„Etwas großspuriger Name“, dachte ich auf der Fahrt nach Schöntal. Aber als ich mit der Jagsttalbahn in dem kleinen Ort ankam, musste ich zugeben, dass die Selbstbezeichnung nicht ganz aus der Luft gegriffen war. Es ist tatsächlich ganz schnuckelig dort.
Aber so schön das Tal auch war, die Sonne trieb mich auf die links und rechts davon liegenden Hügel.
Gänzlich unerwartet fand ich dort einen überraschend großen jüdischen Friedhof. Ich meine wirklich groß, vor allem im Vergleich zu den kleinen Dörfern unten im Tal. Mehr als 1000 Grabsteine schlummern da im Wald, schätze ich.
Eine Gedenktafel informiert, dass in Berlichingen einst ein Rabbinat angesiedelt war und dass der Friedhof etwa 400 Jahre alt ist. Das letzte Grab, das ich finde, ist das von Henriette und Samuel Strauß, die im Mai und Juni 1938 verstarben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt bricht bei den meisten jüdischen Friedhöfen in Deutschland die Geschichte ab. Aus den bekannten Gründen.
Weniger bekannt ist vielleicht, dass hier einstmals der Limes, die Grenze des Römischen Reiches, verlief und Deutschland in einen zivilisierten und einen unzivilisierten Teil zerschnitt. Wobei Zivilisation nicht vor Barbarei schützt, wie man an dem oben angedeuteten Thema erkennen kann.

Das vorgenannte Berlichingen ist übrigens tatsächlich das der aus Literatur und Medizingeschichte bekannten Ritterfamilie.
Dort wurde es dann leider grau und regnerisch und ungemütlich, so dass ich die Wanderung abbrechen musste. Aber bald kommt der Frühling!
Links:
- Wenn Ihr im Sommer noch nichts vorhabt, wandert doch einfach mal den Limes entlang.
- Oder den Jüdischen Kulturweg Hohenlohe-Tauber.
- Irgendwie komme ich auf Wanderungen oft auf Friedhöfen vorbei. Manchmal dienen sie mir sogar als Nachtlager.
werden deine Fotos immer besser oder täuscht mein Eindruck?
Das kann ich selbst ganz schlecht beurteilen.
(Vielleicht mit Ausnahme von manchen der Grabsteinfotos, wo Licht und Farbe perfekt gepasst haben und ich mich für den richtigen Winkel in das kalte Laub gelegt habe.)
Aber von Friedhöfen habe ich auch vor Jahren schon gute Fotos gemacht, finde ich:
Generell kann ich keine Menschen fotografieren, da komme ich mir übergriffig vor. (Obwohl sich die meisten Leute wahrscheinlich viel mehr angesichts der Texte über sie echauffieren würden, wenn sie diese denn je läsen.)
Und was ich merke: Ich kann nicht zwei Sachen gleichzeitig machen. Fotografieren lenkt mich vom Schreiben ab. Die besseren Geschichten finde ich, wenn ich ohne Kamera aus dem Haus gehe.
Aber ohne Fotos liest ja leider niemand etwas im Interweb.
das kann ich verstehen, dass das fotografieren, dich vom schreiben abhält. ich würde es auch lesen, wenn keine oder weniger Fotos dabei wären, aber du wirst deine Erfahrungen gemacht haben.
jedenfalls finde ich deine Fotos super!
Auf jeden Fall gibt es von mir eher mal ein Buch als eine Dia-Show oder einen Film. 😉