Gerade haben die Hohenzollern ihren Verzicht auf Millionenforderungen gegen uns unschuldige deutsche Staatsbürger bekannt gegeben, und die meisten Reaktionen lauteten: „Na, endlich!“
Die seit der deutschen Revolution und der Entmachtung dieser Familie mittlerweile vergangenen 105 Jahre erscheinen tatsächlich wie eine lange Zeit. – Bis man erfährt, dass die christlichen Kirchen (und in geringerem Umfang andere Religionsgemeinschaften) in Deutschland noch immer jedes Jahr Staatsgeld einsacken, und zwar basierend auf Ansprüchen, die sie auf die Säkularisation von 1802 zurückführen. Das sind 221 Jahre.
Und nein, ich meine nicht die Kirchensteuer. Wer die noch zahlt, um damit die Vertuschung sexuellen Missbrauchs zu finanzieren, der ist selber schuld. Das Erzbistum Köln hat beispielsweise doppelt so viel an Rechtsanwälte, Medien- und Kommunikationsberater bezahlt wie an die Opfer des Missbrauchs. Bei diesen Prioritäten könnte man fast meinen, es ginge bei den geringen Zahlungen an die Opfer auch nur um Public Relations.
„Kirche oder Mafia, manchmal erkenne ich selbst den Unterschied nicht.“
Nein, ich meine die sogenannten Staatsleistungen.
Das sind Zahlungen, die die deutschen Bundesländer aus dem allgemeinen Steueraufkommen (also auch dem von Atheisten und Agnostikern, Heiden und Häretikern, ja sogar von gar nicht religionsfähigen juristischen Personen, falls diese sich bequemen, in Deutschland Steuern zu bezahlen) bezahlen.
Im vergangenen Jahr waren das 687 Millionen Euro. Zusätzlich zur Kirchensteuer und zusätzlich zu zweckgebunden Subventionen an die Religionsgemeinschaften. (Zum Vergleich: Das Bundesamt für Verfassungsschutz, das sich immerhin mit so Kleinigkeiten wie Extremismusbekämpfung, Verhinderung von Terroranschlägen und Spionageabwehr beschäftigen soll, kostete im gleichen Jahr 488 Millionen Euro.)
Warum und wofür bezahlen wir das?
Das Wofür ist einfach: Die Kirchen können mit dem Geld machen, was sie wollen. Sie müssen keine Rechenschaft ablegen. – Aber gut, die werden das sicher irgendwie sinnvoll verwenden und sich keinen geschmacklosen Klimbim davon kaufen. Die Bescheidenheit unserer Kirchen ist schließlich sprichwörtlich, nicht wahr?
Beim Warum hingegen wird es historisch und kompliziert.
Ich habe das schon einmal am Beispiel Bayerns ausgeführt, und zwar in den Kapiteln 49 und 50 meiner Wanderung zu den Königsschlössern, die ich deshalb einfach zitiere. Wenn es gut ist, Joghurtbecher und Altpapier zu rezyklieren, dann kann es nicht falsch sein, Blogbeiträge mehrfach zu verwenden.
49
Vom Schiff aus erblicke ich das Kloster Andechs, dem ich erst gestern einen Besuch abgestattet habe, und erinnere mich an das dort (Kapitel 24-26) gegebene Gelübde, etwas aus der guten alten Zeit der Säkularisation zu berichten.
Säkularisation bezeichnet die staatliche Einziehung kirchlichen Eigentums, meist von Grundbesitz und Klöstern, aber auch von Kunstschätzen oder Bibliotheken. Das ging bis zur Annexion und Einverleibung ganzer kirchlicher Fürstentümer.
Einzelne Bestrebungen dazu gab es schon vorher, aber ab 1802 machte Bayern richtig Tabula rasa. Fast alle Klöster, Hochstifte, Reichsabteien und Fürststifte wurden aufgelöst, ihr Eigentum wurde verstaatlicht. (Das war die Erfindung des Kommunismus, noch weit vor Marx und Lenin!) Nur einige Klöster wurden als sogenannte Aussterbeklöster belassen. Dort durften die bisherigen Mönche noch ergebnislos beten, aber das Kloster war vom Transfermarkt ausgeschlossen und konnte keine neuen Mitspieler aufnehmen.
