Ismail Kadare, 1936-2024

Zum Tod von Ismail Kadare empfehle ich die Lektüre seiner Bücher.

Am besten während einer Albanien-Reise, weil man damit unter Umgehung von trockenen Enzyklopädien ganz geschickt in die verschiedenen Epochen und Aspekte der albanischen Geschichte eintaucht, während die Sonne ebenso genüsslich in die Adria taucht, was viele überraschen wird, die sich bisher noch gar keine Gedanken darüber gemacht haben, wo Albanien eigentlich liegt.

Ich persönlich finde Berge ja interessanter als das Meer, aber man wird sich zwischen der Wasser- und der Gebirgsfraktion hoffentlich friedlich darauf einigen können, dass ein Land, das von beidem reichlich und schön und unberührt hat, die perfekte Kombination darstellt. (Obwohl die Länder ohne Meer auch nicht so traurig sein müssten, wie sie gerne lamentieren.)

Außerdem verweise ich auf meine Begegnung mit einem serbischen Schriftsteller auf einem Berg in Montenegro, der auf den albanischen Kollegen nicht gut zu sprechen war und dessen Erfolg – sowie seinen eigenen im Verglich dazu ausbleibenden Erfolg – einer internationalen Verschwörung zuschrieb, was insofern ironisch war, weil ich just zu diesem Moment in ein Buch von Ismail Kadare vertieft war, in dem es darum ging, dass Serben den Albanern eine eigene Kultur absprachen und jegliche derartige Versuche für eine amerikanische Verschwörung hielten.

Allerdings muss es tatsächlich an einer Verschwörung liegen, dass genau jenes Buch von Ismail Kadare, eines seiner amüsantesten und in dem er die wahre Herkunft Homers (natürlich aus Albanien) aufdeckt, noch nicht auf Deutsch übersetzt wurde. Da steckt wahrscheinlich der deutsche Philhellenismus dahinter.

Apropos Philhellenismus: Wusstet Ihr, warum es in Deutschland in jeder Gemeinde mindestens ein griechisches Restaurant gibt? Auch das habe ich für Euch recherchiert.

Und jetzt ab in die Bibliothek! Denn wenn der Autor tot ist, bringt es ihm eh nichts mehr, seine Bücher zu kaufen.

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About Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
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4 Responses to Ismail Kadare, 1936-2024

  1. Avatar von peg66 peg66 sagt:

    Er war mal im Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg zu Gast, ich denke, noch in den Nullerjahren! 

    • Schade, dass ich das verpasst habe. 😦

      Aber damals hatte ich ja selbst noch gar keine Ahnung von Albanien und wusste noch nicht, was für ein wunderbares Land das ist. Wenn es nur im Sommer nicht so heiß dort wäre …

  2. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

    Dass Ismail Kadare verstorben ist, wäre ohne deinen Blog nicht bei mir angekommen – Danke!

    Wir waren im vergangenen Jahr in Albanien und haben auch „die Stadt aus Stein“ und das Elternhaus von Ismail Kadare angesehen: https://diegrauennomaden.wordpress.com/2023/07/09/mit-dem-wohnmobil-zum-balkan-11-eine-stadt-aus-stein-und-ein-wilder-fluss-von-gjirokaster-bis-korce/

    • Dafür hättest du es dann morgen oder übermorgen aus der Zeitung erfahren. Viel stilvoller und fundierter. 😛

      Ich habe „die Stadt aus Stein“ zwar gelesen, war aber noch nicht dort.
      Eure Fotos sind wahnsinnig toll, vor allem aus dem Tal der Vjiosa! Das ist ja jetzt zum Glück ein Nationalpark geworden.

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