Zum Muttertag gibt es ein paar Fotos von meiner Mutter anläßlich ihres Besuchs in Rumänien im Dezember 2014. Die Fotos stammen allesamt von meinem Bruder.
In Turda erklärte ich 18 Stockwerke unter der Erde wie ein Salzbergwerk funktioniert.
Im Tiefschnee jagte ich sie auf den Gipfel des Harghita Mădăraș.
Trotz arktischer Wetterbedingungen ließ ich nicht locker, bis wir den Gipfel erreicht hatten. In 1.800 Metern Höhe konnten wir im eisigen Wind und dichten Nebel aber nur kurz verharren.
Auf dem Rückweg klärte das Wetter dann doch noch auf.
Wir waren durchfroren und klatschnass vom Schnee, deshalb ging ich es am nächsten Tag eher langsam an. Es war Zeit für einen Spaziergang durch Târgu Mureș (Neumarkt am Mieresch), meinen derzeitigen Wohnort.
Hier zeige ich die orthodoxe Kathedrale. (Wie die meisten Westeuropäer war meine Mutter noch nie in einer orthodoxen Kirche gewesen.)
Und natürlich den famosen Kulturpalast.
Auf der Fahrt nach Brașov (Kronstadt) fanden wir mehr oder weniger zufällig die beeindruckende Burgruine in Saschiz.
Und dann wurde es richtig hart. Ich hatte mir vorgenommen, den Piatra Mică zu besteigen. Mit 1.816 Metern zwar nicht allzu hoch, aber die von uns gewählte Route erforderte doch einiges an Kletterei. Im Dezember. Im Schnee. Ohne besondere Ausrüstung. Ohne dass irgendjemand von uns den Weg schon einmal gegangen war.
Relativ locker ging es los, aber nach einigen Stunden war Mama schon erschöpft.
Der Ausblick auf die umliegenden Berge war aber Entschädigung genug für die Strapazen.
Aber dann begann erst der eigentliche Klettersteig. Der Weg war als gefährlich markiert, aber da meine Mutter und mein Bruder kein Rumänisch sprechen, konnte ich diese Information vor ihnen verbergen.
Ab einem gewissen Punkt gab es kein Zurück mehr, weil der Rückweg genauso weit und gefährlich gewesen wäre.
Unter Mühen (ich), Fluchen (meine Mutter) und Lachen (mein Bruder) erreichten wir den Gipfel. Grandiose Ausblicke in alle Richtungen!
Wir wären gerne noch länger verweilt, aber die größte Gefahr für uns war die gnadenlos nahende Dunkelheit. Alle anderen Bergsteiger, denen wir begegneten, befanden sich schon auf dem Abstieg. Sie sagten uns auch, dass der Piatra Mică zwar nicht der höchste, aber der steilste Berg Rumäniens sei.
Für unsere 65-jährige Mutter, die schon seit Jahrzehnten auf keinen Berg mehr gestiegen ist, war das eine beeindruckende Leistung. Mich bestätigt das in meiner Überzeugung, dass jeder körperlich weit mehr kann, als er zu können glaubt.
Während des Abstiegs konnte ich dann endlich eine der Zigarren rauchen, die mir meine Mutter zu Weihnachten mitgebracht hatte. Der Weg war allerdings tatsächlich beschwerlich, glatt (wir alle rutschten mehrfach aus und prellten uns etliche Knochen), und die letzte Stunde geisterten wir in der Dunkelheit durch den bärenbewohnten Wald. Wenigstens mein Bruder hatte an eine Taschenlampe gedacht.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der Seilbahn auf den Bâlea-See, der auf 2.034 Metern liegt und komplett zugefroren war. Ich hatte eine weitere Extremwanderung geplant, aber die Sicht war wirklich zu eingeschränkt. Als dann noch eine Unwetterwarnung kam, eilten wir stattdessen so schnell wie möglich zurück ins Tal.
Ich werde oft gefragt, ob meine Eltern und Geschwister mich nicht vermissen, weil ich schon seit sechs Jahren nicht mehr in Deutschland lebe. Natürlich nicht! Es ist doch viel besser, dass sie mich jedes Jahr in einem anderen Land besuchen können.
Ihr Kinder, die Ihr ein ganzes Leben lang nur am gleichen Ort bleibt, bringt Eure Eltern um den größten Spaß! Ist das Eure Art, danke zu sagen? Rabenkinder!
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