Das Projekt wurde generalstabsmäßig durchgezogen. Zuerst waren die Klöster der Bettelorden dran, für die sich natürlich niemand einsetze. („Selbst schuld, dass sie arm sind“, denken Reiche oft über Arme.) In die reichen Prälatenorden entsandte Bayern Kommissare, die auflisteten, was alles an Gold, Weihrauch und Myrrhe da war. 1803 kam es zu dem zumindest dem Namen nach bekannten Reichsdeputationshauptschluss, in dem das Heilige Römische Reich den Gliedstaaten freie Hand gegenüber den Klöstern ließ. Bayern schlug sofort zu und enteignete gnadenlos wie das Landgewinnungskomitee zum Bau der Baikal-Amur-Magistrale. Ein Beweis, dass Beten nicht hilft.
50
Nur leider hatte diese Säkularisation zwei Mängel:
Zum einen wurden nur die selbständigen Klöster und Fürstbischöfe enteignet, nicht aber die katholischen oder protestantischen Kirchen als solche. Die gewöhnlichen Pfarrkirchen und Kathedralen blieben also bestehen. Eine verpasste Chance.
Zweitens haben sich die Kirchen mittlerweile fette Entschädigungszahlungen für die einstigen Enteignungen gesichert. Ich könnte jetzt viel verwirren mit dem Konkordat zwischen dem Königreich Bayern und dem Heiligen Stuhl von 1817, warum Bayern die Bischöfe besoldet, dem Konkordat des Freistaats Bayern von 1924, der Einführung der Kirchensteuer, dem Konkordat des Deutschen Reichs von 1933, den Konkordatslehrstühlen, sowie der Frage, warum auch heute noch die Religionsverfassungsartikel der Weimarer Reichsverfassung gelten.
Artikel 138 der Weimarer Reichsverfassung von 1919 verlangte, dass die Länder die Entschädigungszahlungen durch einmalige Zahlung ablösen, wofür das Deutsche Reich aber die Rahmengesetzgebung verabschieden sollte. Das geschah nie. Als 1949 das Grundgesetz die Möglichkeit zum Neuanfang gegeben hätte, war die Sache schon so unübersehbar kompliziert geworden, dass man in Artikel 140 des Grundgesetzes einfach die teilweise Weitergeltung der Weimarer Reichsverfassung anordnete und hoffte, dass es niemandem auffallen würde. Es scheint tatsächlich nie jemandem aufgefallen zu sein, denn auch in der Geschichte der Bundesrepublik kam es nie zu der geforderten Ablösung.
Und so zahlen deutsche Steuerzahler seit mehr als 100 Jahren Staatsleistungen an die katholischen und protestantischen Kirchen wegen der Säkularisation von vor 200 Jahren. Wohlgemerkt aus dem allgemeinen Steueraufkommen; das hat nichts mit der Kirchensteuer zu tun. Hier zahlen auch die Atheisten mit. Aber gut, in diesem Jahr sind es nur 656 Millionen Euro, und die Kirche revanchiert sich dafür, indem sie staatliche Behörden nicht mit Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs belastet, sondern die kriminellen Angelegenheiten kostengünstig intern klärt.
Wie Ihr seht, sind es seither ein paar Millionen mehr geworden.
Aber die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag versprochen, dass es in dieser Legislaturperiode zu einer endgültigen Regelung kommen soll, um die unendlichen Zahlungen zu beenden. Und wie wir wissen, werden alle Punkte aus dem Koalitionsvertrag zügig und einvernehmlich umgesetzt, so dass Hoffnung besteht. Wem das nicht reicht, der muss halt doch beten.
Aber womit die Kirchen alles durchkommen, das ist schon dreist.
Ich meine, man muss sich das mal vor Augen führen:
Seit Jahrzehnten (!) ist bekannt, dass in der Katholischen Kirche (aber auch in anderen Glaubensgemeinschaften) Schutzbefohlene körperlich und sexuell missbraucht werden. Es ist bekannt, dass die Kirche das jahrzehntelang (!) wusste und dass sie es vertuschte und noch immer vertuscht. Tausendfach.
Und es dauert bis 2023 (!), also bis die Taten verjährt sind, die Akten vernichtet wurden und die Täter ins Ausland versetzt wurden, dass die Staatsanwaltschaft zum ersten Mal einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt.
Und dann gibt es noch Millionen von Menschen, die dieser kriminellen, raffgierigen Vereinigung freiwillig Geld in den scheinheiligen Arsch schieben. Da geht mir echt der Hut hoch!
