Kennt Ihr das auch?
Es gibt so Orte, Länder, Städte, in die man schon immer wollte, obwohl man eigentlich kaum etwas darüber weiß. Manchmal geht der Wunsch ewig zurück, wahrscheinlich bis zu irgendwelchen Comics, die man als Kind gelesen hat. Aber die Idee setzt sich fest, gerät manchmal aus dem akuten Blick, aber verschwindet doch nie ganz. Eine unerklärliche, aber tiefe Sehnsucht.
In meinem Fall ist Timbuktu eine dieser Traumstädte, obwohl ich die längste Zeit gar nicht wusste, dass es in Mali liegt. Für uns Europäer, das muss mal selbstkritisch gesagt werden, ist der ganze afrikanische Kontinent ja viel zu oft ein einziges großes, exotisches Land.
Gegen derartige Ignoranz hilft nur das Reisen.
Und endlich bin ich in Timbuktu!

Na gut, noch nicht ganz.
Denn das Foto entstand im ODF-Park in Chemnitz. Die im Boden versenkte Marmorplatte verweist auf die Städtepartnerschaft zwischen der schönsten Stadt Sachsens und der Perle der Sahara.
Eigentlich wurde die Städtepartnerschaft 1968 zwischen Timbuktu und Karl-Marx-Stadt geschlossen. Aber Ihr beendet ja auch keine Freundschaften, nur weil ein Bekannter seinen Namen ändert. Außer natürlich, wenn jemand promoviert und darauf besteht, künftig als Doktor Soundso angesprochen zu werden. Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich mal in Osteuropa gehört habe: Eine Akademikerin aus Deutschland, wahrscheinlich Literatur- oder Theaterwissenschaftlerin, ging für ein Jahr nach Russland. Sie bestand beim Einzug in die Wohnung darauf, dass ihr Name auf dem Klingelschild den Zusatz „Dr.“ enthielt. Daraufhin wurde sie regelmäßig mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt, und zwar von Nachbarn, die Antibiotika brauchten oder sich mit Nierenkoliken auf dem Boden wanden. Selber schuld.
Ich jedenfalls bin begeistert, dass Chemnitz so eine sagenhafte Partnerstadt hat. Denn das ist wirklich ein Grund, endlich mal nach Timbuktu zu trampen. Der Hinweis, dass man dazu für 52 Tage die Wüste durchqueren muss, nötigt einem zwar ein bisschen Respekt ab. Aber dann muss ich halt ein paar Dosen Coca-Cola mehr einpacken.

Überhaupt bin ich der Meinung, dass man alle Partnerstädte seiner (Wahl-)Heimatstadt besuchen sollte.
In Chemnitz ist das allerdings eine ziemliche Herausforderung. Nicht nur, weil die Liste ellenlang ist und manche Orte 8.000 km entfernt sind. Stalingrad liegt dummerweise in einem Land, wo man als respektloser Blogger gleich für ein paar Jahre ins Straflager muss. Und Düsseldorf, naja, da will man auch nicht freiwillig hin.
Wie sieht es bei Euch aus? Welche Partnerstädte- oder Regionen hat Eure Heimat? Habt Ihr schon welche davon besucht?
Mein ansonsten unscheinbares Heimatdorf in Bayern hat eine aktive Partnerschaft mit der Region Modi’in in Israel, deren Herzstück ein jährlicher Jugendaustausch ist. Ich war etliche Male dabei, zuerst als Teilnehmer, später als Betreuer. Eine fantastische Erfahrung, von der ich noch Jahrzehnte später profitiert habe, sowohl kulturell wie intellektuell, persönlich wie sprachlich. Also, wenn Ihr Kinder habt, schickt sie hinaus in die weite Welt! (Besser, Ihr bezahlt den Austausch oder das Interrail-Ticket, sonst müssen sich die Kinder als blinde Passagiere durchschlagen.)

