Das geheime jugoslawische Weltraumprogramm

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Nachdem mein Bruder und ich in Montenegro unverhofft und eher zufällig einen geheimen jugoslawischen U-Boot-Hafen entdeckt hatten (bitte lest jene Geschichte zuerst, sonst ergibt diese hier keinen Sinn), waren wir noch den ganzen Abend vollkommen begeistert und aus dem Häuschen. Wahrscheinlich tranken wir sogar ein Gläschen Rakija oder Amaro Montenegro. Beziehungsweise jeder ein halbes, denn wir sind ja vernünftige Jungs.

Am nächsten Abend traf ich mich mit einer montenegrinischen Freundin, der aus unerfindlichen Gründen noch nicht aufgefallen war, wie cool und abenteuerlustig ich bin. Also erzählte ich stolz, begeistert, ausgiebig und womöglich ausschmückend von unserem Abenteuer im U-Boot-Hafen, auf den Kriegsschiffen und im Visier der montenegrinischen Marinescharfschützen

Weil meine Vorstellung von romantischen Beziehungen allein auf James-Bond-Filmen basiert, dachte ich, dass sie sagen würde: „Oh, Andreas, du bist so ein Held! Aber wenn jetzt die Montenegrinische Marine hinter dir her ist, dann musst du untertauchen. Zum Glück habe ich eine Hütte in den Bergen, wo wir uns ein paar Jahre verstecken können.“

In Wirklichkeit sagte sie: „Ach, die U-Boot-Tunnel bei Luštica? Zu denen schwimme ich im Sommer manchmal raus.“ Und zwar in einem Ton, wie man eben erzählt, dass man auf dem Nachhauseweg zum Edeka gegangen ist, um Milch zu holen.

Ich war froh, dass Winter war, sonst hätte sie mich womöglich noch eingeladen und gemerkt, dass ich gar nicht schwimmen kann.

Und dann schlug sie vor: „Wenn dich solche Orte interessieren, solltest du mal den Militärflughafen bei Željava besuchen. Das war der größte unterirdische Luftwaffenstützpunkt der Welt.“

„Wie kann ein Flughafen unterirdisch sein?“ fragte ich, reichlich unerfahren in Flughafen- und anderen Dingen.

„Željava liegt in den Plješevica-Bergen. Die Start- und Landebahnen sind natürlich oberirdisch, aber die Hangars sind in den Berg gebaut. Und die Piloten können unterirdisch mit dem Start beginnen, um oberirdisch möglichst kurz am Boden zu sein.“ Das ist praktisch, wenn man feindlichen Raketenbeschuss fürchtet.

Željava ist die tatsächliche Grundlage für die fiktive feindliche Militärbasis tief in den Bergen in „Top Gun: Maverick“.

„Wir können da mal hinfahren, das ist ja mittlerweile alles verlassen. Allerdings liegt das Gebiet genau auf der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien, deshalb ist alles vermint.“ Weil Kroatien etwas abweisend gegenüber Flüchtlingen ist, überwintern jetzt Hilfesuchende aus Afghanistan in diesen Betonbunkern. Von Zeit zu Zeit tritt einer von ihnen auf eine Landmine und explodiert. Immer wieder traurig, zu sehen, wie abweisend Länder gegenüber Flüchtenden sind, deren Bevölkerung vor wenigen Jahren selbst Schutz vor einem Krieg suchen musste.

Und dann sagte sie, ganz unvermittelt: „In dem Komplex in Željava war auch der Sitz des jugoslawischen Raumfahrtprogramms.“

Ich sagte gar nichts, aber man sah mir wohl an, dass die Existenz eines jugoslawischen Raumfahrtprogramms einen gewissen Neuigkeitswert für mich hatte. Wie für Euch wahrscheinlich auch.

Und so erfuhr ich, dass Jugoslawien das drittgrößte Raumfahrtprogramm nach den USA und der UdSSR hatte. Dass Jugoslawien aber Geld brauchte und sein Raumfahrtprogramm deshalb an die USA verkaufte. Dass den Familien der jugoslawischen Ingenieure gesagt wurde, dass ihre Väter, Ehemänner oder Söhne ums Leben gekommen wären, diese aber in Wirklichkeit nach Florida zogen. Und dass die NASA nur Dank jugoslawischer Technologie und Experten zum Mond fliegen konnte.