Das hohe Sozialprestige, das diese Scharlatane genießen, wundert mich auch.
Vor allem auf dem Dorf, in Südeuropa und vor allem in Lateinamerika.
Zweimal habe ich bereits Priester kennengelernt (einen aus Dänemark und einen aus England), die mir offen sagten, dass sie natürlich nicht an Gott glauben, aber dass es kaum so einen einfachen Beruf gäbe, der gleichzeitig gut bezahlt und sozial sehr angesehen sei. (Mindestens einer der beiden nutzte das auch regelmäßig, um einsame Frauen seiner Gemeinde zu verführen.)
Ich finde ja schon das relativ hohe Sozialprestige übertrieben, das mir oft als Jurist entgegengebracht wird, insbesondere im Vergleich zu wirklich wichtigen Berufen wie LKW-Fahrer oder Kanalauspumper. Aber für Leute, die einfach aus einem 2000 Jahre alten Buch vorlesen und nicht einmal eigene Geschichten erfinden, da ist wirklich jede Hochachtung fehl am Platz.
In mitteleuropäischen Landen und unter der immer stärker wachsenden Anzahl von Nicht-Gläubigen ist es mit dem Sozialprestige nicht mehr so weit her, würde ich sagen.
Über das Vorlesen des 2000 Jahre alten Buchs und das nicht einmal Erfinden eigener Geschichten, habe ich sehr gelacht. Wobei ich mir nicht so sicher bin, ob nicht der eine oder andere durchaus seine eigenen Geschichten erfindet 😉
Für mich ist Theologie ein super Diskussionsthema für lange Abende am Lagerfeuer, wo jeder weiß, dass es eigentlich um nichts geht, aber man halt irgendwie die Stunden bis zum Einschlafen totschlagen muss.
Aber klar ist es irgendwie abstrus. Ich zitiere dazu mal wieder ganz faul aus einem früheren Artikel von mir:
womit als letztes Thema das mir liebste, weil komplizierteste, abstruseste und die meisten Jahrhunderte umspannende Thema verbliebe, denn im Februar 1922 wurde nach dem Tod von Papst Benedikt XV., dem numerischen Vorgänger des aktuellen Ex-Papstes, der abtreten musste, nachdem ich seine Verwicklungen in die dubiose Heilig-Geist-Bruderschaft investigiert und offengelegt hatte, zum Rücktritt gezwungen worden war, in Rom Papst Pius XI. und in Konstantinopel Patriarch Meletios IV. gewählt, den Ihr vielleicht besser als Meletios II. kennt, denn als solcher waltete er, nachdem er als Patriarch von Konstantinopel abgesetzt wurde, als Patriarch von Alexandria, obwohl er insgeheim Freimaurer, Anglikaner und gescheiterter Erzbischof von Zypern war,
woraus ich mir frech und keck die Erlaubnis ableiten würde, tief in die eigentlich unergründlichen Tiefen der Theologie ein- und hinabzusteigen, und mindestens die annähernd tausend Jahre bis zum Morgenländischen Schisma, der Kirchenspaltung zwischen Katholischer Kirche und Orthodoxer Kirche, das, und das Namenswirrwarr verdeutlicht das Schisma ganz gut, auf Lateinisch „Schisma Graecorum“, also Griechisches Schisma, und auf Griechisch „Σχίσμα Λατίνων“, also Lateinisches Schisma heißt, jedoch auch als Großes Schisma bekannt ist, was insofern schon vor dem Eintauchen in die eigentliche Materie zur Verwirrung führt, weil auch das Abendländische Schisma als Großes Schisma bekannt ist, so dass die Frage erlaubt sein muss, ob ein Schisma überhaupt ein solches wäre, wenn es nicht mindestens groß ist, zurückzugehen,
wobei natürlich darauf hinzuweisen wäre, dass sich die Katholische Kirche nach diesem Schisma erneut mehrfach abendländisch, protestantisch, calvinistisch, lutheranisch, anglikanisch und so weiter gespalten hat, und sich die Orthodoxe Kirche noch viel mehrfacher und babylonisch-byzantinischer in russisch-orthodox, rumänisch-orthodox, griechisch-orthodox, das nicht mit dem Griechisch-Katholischen und das wiederum nicht mit dem Römisch-Katholischen zu verwechseln ist, ukrainisch-orthodox, montenegrinisch-orthodox, albanisch-orthodox, japanisch-orthodox und so weiter, darunter, je nachdem ob man sie als autokephal oder nur als autonom betrachtet, auch amerikanisch-orthodox, gespalten hat,