Eine Reise von Chemnitz nach Timbuktu ist sicherlich ein Abenteuer. Ich gehe mal davon aus dass viele Leute eine solche Reise nicht ueberleben werden. Allein die Ueberfahrt mit dem Schlauchboot/NGO Schiff von Sizilien nach Lybien ist schon ein spezielles Abenteuer. In Pozzalo kann die Bootsfahrt beginnen. Vielleicht bietet sich ein Schiff einer der Rettungsgesellschaften an dass gerade mal wieder neue Migranten in Italien abgeliefert hat. Wie es dann weiter in Lybien geht kann man in einer der vielen Pfingstkirchen in Deutschland erfahren die sich auf die Missionierung Deutschlands spezialisiert haben. Unsere Partnerstadt von Mellieha ist uebrigens Adenau. Wir haben sogar eine Bushaltestelle die Adenau heisst. Der Name Adenau ist sicherlich vielen Leuten ein Begriff. Der erste Bundeskanzlerin der BRD hiess schliesslich Adenauer. Ich war leider noch nicht dort, aber ich wette dass meine Reise von Mellieha nach Adenau bei weitem weniger riskant ist als eine Reise nach Timbuktu. Hier koennten sich sogar unsere Reisestrecken kreuzen. Vielleicht treffen wir uns dann in Pozzalo. Enrico Caruso vom Mare Nostrum wird sich sicherlich freuen uns als Gaeste begruessen zu duerfen, aber es gibt dort auch Uebernachtungsmoeglichkeiten im Zelt. Bon voyage!
Weil ich nicht glaube, dass ich hochseefest bin, würde ich wohl lieber zuerst nach Spanien reisen und dann die relativ kurze Fähre nach Marokko nehmen.
Viele Wege fuehren nach Timbuktu.
Man darf nur die eine Abzweigung in der Wüste nicht verpassen.
Habe mal spasshalber bei Rome2Rio angeklickt welche Reisemoeglichkeit die empfehlen. Das war eine Autofahrt die 5 Tage und 18 Std dauert und die dann ueber Serbien,Bulgarien,die Tuerkei und Syrien geht. Dann immer entlang der Kueste. Die gesamte Fahrstrecke soll dann 9598 km betragen. Da die Reise durch den Libanon und Israel geht kann der Reisende dort gleich ein echtes Kriegsabenteuer erleben und darf dann weiter gutgelaunt nach Aegypten und Lybien reisen.
Danach ist es sicherlich wichtig die richtige Abzweigung in der Wueste zu finden.
Oh, das wäre natürlich auch eine Möglichkeit.
Und statt Libanon und Israel könnte man über Türkei, Irak und Jordanien nach Ägypten fahren, wenn man keine Lust auf Raketenbeschuss hat.
Dann muss man nur kurz übers Rote Meer, wo die Gefahr von Seekrankheit gering ist.
Hm, die Partnerstädte meiner neuen Heimat sind Maurepas, Usedom, Wierzchowo und Waterlooville. Alle gut erreichtbar, keine so spannend wie Timbuktu. Aber das kann man sich ja nicht zwingend aussuchen…
Aber Maurepas hat eine Partnerschaft mit Mopti, was gleich neben Timbuktu liegt.
So sind alle mit allen verwandt.
Für mein hippe Heimat wären das Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Istanbul, Jakarta, Kyiv, London, Los Angeles, Madrid, Mexiko-Stadt, Moskau, Paris, Peking, Prag, Taschkent, Tokio, Warschau und Windhuk. Ein paar habe ich besucht, es gibt aber auch ein paar, da mache ich mal einen großen Bogen drum … Stichwort Arbeitslager oder Bombenhagel
Wow, das ist ja praktisch eine Weltkonferenz der Weltstädte!
Lass mich raten, du wohnst in Berlin?
Andererseits ist es auch schon wieder ein bisschen unkreativ, dass sich die Hauptstädte alle untereinander verbrüdern.
Aber in Berlin haben ja auch noch die Bezirke eigene Partnerschaften. Da sind dann schon überraschendere Reiseziele dabei, zB Köpenick und Mürzzuschlag.
Ich glaube man wollte vermeiden, dass tausende irre Berliner nach Kleinkennstdenich‘ pilgern und auf ihre charmante Art einfallen 😉
Das hält doch keine Kleinstadt durch
Timbuk2 war eine Band in den 80ern. Deshalb wollte ich immer schon dorthin. Aber ich schaffe es ja noch nicht mal in die deutsche Partnerstadt. 😉
Dafür gibt es doch jetzt das Deutschlandticket! 🚂🇩🇪
Wir hätten hier als Partnerstädte: Coventry, Breslau, St. Petersburg, Skopje, Ostrava, Brazzaville, Florenz, Hamburg, Rotterdam, Straßburg, Salzburg, Columbus (Ohio) und Hangzhou – in immerhin knapp der Hälfte war ich schon mal, wenn auch der eher weniger exotischen Hälfte. 🙂
Ah, ich sehe, Du bist aus Dresden.
Das ist eine schön ausgewogene Liste an Partnerstädten, finde ich. Von offensichtlichen Partnern wie Coventry (wegen kaputt), St. Petersburg (wegen früher wichtiger als heute) und Hamburg (wegen Elbe) bis zu überraschenden Freundschaften wie Skopje, Columbus und Brazzaville.
Im Sommer war ich in Breslau, eigentlich nur zwei Tage als Zwischenstopp auf einer längeren Bahnreise nach Osten. Aber ich war absolut begeistert von der Stadt!
Breslau fand ich auch sehr hübsch – ist ja auch gut zu erreichen mit dem zug von Dresden.
Ich wollte jetzt schon triumphieren, weil ich letzte Woche zufällig in Ostrov in Tschechien war – aber es ist ein anderes Ostrov als die Partnerstadt, da gibst wohl mehrere 😉
Schöner Beitrag. Wenn ich in Rente bin, kehre ich in den Osten zurück. Bis nach Timbuktu trampen ist ja mal sportlich:)
Kiel hat Brest als Partnerstadt glaube ich. Reizt mich so gar nicht
Brest ist doch super!
Da kann man sich täuschen, ein paar tausend Kilometer in die falsche Richtung fahren und dann ist da auch ein Brest.
Ich war in beiden noch nicht, würde aber in beide wahnsinnig gerne mal hin.
Es wäre auch lustig, wenn es einen Zug von Brest nach Brest gäbe. Wenn man den irgendwo unterwegs am Bahnhof sieht, weiß man nie, ob man in die richtige Richtung einsteigt. 🙂