Ein Wandertipp: Via Transilvanica

Manchmal fragen mich Leute nach Empfehlungen für Fernwanderwege. Ich weiß nicht, warum sie das tun, denn ich bin bekanntermaßen eher der Typ, der den ganzen Tag auf dem Sofa sitzt und Bücher liest.

Aber eins weiß ich: Osteuropa wird unterschätzt. Und Rumänien ist ganz besonders wunderbar.

Seit ein paar Jahren gibt es dort einen Fernwanderweg, der auf 1.400 km das gesamte Land von Nord nach Süd (und wahrscheinlich auch in umgekehrter Richtung) durchzieht: Die Via Transilvanica. Ich selbst bin diesen Weg noch nicht gewandert, aber ich gebe jetzt einfach mal den Tipp weiter, weil ich sonst überall in Rumänien nur die besten Erfahrungen gemacht habe.

In 70 Tagesetappen mit meist um die lockeren 20 km geht es durch die unterschiedlichsten Landschaften, ohne dass man dabei ein Hochgebirge oder sonst etwas Anstrengendes überqueren muss. Es ist also eher ein Weg für gemütliche Wanderer, die Land und Leute kennenlernen wollen. Und dazu gibt es auf dem ganzen Wag in fast jedem Dorf Unterkünfte bei Einheimischen. Wenn man nicht will, muss man also kein einziges Mal biwaken oder campen.

Ich habe drei Videos gefunden, die einen guten Überblick über diesen Fernwanderweg, über die verschiedenen Regionen und Landschaften sowie über die Gastfreundschaft geben. Aber vor allem erfährt man, dass die Via Transilvanica ein Projekt von Tausenden von Freiwilligen war und ist, die sich um die Wege kümmern, die Wegweiser pflegen, Wanderführer und Unterkunftsverzeichnisse herausgeben und die örtliche Gemeinschaft einbinden.

Der folgende zweite Teil deckt die Regionen ab, in denen ich zumeist unterwegs war: Das Szeklerland und Siebenbürgen/Transsilvanien. Ab Minute 18:40 geht es in den Landkreis Mureș, wo ich 2014 und 2015 gelebt habe.

Durch die sympathische Stadt Târgu Mureș führt der Wanderweg zwar nicht, aber so ist das eben bei Fernwanderwegen, die hauptsächlich die Natur und das dörfliche Leben einbinden wollen. Aber wie Ihr sehen werdet, gibt es hier auch in den kleinsten Dörfern ausreichend Kultur und beeindruckende Architektur. Ich weiß gar nicht, ob es einen anderen Wanderweg gibt, der durch so viele UNESCO-Weltkulturerbestätten führt.

Der dritte Teil taucht dann tief in die rumänische und damit auch die römische Geschichte ein. Wir Ihr an der Sprache schon bemerkt haben dürftet, besteht da nämlich ein Zusammenhang. (Letztes Jahr hatte ich einen rumänischen Couchsurfer zu Gast, der sogar behauptete, Latein stamme von Rumänisch ab anstatt umgekehrt, und der Vatikan existiere nur deshalb, um weiterhin diese linguistische Wahrheit zu unterdrücken. Denn sonst würde ein Rumäne Papst werden und dann könnte Rumänien auch endlich das Gold zurückbekommen, dass die Sowjetunion einst geraubt hat. Und dann wäre Rumänien das reichste Land der Welt. Aber der Vatikan! Ich habe ihm dann ein zweites Bier gegeben, damit er bald einschlief. War aber trotzdem ein netter Typ.)

Außerdem werden in dieser letzten Folge noch einmal die Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft deutlich, die einst auch bei mir dazu geführt haben, dass ich mich in Rumänien schon nach wenigen Tagen vollkommen aufgenommen, integriert und zuhause gefühlt habe.

Eine Sache ist aus den Videos wahrscheinlich auch deutlich geworden: Wer abnehmen oder alkoholabstinent leben will, sollte besser nicht durch Rumänien wandern. Wem jedoch sein Gemüt und die Seele wichtiger sind als Cholesterin- und Leberwerte, der/die ist in Rumänien gut aufgehoben!

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About Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
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10 Responses to Ein Wandertipp: Via Transilvanica

  1. Avatar von hanselmar hanselmar sagt:

    Herzliche Grusse an Graf Dracula und die Braunbaren.

    • Oh ja, die Bären!