was, insbesondere wenn ich dabei, was zum Verständnis eigentlich zwangsnotwendig und unabdingbar ist, auf den Vierten Kreuzzug, auf das Konzil von Nicäa und insbesondere die allen aufrechten Christinnen und Christen, so sie den gegen sie gerichteten Vierten Kreuzzug überlebt haben, wohlbekannten christologischen, origenistischen, konstantinischen, neuplatonischen, arianischen und ganz besonders die trinitarischen und subordinatianischen Fragen eingehe, und erkläre, wie die Wiederverwertbarkeit von Weihnachtsbäumen zu dem bei den orthodoxen Glaubensbrüdern-, -schwestern und -kindern um zwei Wochen verspätet scheinenden Kalender geführt hat, eine Komplexität annähme, in der ich einerseits aufginge, mich aber andererseits verlöre, weshalb ich stattdessen hoffe, dass sich Umberto Eco dieses Themas bereits in einem Roman angenommen hat, der irgendwann in einer Schublade seiner Bibliothek auftauchen und alle Fragen zufriedenstellend, gelehrt und humorvoll klären wird, so dass ich hier und jetzt endlich, denn sowohl Autor als auch Leserschaft sind geschafft, erschlafft und ohne Saft und Kraft, dem Punkt, einem, ohne dass es dessen Schuld wäre, heute bisher vernachlässigten Satzzeichen, zu seinem Recht verhelfen kann, nicht ohne jedoch vorher zur Beruhigung der Leserschaft zu versichern, dass die kommenden Folgen dieser Geschichtsreihe wieder ohne besondere linguistische, syntaktische oder andere kreative Mätzchen auskommen werden.
sehr spannend, aber von der geschichtlichen Seite her nicht von der religiösen. Das Studium der Unterschiede zwischen den einzelnen Sekten würde ich glaube ich nicht aushalten. Aber danke für de großen Linien
Die Kirchen werden freiwillig auf nichts verzichten wollen. Sie glauben genau so an ihr Einnahme Geburtsrecht wie die Erben des britischen Konigshauses an das Titel Geburtsrecht. Uberhaupt musste der deutsche Staat in seiner Gesetzgebung viel strenger mit den Kirchen sein. Es ist extrem selten dass ein Priester wegen sexueller Kindesmisshandlung bestraft wird. Er wird einfach nur versetzt und darf dann weiter machen wie bisher. Warum gibt es kein gesetzliches Berufsverbot fur Priester die Kinder misshandelt haben? Ware der Edathy von der SPD katholischer Priester gewesen kann man annehmen dass er immer noch in Amt und Wurden ware und jetzt vielleicht katholischer Bischof.
Das ist wirklich die Sache, die mich am meisten wurmt.
Da agiert in aller Öffentlichkeit eine kriminelle Vereinigung, deren Mitglieder schlimmste Straftaten begehen, was die Organisation weiß, und der Staat gesteht ihr (weitestgehend) zu, das irgendwie „intern“ zu regeln.
Und wie du schreibst, werden sie dann versetzt, einfach in eine andere Gemeinde, wo niemand etwas von den Straftaten erfährt, oder in ganz krassen Fällen ins Ausland. Das wird dann als „Entwicklungshilfe“ oder „Mission“ verkauft und noch dazu genutzt, um Spenden einzuwerben.
Zufällig kommen diese Priester immer dann erst zurück, wenn ihre Taten strafrechtlich verjährt sind.
Mir kommt das immer so vor, wie wenn die Mafia öffentlich erklärt, dass sie sich bessern werde, und dann stellt der Staat die Strafverfolgung ein.
Das ist der am offensichtlichsten absurde Punkt in der staatlichen Verhätschelung der Kirchen in Deutschland.
Tatsächlich ist es im Vergleich zur sonstigen staatlichen Kirchenfinanzierung nachgerade eine Petitesse.
Vereinfacht gesagt finanziert die Bundesrepublik der evangelischen und der katholischen Kirche mit Ausnahme dessen, was man dort als Seelsorge bezeichnet und der direkten sonstigen religiösen Aktivitäten, alles, was die beiden machen.
