Dass man aus der Provinz stammt, merkt man daran, dass man jedes Mal erfreut hochschnellt, wenn der Heimatort in einem Buch oder auch nur in einer überregionalen Zeitung erwähnt wird. Bei der Lektüre der Gesammelten Werke von Egon Erwin Kisch (sehr empfehlenswert!) stieß ich in der kurzen Erzählung Die Reisen des Samuel Kiechel doch tatsächlich auf Amberg, die damalige Hauptstadt der Oberpfalz in Bayern.
Viel interessanter ist die weitere Reise des damals 22-Jährigen aus Ulm, der „- man bedenke, dass es im sechzehnten Jahrhundet war! – ganz Deutschland, Holland, England und Schweden, Dänemark, Russland, Polen, Mähren, Wien, ganz Kärnten, Italien, Syrien, Damaskus, Jerusalem, Arabien, Sinai, Ägypten, Konstantinopel und Candia [heute Heraklion auf Kreta]“ erkundete. Aber den Lokalpatrioten unter meinen Lesern wird die farblich markierte Passage über Amberg das Herz mehr erwärmen als es Reiseberichte aus dem Nahen Osten, ob von Kiechel, Kisch oder mir, vermögen.
Die Reiseberichte von 1585 wurden im Jahr 1866 transkribiert und veröffentlicht, ohne allerdings aus dem spätmittelalterlichen ins aktuellere Deutsch übertragen worden zu sein. Hier die relevante Passage im Original:
Jetzt bin ich gespannt, ob sich ein Heimatkundler meldet, der weiß, was es mit der außerhalb Ambergs gelegenen Schindhütte auf sich hat und ob ein Nachfolger existiert. Und überhaupt wäre es doch mal ein interesantes Projekt, die Reiseberichte Kiechels ins aktuelle Deutsch zu übertragen und die Route nachzuwandern.
Oh mei….das ist gleichzeitig anstrengend und zugleich lustig interessant 😉