Nächste Reise: Krakau

Die Fernuniversität heisst nicht nur so, weil man aus der Ferne studieren kann, sondern auch, weil man damit in die Ferne reisen kann. Ab morgen bin ich im Rahmen meines Geschichtsstudiums in Polen, und dort natürlich in der geschichtsträchtigsten Stadt überhaupt, in Krakau.

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„Erinnerungs- und Geschichtspolitik einer polnischen Metropole von 1900 bis 1970“ lautet das Thema des viertägigen Seminars, und dabei geht es von Kulturgeschichte mit Jugendstil, Polski Jazz und einem Besuch des Wyspianski-Museums bis zu jüdischen Künstlern, dem sozialistischen Musterviertel Nova Huta, den Studentenprotesten und dem Antisemitismus in Polen nach 1945. Aber ist das jetzt in Polen überhaupt noch erlaubt, darüber zu diskutieren? Es ist auf jeden Fall die richtige Zeit für solch ein Seminar.

Einen großen Raum werden natürlich die deutsche Besatzung ab 1939 und der Holocaust einnehmen. Wir werden sowohl die Stadt Auschwitz als auch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besuchen. Aber auch das ehemalige Ghetto in Podgórze und das Zwangsarbeiterlager Plaszów sind Themen, ebenso wie Oskar Schindler. An mir bleiben immer die rechtsgeschichtlichen Themen hängen, so dass ich über die Frage referieren werde, ob Entschädigungsansprüche ein Weg oder ein Hindernis der Versöhnung sind.

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Überrascht stelle ich fest, dass ich bisher noch nie in Polen war – ganz anders als meine Großväter, die dort 1939 Lebensraum für Deutsche schaffen wollten, ohne zu ahnen, dass ihre Familie nach nur zwei Generationen mangels Nachwuchs sowieso aussterben würde. (Und glaubt mir, ich würde mich auch bei noch so viel Lebensraum nicht fortpflanzen wollen.) Aber neugierig auf Polen war ich schon immer, und deshalb nütze ich diese Exkursion, um danach weitere fünf Tage in Krakau zu verweilen. Wenn es mir gefällt, komme ich gerne mal wieder, um mehr von Polen zu erkunden.

Das einzige was mir ein Sorge bereitet, ist dass ich Orte von Massenmorden, die in Osteuropa kaum zu vermeiden sind, wenn man mit offenen Augen durchs Land zieht, bisher lieber allein besuchte. Ich habe dort gerne Ruhe und Zeit zum Nachdenken und sitze stundenlang im Wald oder auf der Wiese. Das geht bei einer gemeinschaftlichen Exkursion natürlich nicht. Mal sehen, wie das wird.

Und wie immer, wenn ich auf Reisen gehe: Wer eine Postkarte möchte, meldet sich einfach.

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Über Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
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7 Antworten zu Nächste Reise: Krakau

  1. Pingback: Next trip: Krakow | The Happy Hermit

  2. C schreibt:

    Das kleine Café Karma hat mir ganz gut gefallen:
    https://t.co/f67zx6q72u

  3. Ferdi schreibt:

    Ich finde ja das mehr Deutsche sich Polen und auch gerade mal Auschwitz ansehen sollten, vielleicht bringt das bei einigen wieder das Gehirn in Wallung.

  4. Pingback: Armenischer Patriotismus | Der reisende Reporter

  5. REinloft schreibt:

    Das möchte ich auch studieren

    • Andreas Moser schreibt:

      Dank des Fernstudiums ist es auch von überall aus möglich. (Wobei es auf anderen Kontinenten schon etwas schwieriger ist, an deutsche Bücher zu kommen, und einem die spannenden Seminare entgehen.)
      Aber ich kann das Studium echt empfehlen!

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