Einer der besten Aspekte meiner Kindheit war, dass es immer genug Bücher zum Lesen gab.
Meine Helden waren dabei nie Prinzen oder Prinzessinnen, Zauberer oder Ritter, Feuerwehrmänner oder Astronauten. Es waren auch nicht die Cowboys, die Räuber oder die Polizisten.
Es gab drei Berufsgruppen, mit denen ich mich identifizierte: Landstreicher, Reporter und Privatdetektive. In dieser Reihenfolge.
Die ersten Landstreicher, mit denen ich literarische Bekanntschaft machte, waren möglicherweise der Tiger und der Bär aus Oh wie schön ist Panama von Janosch, die sich eines Tages spontan auf den Weg nach Panama begeben. Dass sie dort nicht ankommen, macht gar nichts.
In den Karl-May-Romanen war mir der Landstreicher, der heute hier und morgen da ist und all seine Sachen in einem Bündel über der Schulter bei sich hat, sympathischer als all die großspurigen Helden. Er verkörperte Freiheit. So wie die Landstreicher bei Charles Dickens oder Jack London.
Der Taugenichts von Joseph von Eichendorff ist zwar spätromantischer Kitsch, aber die betonte Sorglosigkeit, die dann doch zum Erfolg führt, ist ein Modus Operandi, den ich zu meinem eigenen zu machen versucht habe.
Erst spät kam ich darauf, dass man so ein Vagabundenleben auch in Wirklichkeit führen kann, z.B. durch In die Wildnis: Allein nach Alaska von Jon Krakauer oder die drei Bände von Patrick Leigh Fermor über seine mehrjährige Wanderung durch Europa. „Was für ein Leben!“ rufe ich anerkennend aus, wenn ich solche Biographien lese, und beginne sogleich mit meinen eigenen Planungen.
Die Träume, die man als Kind hatte, sind die beste Richtschnur im Erwachsenenleben.
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Mein erster literarischer Held war eine Glühbirne, „Birne geht auf Reisen“ (so war, glaub ich, der Titel) mein erstes Werk der Weltliteratur. Eine Lektüre lohnt. Freundlicher Gruß Herr Hund.
Erinnerungen geweckt, aber Titel stimmt nicht ganz. Waren Geschichten von Günter Herburger.
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