Kirchliche Spitäler, Schulen, Diakonie, Caritas – der staatliche Finanzierungsbeitrag liegt jeweils hauchdünn unter 100 Prozent. Und das unter Bedingungen des Subsidiaritätsprinzips, das in Deutschland derartige Einrichtungen ohnehin am allerliebsten an nicht-staatliche Träger delegiert, also dafür sorgt, dass es in Deutschland besonders viele davon gibt.
Details siehe Violettbuch von Carsten Frerk. Rechnet man seine damaligen Ergebnisse auf heute hoch, sind wir bei irgendwas zwischen 40 und 50 Milliarden für die Kirchen in Deutschland. Pro Jahr.
Ähnlich, aber anders strukturiert, ist es in Österreich. In manchen Belangen nicht ganz so dreist, in anderen noch unverschämter und bauernschlauer.
Das ist ein enorm wichtiger Punkt!
Denn die Kirchenverteidiger führen immer gerne die Kindergärten, die Altenheime und die Flüchtlingshilfe an, wie wenn man das alles nicht ohne Kreuz und Jesus machen könnte.
Und finanziert wird das meiste staatlich, obwohl die Kirchen sich eine Menge Sonderrechte, vor allem im Arbeitsrecht rausnehmen, bis hin zu Kündigungen wegen privater und vollkommen unschuldiger Verhaltensweisen, wie – Gott bewahre! – einer erneuten Heirat nach Scheidung.
Unglaublich! Obwohl, nein eigentlich wundert es mich nicht.
Aber womit die Kirchen alles durchkommen, das ist schon dreist.
Ich meine, man muss sich das mal vor Augen führen:
Seit Jahrzehnten (!) ist bekannt, dass in der Katholischen Kirche (aber auch in anderen Glaubensgemeinschaften) Schutzbefohlene körperlich und sexuell missbraucht werden. Es ist bekannt, dass die Kirche das jahrzehntelang (!) wusste und dass sie es vertuschte und noch immer vertuscht. Tausendfach.
Und es dauert bis 2023 (!), also bis die Taten verjährt sind, die Akten vernichtet wurden und die Täter ins Ausland versetzt wurden, dass die Staatsanwaltschaft zum ersten Mal einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt.
Und dann gibt es noch Millionen von Menschen, die dieser kriminellen, raffgierigen Vereinigung freiwillig Geld in den scheinheiligen Arsch schieben. Da geht mir echt der Hut hoch!
Es ist eh ein permanenter Skandal. Wenn ich denke, wie zB Ratzinger auch noch posthum gelobt wurde!
Das hohe Sozialprestige, das diese Scharlatane genießen, wundert mich auch.
Vor allem auf dem Dorf, in Südeuropa und vor allem in Lateinamerika.
Zweimal habe ich bereits Priester kennengelernt (einen aus Dänemark und einen aus England), die mir offen sagten, dass sie natürlich nicht an Gott glauben, aber dass es kaum so einen einfachen Beruf gäbe, der gleichzeitig gut bezahlt und sozial sehr angesehen sei. (Mindestens einer der beiden nutzte das auch regelmäßig, um einsame Frauen seiner Gemeinde zu verführen.)
Ich finde ja schon das relativ hohe Sozialprestige übertrieben, das mir oft als Jurist entgegengebracht wird, insbesondere im Vergleich zu wirklich wichtigen Berufen wie LKW-Fahrer oder Kanalauspumper. Aber für Leute, die einfach aus einem 2000 Jahre alten Buch vorlesen und nicht einmal eigene Geschichten erfinden, da ist wirklich jede Hochachtung fehl am Platz.
In mitteleuropäischen Landen und unter der immer stärker wachsenden Anzahl von Nicht-Gläubigen ist es mit dem Sozialprestige nicht mehr so weit her, würde ich sagen.
Über das Vorlesen des 2000 Jahre alten Buchs und das nicht einmal Erfinden eigener Geschichten, habe ich sehr gelacht. Wobei ich mir nicht so sicher bin, ob nicht der eine oder andere durchaus seine eigenen Geschichten erfindet 😉
Aber der muss ja dann eine neue Sekte gründen. 😉
Wenn ich mal viel Zeit habe, werde ich auch noch Theologie studieren.
Nur, um noch kompetenter Atheist sein zu können.
