Das Schönste am Bloggen sind die Kommentare, die Briefe, E-Mails und sogar Buchgeschenke, die begeisterte Leserinnen und Leser aus aller Welt schicken.
Weniger schön sind die Bombenanschläge und Terroranrufe, aber bisher habe ich alles überlebt. Die Drohungen, mich zu verklagen, sind eh lächerlich. Aber am nervigsten sind die Menschen, die sowohl meinen Blog als auch sich selbst viel zu ernst nehmen.
Man weiß vorher nie, welcher Artikel solch eine Stimme anlockt, und so war ich überrascht, dass es gerade meine leicht technikkritische Auseinandersetzung mit einem kleinen Bauprojekt in der Wüste war. Es ging um den Plan, die Sahara zu fluten und zu begrünen. Und zwar mit dem Einsatz von Atombomben.

Ziemlich verrückt also. Der Plan ist zurecht in der Schublade und in der Kattara-Versenkung verschwunden.
Aber nicht, wenn es nach dem Wunsch von Dr. Antonio Mascolo geht, der unter besagtem Artikel nicht nur fleißig kommentiert und auf seine eigene Website hinweist, sondern auch heftig kritisiert, dass ich mich zu seinen eigenen verwegenen Wüstenplänen nicht äußere.
Jetzt habe ich eine E-Mail bekommen, von der ich gar nicht sicher bin, ob sie an mich gerichtet war, oder ob ich sie nur zufällig erhalten habe. Denn adressiert war sie an den Bundeskanzler, an verschiedene Zeitungen und Fernsehanstalten, an einige Universitäten und Hochschulen, an Ingenieursbüros, an die Bischofskonferenz und an Luisa Neubauer.
Ein Tipp für die Organisation Eures E-Mail-Postfachs: Nachrichten mit mehr als zwei Empfängern könnt Ihr getrost ungelesen löschen. Oder auf Eurem Blog veröffentlichen, weil sie sowieso für die Weltöffentlichkeit bestimmt sind.
—–Original-Nachricht—–
Betreff: GeoengineeringSehr geehrte Damen und Herren,
ich bin ein italienischer, promovierter Germanist, der seit mittlerweile 1960 in der BRD lebt und bis 2000, praktisch Fachfremd, gearbeitet hat.
Das ist generell ein Problem: Die Leute, die fachfremd sind, wissen gar nicht, was sie alles nicht wissen. Und unterschätzen eigentlich immer die Komplexität des fremden Faches. Wir kennen das z.B. von den Reichsbürgern, die einfach nicht glauben können, dass man ein Jura-Studium nicht in einem 30-minütigen YouTube-Kurs durchziehen kann.
Mittlerweile marschiere ich auf die 88 zu. Seit meiner frühesten Jugend habe ich mich für den Kriegsschiffbau interessiert, erleichtert durch das Vorhandensein einer einschlägigen Werft vor den Augen. Mit 10 Jahren bekam ich ein zerfleddertes Exemplar des „Weyers Flottentaschenbuchs 1940“, das mein erster Deutsch-Lehrer wurde.
Mit solcher Kriegsschiffbegeisterung muss man ja schon froh sein, dass sich da kein Nelson- oder Tirpitz-Komplex entwickelt hat.
Mit 50, wie so oft im Leben, begann ich, mich auch etwa für Umweltthemen zu interessieren. Mit der Zeit tun es auch viele andere Leute. Nur, anstatt nach Lösungen zu suchen, wird, meistens, nur auf die Folgen, aber praktisch nicht, eben, auf Lösungen hingewiesen. Der menschliche Erfindungsgeist, seine Neugier, seine Gier, haben die Erde vielfach am Rande der Unbewohnbarkeit gebracht, und nicht nur für uns Menschen. Anstatt nur zu protestieren, manchmal mit sehr fragwürdigen Methoden, sollten wir, mit unserem Erfindungsgeist, anfangen, die Folgen unseres Fortschritts zumindest zu lindern/ zu verlangsamen.
Damals erinnerte ich mich an den II Weltkrieg
Wer denkt nicht an den Zweiten Weltkrieg, wenn es um die Lösung der dringenden Umweltprobleme geht?
und an die zwei Schlachten von El Alamein, in Ägypten, und an die Rolle, die die südlich davon vorhandene Qattara Senke spielte. Ich fing an zu sammeln und Lösungen zu suchen, mit ganz anderen Methoden, Mitteln und Zwecken als Penk, Ball und Bassler hier vorgesehen hatten. Wer sich mit der neueren Geschichte Ägyptens beschäftigt, dem Nil und den Geburtsraten dort weiß, wie dringend hier Lösungen sind. Ich kontaktierte, damals, Ludwig Bölkow, den pensionierten AEG-Manager, den Vater der mittlerweile gebauten Solaranlage in Marokko, Eolik-Fachleute wie ein Prof der Uni Kassel, den ersten GF der NORDEX, gerade als selbstständige Firma gegründet. Alle sehr interessiert, aber ohne Folgen. Mittlerweile hatte ich die Fa. EUROWIND UK entdeckt, die H-Windanlagen mit senkrechter Achse mit bereits 10 MW konstruierte, als die mit waagrechter Achse noch bei 2-3 MW krebsten. Aber keiner bestellte und die englischen Wissenschaftler gaben auf. Seit einem Paar Jahren ist eine einschlägige schweizerische Fa. in das Geschäft eingestiegen. Sie sind der Erste gewesen, der ein Bild ihrer (mickrigen) Anlage veröffentlicht hat. Aber diese Anlagen sind, konstruktiv, fast ins Unendliche skalierbar. Und das ist der Grund, warum „man“ mit allen Mitteln diese Lösungen totschweigt. Würden sie in den möglichen Größen gebaut, wäre das Ende für Kohle, Öl, Gas und Atom.
