Das Ende von Al-Qaida

Fast könnte man Mitleid haben mit Al-Qaida. Vor 10 Jahren konnten die Terroristen noch die Welt in Angst und Schrecken versetzen (was man ihnen, da dies immerhin die Aufgabe von Terroristen ist, nicht vorhalten sollte), gestandene Demokratien zum Über-Bord-Werfen ihrer Grundsätze bewegen (was man denen durchaus vorwerfen kann) und die NATO zu einem langjährigen Kampfeinsatz weit außerhalb ihres ursprünglich angedachten Wirkungsgebiets verleiten.

Schon in den Jahren nach ihren großen Anschlägen mit Flugzeugen zeigten sich jedoch die Schwächen von Al-Qaida. Wie so oft liegen diese darin, geeignetes Personal zu finden. („Haben wir doch schon immer gesagt,“ höre ich den Arbeitgeberverband rufen.) Vor einem „Schuhbomber“, der es auf dem Transatlantikflug nur schaffte, seine Schnürsenkel anzuzünden, hat genausowenig jemand Angst wie vor dem „Unterhosenbomber“, der nur sich selbst die peinlichsten Verbrennungen und gleichzeitig den peinlichsten Spitznamen des ganzen Abschlußjahrgangs der Terroristenschule zufügte. 2010 verspürte Al-Qaida solch einen Personalmangel, daß sie Pakete mit Bomben an jüdische Organisationen in den USA schickte, die diese dann anscheinend selbst zünden sollten. Taten sie natürlich nicht.

Spätestens damals hätten die Jungs mit den langen Bärten Lehren aus der Geschichte der Jungs mit den langen Haaren ziehen sollen und sich wie die RAF auflösen und als Autoren zu einem auflagenschwachen Verlag wechseln oder Sozialarbeiter werden sollen. Aber wie so viele andere Größenwahnsinnige vor ihnen hat Al-Qaida die Zeit für den richtigen Abgang verpaßt.

Den endgültigen Beweis des Niedergangs liefert die Terrororganisation in ihrem eigenen englischsprachigen Magazin Inspire. Waren hier früher Anleitungen zum Sprengen von Hochhäusern zu finden, so schlägt die Ausgabe vom Frühjahr 2013 eine ganz andere Art des Dschihads vor: Muslime werden dazu aufgefordert, Öl auf Autobahnen zu verschütten, um Unfälle zu provozieren, geparkte Autos anzuzünden und Nagelbretter auf die Straße zu legen.

AQ torching carsDer Abschnitt über das Abfackeln von geparkten Autos erklärt, wie ein Streichholz zu einer Waffe des Dschihad wird: „Während die Ungläubigen der irrigen Annahme sind, daß ihre überlegene Technologie uns besiegen wird, werden wir zeigen, daß wie sie sogar mit einem Streichholz besiegen können.“ Die Nachwuchsterroristen werden ausdrücklich darauf hingewiesen, vorher sicherzustellen, keine Autos von Muslimen anzuzünden (eine Vorsichtsmaßnahme, die die meisten Selbstmordattentäter außer Acht lassen). Vielleicht findet sich so endlich Verwendung für die einstmals kostenlos verteilten Korane, die auf der Hutablage als Anti-Terror-Schutz dienen können, wirksamer als jede Vorratsdatenspeicherung.

AQ nail boardsDie Anleitung zum Bau von Nagelbrettern liest sich wie eine IKEA-Bauanleitung. Daß die jüngste Generation der Terrorkrieger nicht ganz hell im Kopf ist, haben auch die Redakteure von Inspire berücksichtigt, wenn sie darauf hinweisen, am Tatort keinesfalls belastendes Material wie z.B. Personalausweise oder Schulbücher zurückzulassen.

Das Beste an der ganzen Ausgabe ist die Begründung für den Kampf gegen den Straßenverkehr: „So Gott will und wenn genug Muslime ihre Pflicht zum Heiligen Krieg erfüllen, dann werden die Ungläubigen und ihre Versicherungsgesellschaften den Terror und ihre Verluste so satt haben, daß sie ihre Regierungen dazu drängen werden, die Tyrannei gegen Muslime zu beenden.“

Vor diesem Hintergrund liest sich der Bericht über den kürzlichen Verkehrsunfall von Angela Merkel schon viel bedrohlicher. Diese erhöhte Gefährdungslage müßte nun auch den Bundesinnenminister zur Unterstützung eines Tempolimits auf Autobahnen bewegen.

(This article is also available in English.)

Über Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
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5 Antworten zu Das Ende von Al-Qaida

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  2. Gregor schreibt:

    Das mit dem “ Tyrannei gegen Muslime “ war ja noch am dümmsten und lustigsten :).
    Hat einer auf einer Autobahn Al-Qaida gesehen? 😉
    Lass uns mal n Suchtrupp bilden ;).
    Grüße, Gregor

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