Auswanderungsberatung

Einfach so Auswandern? Das geht in Deutschland nicht. Zuerst muss man sich beraten lassen.

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Zumindest bis 1924 war die Beratung obligatorisch. Verhindert konnte die Auswanderung aber nicht werden, da Artikel 112 der Weimarer Reichsverfassung Auswanderungsfreiheit gewährte.

Das Reichswanderungsamt sollte nicht nur neutral beraten, sondern die Auswanderungswilligen von ihrem Plan abbringen. Insbesondere beruflich Qualifizierte wurden versucht, zum Verbleib in Deutschland zu überreden. Außerdem wollte das Deutsche Reich Einfluss auf die Auswandererströme nehmen und diese vorwiegend nach Südamerika lenken, wo geschlossene Siedlungen von Deutschen und damit die Sicherung des „Deutschtums“ der Auswanderer möglicher als in den USA erschienen.

Tatsächlich gibt es zum Beispiel in Brasilien Städte, die so aussehen. Leicht zu erraten, welche Einwanderergruppe für diesen Kitsch verantwortlich ist. Die Deutschen waren immer die größten Integrationsverweigerer.

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Im Volksmund wurde das Reichswanderungsamt „Amt der verlorenen Worte“ genannt, und Hunderttausende stürmten trotzdem auf die Schiffe nach Nord- und Südamerika.

(Quellen: Good bye Bayern, Grüss Gott America: Auswanderung aus Bayern nach Amerika seit 1683 und Migration und Politik in der Weimarer Republik)

Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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6 Antworten zu Auswanderungsberatung

  1. athenmosaik schreibt:

    Ich wäre mit einer der ersten an Bord gewesen. Im Dirndl auf Brasilianischem Karneval tanzend oder spätzlesdrückend in Ipanema…

    • Andreas Moser schreibt:

      Spätzle wären auf jeden Fall besser als das meiste Essen, das ich in Brasilien vorgefunden habe. 😉

    • athenmosaik schreibt:

      Eine Spätzlespresse sollte auf keiner Reise im Gepäck fehlen! In Bolivien hat das während einer Reise einmal großes Staunen hervorgerufen, über 2500m Höhe muss aber erwähnt werden, dass es leider nichts mehr wird mit der schwäbischen Mahlzeit.

    • Andreas Moser schreibt:

      Oh, Du warst auch in Bolivien? Mein absolutes Lieblingsland! Aber nach ein paar Monaten dort braucht man wirklich mal etwas anderes als immer nur Huhn mit Reis.

      Ich habe dort Kaiserschmarrn gekocht, das hat einigermaßen funktioniert.

    • athenmosaik schreibt:

      Ja ich war mal sechzehn Monate in Cochabamba. Danach konnte ich Jahre kein Huhn mit Reis mehr sehen… Aber ich stimme dir zu, es ist ein tolles Land mit wunderbar vielseitiger Landschaft.

    • Andreas Moser schreibt:

      Cochabamba? Meine absolute Lieblingsstadt!
      Dort habe ich die ersten sieben Monate in Bolivien gelebt, in Cala Cala, Nähe Abraham-Lincoln-Park, und es war die schönste Zeit überhaupt. Wirklich nette Leute, perfektes Klima, die Berge rundherum, und das beste Spanisch.

      Ich bin jetzt seit eineinhalb Jahren aus Südamerika zurück, und Huhn hängt mir immer noch zum Hals raus.

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