Mit meiner Vorliebe für Western-Filme bekomme ich pro Jahr höchstens ein oder zwei neue Filme im Kino zu sehen, und muss deshalb manchmal auf Klassiker oder Exoten zurückgreifen.
Heute stieß ich dabei auf eine österreichisch-deutsche Produktion, die in Südtirol gedreht wurde, noch dazu im regionalen Dialekt. Kann das gutgehen? Oder rutscht das in Richtung Heimatfilm oder billigen Abklatsch ab?
Das funktioniert. Es funktioniert sogar großartig! Die Landschaft des Schnalstals bietet im Winter keine weniger dramatische Kulisse als Wyoming. Die grantigen Südtiroler aus dem Bergdorf sind nicht weniger furchteinflössend als die zwielichtigsten Südstaatler. Die Provinzlinge und der Klerus in den Alpen sind moralisch genauso degeneriert wie im letzten Kaff in Kentucky.
Was Regisseur Andreas Prochaska in Das finstere Tal abliefert, wohlgemerkt mit tadelloser Unterstützung von Kameraführung, Schnitt, Schauspielern, kargen Dialogen (den Hauptdarsteller aus den USA in das Dorf kommen zu lassen, ist eine geschickte Begründung für seine Wortkargheit) ist perfekt. Das ist besser als so manches von Quentin Tarantino, wie z.B. sein enttäuschender letzter Western, The Hateful 8. Prochaska bekommt ohne zelebrierte Gewalt, ohne grelle Charaktere und ohne nervtötende Wortgeplänkel einen ganz großen Film hin. Das finstere Tal war 2014 der österreichische Vorschlag für den fremdsprachigen Oscar, kam aber unerklärlicherweise nicht in die Finalrunde.
Für Western-Fans, und vielleicht auch für Liebhaber von Heimat- und Bergfilmen, eine unbedingte Empfehlung: Ansehen! Und je größer der Bildschirm, desto besser kommen die Bergszenen zur Geltung.
(Link zur DVD und zum Amazon-Streaming. – Read this review in English.)
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Stimmt,ein guter western, habe ich vor zwei jahre auf you tube gesehen, war sogar ins rumaenische uebersetzt.
Apropos Rumänien und Western, ich muss endlich mal „Aferim“ schauen.
balkanischer western mit starken ausdruecken und heimischen …gypsies , nicht schlecht…
Mir war das Buch schon zu brutal, da habe ich mich an den Film gar nicht ran getraut. Aber vielleicht überlege ich es mir nochmal, er steht hier schon lang im Regal.
Die Geschichte ist natürlich schon brutal, aber ich fand, dass der Film keine unerträglichen Szenen hatte und dass der Fokus nicht auf der Darstellung der Gewalt lag. Falls das etwas zu sagen hat, der Film hatte die Altersfreigabe ab 12.
„Das finstere Tal“ habe ich 2x gesehen, ich stimme Dir zu, ein ausserordentliches Kunstwerk, selten hat mich ein Film so in den Bann gezogen, phantastisch die Charaktere, die landschaftliche Atmosphäre, der Spannungsbogen der Erzählung!
Der Western ist halt doch eine der größten Kunstformen, die es gibt. 🙂
Und dieser aus Südtirol ist besser als vieles von dem Cowboy-Quatsch.