Bolivien hat anscheinend die weltweit besten Abkommen zum geistigen Eigentum ausgehandelt (nur im Iran fand ich eine ähnliche Situation vor, aber das Land ist keine Vertragspartei der Berner Übereinkunft). Respekt für die Superjuristen, die das hinbekommen haben!
In Bolivien erhält man jeden Film auf DVD, und zwar zeitgleich mit dem Kinostart, manchmal schon vor der Premiere.
Die Verbreitung des Kulturguts erfolgt dezentralisiert durch selbständige Verkäufer, die Obstkisten voller DVDs an der Straßenecke auspacken oder die Filme aus dem Kofferraum ihres Autos verkaufen. Es ist erstaunlich, dass Bolivien für seine kleinen und mittelständischen Unternehmer das Vertriebsrecht aushandeln konnte, obwohl die großen Hollywood-Studios ansonsten gerne alles selbst kontrollieren.
Jede DVD kostet etwa einen Euro. Vergleicht das mal mit den Eintrittspreisen im Kino oder dem, was Amazon verlangt, und erneut wird das bolivianische Verhandlungsgeschick deutlich.
Dazu kommt ein unübertroffener Service. Er nennt sich DVD-on-demand: wenn der Verkäufer an der Ecke den Film, den Ihr wollt, nicht vorrätig hat, schreibt Ihr den Titel auf einen Zettel und morgen – gleiche Zeit, gleicher Ort – hat der Verkäufer den gewünschten Film für Euch parat. Das zeigt, dass sogar die Tante-Emma-Vertriebspunkte ausgezeichnete Verbindungen zu allen Filmverleihen weltweit haben.
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