      Die gibt es wirklich, aber man begegnet ihnen relativ selten. Mir ist es einmal gelungen: https://andreas-moser.blog/2015/06/08/ich-habe-einen-baren-gesehen-mit-video/ , und das auch nur, weil ich ganz allein unterwegs war und bewusst leise, still und vorsichtig durch einen Wald ging, der für seine große Bärenpopulation bekannt ist.

      Wenn man lieber keinen Bären sehen will, muss man nur ein bisschen singen, rufen oder klatschen.

    • Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

      ich war mit Hund und Camper im Wald und wir haben jede Menge Bären gesehen

      mit rumänischer SIM wird man auch gewarnt wenn Sie im Dorf sind.

      Rumänien ist grandios

  2. Avatar von Kasia Kasia sagt:

    Rumänien ist toll. Irgendwann will ich dieses wunderschöne Land ausgiebig bereisen. Ja, die Bären soll es wirklich geben, aber allen Versprechungen zum Trotz ist uns auf der Transalpina kein Bär klatschend und Hüfte schwingend entgegen gekommen, ob ich mich beim Tourismusministerium beschweren sollte?

    • Das ist echt enttäuschend, denn eigentlich sieht man auf den Straßen viel öfter Bären als beim Wandern. (Vielleicht auch nur deshalb, weil man beim Autofahren die Augen offen hat und weniger vor sich hinträumt.)

      Aber die Transalpina ist vielleicht auch ein bisschen zu hoch. Die liegt ja schon über der Baumgrenze.

      Ich glaube, die beste Bärenregion ist in/um Baile Tusnad.

    • Avatar von Kasia Kasia sagt:

      Dann muss ich mich wohl dort anschleichen… ähm, ich meine, wandern gehen 😉

  3. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

    wir sind Ende August eine Woche auf der Via Transilvanica gewandet. Ich war ab der ersten Stunde in Rumänien schockverliebt in dieses Land! Die Landschaft und diese wunderbar freundlichen Menschen! Leider hatten wir mitten im Wald auch Bärenkontakt -nix passiert, auf zurufen verschwanden die ganz schnell im Unterholz, aber meine Frau stand regelrecht unter Schock und konnte die Wanderung nicht mehr entspannt geniessen. Die Via Transilvanica ist eine tolle Idee, die genau in dieses Land passt ! Ich werde auf alle Fälle noch mehr auf diesem Trail wandern.

    • Vielen Dank für diese Rückmeldung!
      Und ja, es ist wirklich ein wunderbares, vielseitiges, schönes Land, das mir auch sehr ans Herz gewachsen ist.

      Bärenkontakt hatte ich einmal, in Baile Tusnad: https://andreas-moser.blog/2015/06/08/ich-habe-einen-baren-gesehen-mit-video/ Da haben mir auch die Beine gezittert, aber nachdem es erst nach fast einem Jahr in Rumänien so weit war, habe ich es als insgesamt unwahrscheinliche Einzelerfahrung abtun können. Vom Wandern hat es mich nicht abgehalten, vom Schlafen im Wald würde es mich vielleicht doch abhalten.

      Viel Spaß auf den weiteren Abschnitten der Via Transilvanica!

  4. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

    Danke Andreas dass Du unser Land liebst und lobst! Ich lebe seid 36 Jahren in Deutschland aber ein Teil ist in Siebenbürgen geblieben. Und falls Du, und alle anderen Schässburg/Sighișoara noch nicht besucht haben.. empfehlenswert!!

    • Aber klar war ich einige Male in Schässburg/Sighișoara! (Ich habe ja in Targu Mures gewohnt, also nicht zu weit weg.)

      Wenn ich Besuch hatte, habe ich immer versucht, die Leute NICHT zu den bekannten Touristen-Orten zu fahren. Zum einen, weil es für mich selbst langweilig wurde, zum anderen um zu zeigen, dass Rumänien fast überall interessant ist.
      Aber es gab zwei Ausnahmen: Sighișoara und die Salzmine von Turda.

      Schässburg ist echt eine wunderbar erhaltene mittelalterliche Stadt, mit schönen Ausblicken auf das Umland, interessanten Kirchen und freundlichen Menschen. Der Friedhof ist auch sehr beeindruckend, aber ich weiß, dass nicht jeder meine Vorliebe für Friedhöfe teilt.

      Gerade jetzt im Herbst, wenn ich im Internet die Herbstfotos aus Siebenbürgen und anderen Teilen Rumäniens sehe, dann vermisse ich Rumänien ganz besonders.

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