Falls ich es nicht glaubte, solle ich einfach nachsehen, welches Land die Astronauten von Apollo 11 nach ihrer Rückkehr als erstes besucht hatten. Genau: Jugoslawien. Und warum waren Tito und Kennedy so gute Freunde?

Allerdings gab es wohl ein Problem. Manche sagen, Jugoslawien hätte die Berechnungen geschönt, weshalb etliche Apollo-Missionen schon beim Start explodierten. Andere sagen, die CIA wäre gegen die Zusammenarbeit mit Jugoslawien gewesen, weshalb es kein Zufall sei, dass Kennedy einen Monat nach seinem letzten Treffen mit Tito erschossen worden sei. Manche sagen, dass die USA die bezahlten Milliarden von Jugoslawien zurückforderten, und dass genau dies zum Bankrott und damit zum Zerfall Jugoslawiens geführt hat. Andere dichten den USA, angeblich aus Rache über den Raketenbetrug, eine aktivere Rolle beim Ende Jugoslawiens an.

Jetzt wollt Ihr sicher mehr darüber wissen. Dann empfehle ich den Film „Houston, we have a Problem!“

Allerdings weiß ich nicht, wo der Film läuft. Anscheinend ist er im westlichen Interweb nirgendwo zu sehen. Das ist auch ziemlich verdächtig. Gut, dass ich ihn damals in Montenegro gesehen habe…

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Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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7 Antworten zu Das geheime jugoslawische Weltraumprogramm

  1. Kain Schreiber schreibt:

    interessante Spekulationen!

  2. Anonymous schreibt:

    Alles Fakten??? Der erste Weltkrieg von Deutschland angezettelt? Ganz Europa rasselte damals mit dem Säbel. England wegen der Flotte, Frankreich wollte Revanche, Russland förderte den Panslawismus-Gedanken um Österreich zu schädigen. Italien überlegte, dass Südtirol und Istrien lohnenswerte Ziele wären und fiel dem Verbündeten in den Rücken. Deutschland erfüllte seine vertraglichen Vereinbarungen mit Österreich gegen Bedenken. (Vermerk von Wilhelm II nach der Antwort Serbiens auf Österreichs Ultimatum “ Damit ist jeglicher Kriegsgrund entfallen“.) So kam es zu einem fürchterlichen Automatismus, indem sich die Staaten nacheinander und bündniskonform (ausgenommen Italien) jeweils den Krieg erklärten. Nach dem Krieg wurde natürlich von den Siegermächten die alleinige Kriegsschuld Deutschland zugeschrieben und mit dem Versailler Diktat-Frieden zudem mit seinen wahnsinnigen Reparationsforderungen und der Ausplünderung des Rheinlands bereits der Grundstein für den 2. Weltkrieg gelegt.

    • Andreas Moser schreibt:

      Das Losschicken von Millionen an Soldaten ist doch kein „Automatismus“. Natürlich sind Handlungen Reaktionen auf andere Handlungen, aber vor jedem Eskalationsschritt stand eine bewusste Entscheidung.
      Und keine vertragliche Verpflichtung zwang Deutschland dazu, das neutrale Belgien zu überfallen und zu brandschatzen.
      Von den Reparationen hat Deutschland übrigen kaum etwas bezahlt. Und auch die Rüstungskontrollvorschriften im Versailler Vertrag hat Deutschland recht bald unterlaufen.

    • Andreas Moser schreibt:

      Und definitiv trug Deutschland die Alleinschuld an der langen Dauer des sinnlosen Krieges.
      Selbst als Österreich keinen Bock mehr hatte, glaubten die deutschen Generäle noch an den Überraschungssieg.
      Nur gut, dass damals Hunderttausende von Soldaten von der Stange gingen. Diese Deserteure sind die wahren Helden des Krieges.

  3. Kasia schreibt:

    Ach, das ist ja spannend. Zudem ich mich gerade erst vor einer Woche in dieser Ecke der Welt herumgetrieben habe: Bosnien, Kosovo, Montenegro, Kroatien… da Montenegro nun auf meiner „nochmal besuchen“-Liste steht, ist das Wissen um solche Orte Goldwert…

    • Andreas Moser schreibt:

      Für mich ist das auch eine immer-wieder-schön-und-immer-wieder-interessant-Ecke.

      Und wenn ich, so wie jetzt, Jahre später darüber schreibe, dann ist das meist ein Zeichen dafür, wie dringend ich wieder dorthin will.

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