht: Die deutschen Siedler auf anderen Kontinenten waren genauso völkermörderisch unterwegs wie die anderen europäischen Ursprungs.
      Außerdem mussten die Nichteuropäer wegen des deutschen Nationalhelden Martin Luther doppelt, nämlich katholisch und protestantisch, missionieren, was doppeltem Unheil führte.
      Schließlich waren Spanien, Portugal, Italien und England nur zum Kolonialismus gezwungen, weil sie nicht mehr Teil des Römischen Reichs waren, nachdem dies durch den Einfall der German zerstört worden war.

      Zu Quatsch stehe ich. Selbsthass ist das nicht. Allenfalls ein kleiner Seitenhieb gegen nationalistische Heldenerzählungen.

      Gegen Humor gibt es keine Therapie. Und falls doch, hoffe ich, dass sie nicht anschlägt.

    • nomadenseele schreibt:

      Ich muss mich entschuldigen, für allem für meine vollkommen unangemesse Wortwahl.

      Ich bin nur zunehmend genervt, was diesen typisch deutschen Selbsthass angeht.

    • Andreas Moser schreibt:

      Danke für die Entschuldigung!

      Aber ich fände das auch keinen „Selbsthass“, wenn man ein Land kritisiert. Man selbst ist ja schließlich nicht das Land, insbesondere nicht das Land aus dem 18., 19, oder 20. Jahrhundert, falls man überhaupt immer vom gleichen Land sprechen kann. Schließlich scheint Deutschland sich selbst so zu hassen, dass es sich regelmäßig selbst zerstört – und die Welt gleich mit.

    • deingruenerdaumen schreibt:

      Da ist ja wohl was dran. Und Deutschland schafft es, sich jedes mal wieder zu erheben und vom „Katzentisch“ in die erste Reihe zu gelangen. Das muss man ihnen einmal nachmachen. Helmut Schmidt meinte, ihm sei nicht wohl um sein Land, wenn es zu erfolgreich sei.

  3. Pingback: Paul Marchand – Die Dämonen des Krieges |

  4. benwaylab.com schreibt:

    Die Ähnlichkeit zwischen Dir und Carlos Fortin Samano ist in der Tat frappierend!

    Ich finde das Foto ebenfalls auf so vielen Ebenen faszinierend. Es fängt in seinem Bedeutungsgehalt so vieles auf und ich finde, dass es mindestens so symbolvoll ist, wie der sterbende spanische Republikaner von Robert Capa.
    Seltsam, dass das Bild so unbekannt ist.

    Wenn man es ansieht und sich klar macht, dass der darauf Abgebildete nur wenig später nicht mehr unter den Lebenden weilte und er trotz allem Würde und Widerstandswillen ausstrahlt, dann werden die eigenen Alltagsärgernisse auf einmal ganz klein und unbedeutend.

    Ich wünschte, ich könnte in vielen Situationen, diese Attitüde ausstrahlen.

    • Andreas Moser schreibt:

      Ich schaffe es auch nicht immer.
      Aber innere Ruhe hilft schon. Das Wissen darum, dass die meisten Dinge gar nicht so wichtig, und vor allem fast nie dringend sind.
      Wenn man böse ist, könnte man sagen, dass ich ein bisschen langsam bin. Aber ich finde das stilvoller (und gesünder) als die Leute, die immer sofort auf alles reagieren und dann ein bisschen panisch rüberkommen.

      Vielleicht helfen die Zigarren aber auch nicht nur optisch, sondern machen einen tatsächlich langsamer.

      Was den Stil anbelangt, muss man einfach experimentieren. Und irgendwann stellt man fest, worin man sich am wohlsten fühlt. Und ich meine das nicht nur körperlich. Und dann trägt man einfach nur mehr lange Hosen und Hemden. Und Pullover. Wenn die Entscheidung mal gefallen ist, fällt auch das Einkaufen viel leichter.

    • benwaylab.com schreibt:

      Gute Anregung. Vielleicht sollte ich beim nächsten schwierigen Gerichtstermin auch mit so einem Hut erscheinen. Und die Prozessbeteiligten aus zusammengekniffenen Augenschlitzen fixieren wie Clint Eastwood in „Für eine Handvoll Dollar“.

    • Andreas Moser schreibt:

      Im letzten Band der Kommissar-Beck-Dekalogie, „Die Terroristen“, tritt ein Rechtsanwalt auf, der auch im Gerichtssaal immer Zigarren raucht, die ihm ein Gerichtsdiener dann immer entwendet. Aber schwupp ist schon die nächste angezündet.

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