Ihr habt es schon immer geahnt, nicht wahr? Jetzt legt auch eine Studie den Zusammenhang zwischen Schokoladenkonsum und Nobelpreisen nahe.
Während Ihr glücklich Euer Nutella-Glas auslöffelt, solltet Ihr aber bedenken, wieso diese Studie vollkommener Unsinn ist:
- Korrelation impliziert keine Kausalität.
- Der durchschnittliche Schokoladenkonsum in einem Land bedeutet nicht, dass die jeweiligen Nobelpreisträger so viel oder überhaupt Schokolade essen. Aufgrund der relativ kleinen Gruppe hätte man bei den Preisträgern selbst nachfragen sollen.
- Nobelpreise gehen an Personen oder Organisationen, nicht an Länder. Wie ordnet man die vielen Preisträger zu, die in einem Land geboren wurden, in einem anderen Land studierten und dann in ein drittes Land zogen? Die wurden doch nicht plötzlich intelligenter als sie von einem Niedrigschokoladeland in ein Hochschokoladeland zogen.
- Nobelpreise sind so seltene und einzigartige Vorkommnisse (und werden oftmals Jahrzehnte nach der dafür geleisteten Arbeit verliehen), dass sie kein passender Gradmesser für die Intelligenz der Bevölkerung sind.
- Ein höherer Schokoladenkonsum pro Kopf könnte generell auf einen höheren ökonomischen Status des Landes hinweisen, so dass mehr Menschen unter besseren Bedingungen studieren und forschen können als in Ländern, die sich nicht einmal eine Tafel Ritter Sport leisten können.
- Schokolade schmilzt in der Hitze. Deshalb würde es mich nicht überraschen, wenn Menschen in kälteren Ländern mehr davon essen. Aber die Kälte könnte die Menschen auch dazu bewegen, mehr Zeit in der Bibliothek als am Strand zu verbringen. So wird in Estland mehr und bessere Forschung produziert als in der Dominikanischen Republik, ohne dass dies irgend etwas mit Schokolade zu tun hat.
- Oder vielleicht profitieren diese kalten Länder im Norden davon, in der jüngsten Geschichte nicht kolonialisiert worden zu sein? Oder von Jahrzehnten des Friedens?
- Oder diese Länder sind nicht so von Dürren betroffen, was wiederum zu einer rundherum besseren Ernährung führt?
Was zeigt die Studie dann? Ganz ehrlich: gar nichts. Sie dient nur als Beispiel dafür, wie man solche Studien auseinandernehmen muss (und ich bin mir sicher, Ihr findet noch weitere Kritikpunkte). Übrigens, weil ich weiß, dass jemand darauf verweisen wird: Das Gleiche gilt für all die Studien, die angeblich belegen, dass der Konsum von Rotwein zu einem längeren Leben führt. Denkt einfach mal an all die Menschen, die Ihr kennt, und wer von ihnen regelmäßig Rotwein trinkt. Es sind nicht der Bergwerksarbeiter oder der Junge, der auf der Müllkippe arbeitet, oder? Nein, es sind der Lehrer und seine Halbtagssoziologenfrau aus der Mittelschicht. Ich wette um eine Tonne Schokolade, dass diese auch ohne einen Tropfen Rotwein länger leben würden als körperlich Schuftende, die jeden Tag giftigen Dämpfen ausgesetzt sind.
Das ist schon sehr peinlich, dass so eine Studie im New England Journal of Medicine erschienen ist. Peer Review ist offenbar für den Mülleimer.
Ich wollte Dich schon fragen, ob es da einmal im Jahr eine Scherzausgabe gibt.