Ich glaube, dass kann man als rationaler Mensch nicht aushalten. Aber vielleicht ist das ein Vorurteil…
Für mich ist Theologie ein super Diskussionsthema für lange Abende am Lagerfeuer, wo jeder weiß, dass es eigentlich um nichts geht, aber man halt irgendwie die Stunden bis zum Einschlafen totschlagen muss.
Aber klar ist es irgendwie abstrus. Ich zitiere dazu mal wieder ganz faul aus einem früheren Artikel von mir:
sehr spannend, aber von der geschichtlichen Seite her nicht von der religiösen. Das Studium der Unterschiede zwischen den einzelnen Sekten würde ich glaube ich nicht aushalten. Aber danke für de großen Linien
Die Kirchen werden freiwillig auf nichts verzichten wollen. Sie glauben genau so an ihr Einnahme Geburtsrecht wie die Erben des britischen Konigshauses an das Titel Geburtsrecht. Uberhaupt musste der deutsche Staat in seiner Gesetzgebung viel strenger mit den Kirchen sein. Es ist extrem selten dass ein Priester wegen sexueller Kindesmisshandlung bestraft wird. Er wird einfach nur versetzt und darf dann weiter machen wie bisher. Warum gibt es kein gesetzliches Berufsverbot fur Priester die Kinder misshandelt haben? Ware der Edathy von der SPD katholischer Priester gewesen kann man annehmen dass er immer noch in Amt und Wurden ware und jetzt vielleicht katholischer Bischof.
Das ist wirklich die Sache, die mich am meisten wurmt.
Da agiert in aller Öffentlichkeit eine kriminelle Vereinigung, deren Mitglieder schlimmste Straftaten begehen, was die Organisation weiß, und der Staat gesteht ihr (weitestgehend) zu, das irgendwie „intern“ zu regeln.
Und wie du schreibst, werden sie dann versetzt, einfach in eine andere Gemeinde, wo niemand etwas von den Straftaten erfährt, oder in ganz krassen Fällen ins Ausland. Das wird dann als „Entwicklungshilfe“ oder „Mission“ verkauft und noch dazu genutzt, um Spenden einzuwerben.
Zufällig kommen diese Priester immer dann erst zurück, wenn ihre Taten strafrechtlich verjährt sind.
Mir kommt das immer so vor, wie wenn die Mafia öffentlich erklärt, dass sie sich bessern werde, und dann stellt der Staat die Strafverfolgung ein.
Das ist der am offensichtlichsten absurde Punkt in der staatlichen Verhätschelung der Kirchen in Deutschland.
Tatsächlich ist es im Vergleich zur sonstigen staatlichen Kirchenfinanzierung nachgerade eine Petitesse.
Vereinfacht gesagt finanziert die Bundesrepublik der evangelischen und der katholischen Kirche mit Ausnahme dessen, was man dort als Seelsorge bezeichnet und der direkten sonstigen religiösen Aktivitäten, alles, was die beiden machen.
Kirchliche Spitäler, Schulen, Diakonie, Caritas – der staatliche Finanzierungsbeitrag liegt jeweils hauchdünn unter 100 Prozent. Und das unter Bedingungen des Subsidiaritätsprinzips, das in Deutschland derartige Einrichtungen ohnehin am allerliebsten an nicht-staatliche Träger delegiert, also dafür sorgt, dass es in Deutschland besonders viele davon gibt.
Details siehe Violettbuch von Carsten Frerk. Rechnet man seine damaligen Ergebnisse auf heute hoch, sind wir bei irgendwas zwischen 40 und 50 Milliarden für die Kirchen in Deutschland. Pro Jahr.
Ähnlich, aber anders strukturiert, ist es in Österreich. In manchen Belangen nicht ganz so dreist, in anderen noch unverschämter und bauernschlauer.
Das ist ein enorm wichtiger Punkt!
Denn die Kirchenverteidiger führen immer gerne die Kindergärten, die Altenheime und die Flüchtlingshilfe an, wie wenn man das alles nicht ohne Kreuz und Jesus machen könnte.
Und finanziert wird das meiste staatlich, obwohl die Kirchen sich eine Menge Sonderrechte, vor allem im Arbeitsrecht rausnehmen, bis hin zu Kündigungen wegen privater und vollkommen unschuldiger Verhaltensweisen, wie – Gott bewahre! – einer erneuten Heirat nach Scheidung.