Drei Tage war ich gewandert, von Nazaret über Sepphoris, Kana, den Kibbuz Lavi, die Hörner von Hattin und den Berg Arbel bis nach Tiberias. Dort hatte ich umgesattelt auf ein Fahrrad, um so den See Genezareth zu umrunden.
Die Sonne brennt unerbittlich, obwohl es erst März ist. Ich bin noch vollkommen erschöpft von dem Halbmarathon, den ich vor der Wanderung in Jerusalem gelaufen war. Und es gibt fast nirgendwo Wasser. Außer im See natürlich. Aber ich meine Wasser, in das nicht schon irgendein Prophet seine Füße reingehalten hat.
Da erblicke ich eine Kirche auf einem Hügel. Die schöne Aussicht ist schon von unten zu erahnen, die Plackerei nicht. Ich muss absteigen und schieben. Der Hügel entpuppt sich als Berg. Ist ja auch logisch, denn hier hielt Jesus die Bergpredigt. Der wichtigste Ort des Christentums ist nicht in Rom, nicht in Bethlehem, nicht in Jerusalem. Nein, auf diesem Berg wurde eines Freitagabends das Christentum begründet. Mit dieser Rede wurde Jesus vom jüdischen Rebell zum Begründer einer neuen Religion. (Viele christliche Leser werden jetzt erschrecken: “Wie, Jesus war Jude?”)
Auch meine Hoffnungen ruhen auf Jesus. Insbesondere auf Sure 7 Satz 37 aus dem Johannes-Evangelium:
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Und tatsächlich, in dem Garten vor der enormen Kirche, deren Innenraum wie der Wartesaal eines während des italienischen Faschismus erbauten Bahnhofs wirkt, sprudelt ein Brunnen, wie vom Meister versprochen. Palmen wachsen um das Wasserloch. Das Geräusch des Wassers wirkt wie eine Oase in der Wüste.
Vor dem Teich steht der oben zitierte Bibelspruch. Und daneben ein profanes Schild: “water not for drink” – kein Trinkwasser.

Links:
- Mehr Geschichten aus Israel. – Da fällt mir ein, dass ich den Bericht über die Wanderung entlang dem Jesus-Pfad noch gar nicht geschrieben habe. Gebt Bescheid, wenn Euch das interessiert. Das wird natürlich theologisch fundiert, wie gewohnt von diesem Blog.
- Alle Beiträge der Reihe „Eine Postkarte aus …“.
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