1995 publizierte ich, im Eigenverlag, ein Buch mit dem Titel „Die Kattara Utopie“, das ich an unzählige Redaktionen, Botschaften, Ministerien sandte. Resonanz: Null. Die Lobbyisten waren am Werk.
Solche Leute sind der Grund, warum die Begriffe „Eigenverlag“ oder „Selbstverlag“ negativ konnotiert sind.
Eine erweiterte Version erschien 20 Jahre später, nur im Internet, mit dem gleichen Titel, wo sie noch zu finden ist, samt Zeichnungen. Auch hier, keine Meldung. Ganz im Gegenteil.
Jetzt kommt’s:
Ein vermutlich bezahlter Reporter hat eine zwar völlig berechtigte Kritik an dem Projekt Bassler veröffentlicht, ohne meine Lösungen zu erwähnen, obwohl er sie kannte. Wer nur die Überschriften liest, muss annehmen, dass „meine“ Kattara Utopie gemeint ist.
Ähm, ich kannte die Website von Dr. Mascolo nicht, ich habe immer noch nicht in sein Buch geblickt, und würde die ganzen Zeichnungen auch gar nicht verstehen. Und es ist nicht meine Pflicht, alle möglichen Projekte zu erwähnen. Meine Kritik ist außerdem ganz grundsätzlich technikkritischer Natur, wie ich sie auch anderweitig vorgebracht habe (Beispiel 1, Beispiel 2).
Und bezahlt wurde und werde ich für meine Bloggerei leider nicht bzw. nur ganz bescheiden.
Ich weiß nicht, woher dieser Glaube kommt, dass jeder, der anderer Meinung als man selbst ist, „bezahlt“ sein müsse, am besten noch von irgendwelchen dunklen Mächten wie der Erdöl-Mafia, der jüdischen Weltverschwörung oder der Antifa.
Mittlerweile sind mehrere Jahre vergangen und sind weitere Lösungen dazu gekommen, bzw. bekannt geworden, u.a. ein grosser Trimaran (etwa 300x 110m) für die fahrende Thunfischzucht, samt Nahrungsketten, das Sammeln, Sortieren und Verwerten des schwimmenden Mülls, das Aufsaugen der auf der Meeresoberfläche schwimmenden Öle und das möglichst schonungsvolle Sammeln der Manganknollen, dazu die Produktion und Verteilung von Bakterien, die sich von Mikroplastik ernähren.
Diese Schwimmkörper könnten als Universitäten für viele Fakultäten, bzw. als Hilfsschiffe der jeweiligen Marine dienen. Ein 300 x 300m grosser H-VAWT-Rotor und ein dreifaches Dach, bestehend aus GRIN- (GRIN= Gradient Refractive INdex) GLASS, Peroskowit-Photovoltaik, die nicht nur die Strahlung, sondern auch die Sonnenwärme nutzt, Lichtleiter und, darunter, eine Meerwasser-Entsalzungskammer unter Vakuum, zur Gewinnung von Süßwasser und Salz. Das Salz werden wir bitter nötig haben, um die Thermohaline des Golfstroms auszugleichen, bevor ganz Nord- und Mitteleuropa unbewohnbar werden. Aber es gibt etliche, weitere, verifizierte Lösungen und Vorschlage, die noch auf eine Realisierung warten.
All das – was immer es auch bedeuten soll – wird der Welt also durch den reisenden Reporter vorenthalten! Nahrungsmittelproblem, Klimakollaps, Salzproblem (von dem ich noch gar nichts wusste), alles könnte schon lange gelöst sein.
Vielleicht interessieren Sie diese Argumente und sind bereit, nicht nur „Haltet den Dieb!“, wie all die Anderen zu rufen, sondern bereit zu laufen, um ihn zu fangen? Entschuldigen Sie den Ton und die Länge.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Antonio Mascolo,P.S. Keine der gegenwärtigen Schiffswerften dürfte in der Lage sein, solche breiten Rümpfe zusammenzubauen. Aber allein im Mittelmeer gibt es eine Werft der Fincanteri, die seit Jahrzehnten auf eine Modernisierung wartet. Und dort gibt es, hinter der Außenmole, genug Platz, um einen entsprechenden Baudock herzurichten, worin nicht nur eigene Bauten zusammenmontiert werden könnten, sondern auch anderswo gebaute Schiffsteile.
Na so ein Zufall: Der Weltenretter hat auch gleich die passende Schiffswerft für seine Pläne an der Hand.
Jedenfalls habt Ihr jetzt – wie von ihm gewünscht – die Website und den Plan von Dr. Mascolo, und wenn Ihr mal solarbetriebe Thunfische oder salzgetriebene Kriegsschiffe braucht, dann wisst Ihr, an wen Ihr Euch wenden könnt.

OMG
Ich habe noch so einen anderen Kandidaten, der ständig E-Mails an 50 Empfänger, vom Papst zu Frau Dr. von der Leyen schickt, und über irgendwelche NATO-NSA-Machenschaften schwadroniert.
(Aber weil ich da absolut keinen Bezug zu irgendeinem meiner Artikel sehe, zähle ich das nicht zu den zu veröffentlichenden Leserbriefen.)
E-Mail ist nicht nur ein Segen.
Wahrscheinlich würde Daniel Düsentrieb sofort zur Realisierung der Projekte übergehen. Vielleicht solltest du Hrn Dr. Mascolo an ihn verweisen 🙂 🙂
Wenn dann noch Dagobert Duck zur Finanzierung gewonnen werden könnte!
Ach, an dessen Geiz wird wahrscheinlich die Rettung der Welt scheitern 😉
Dr. Antonio Mascolo ist ein Genie und die Wiederauferstehung von Leonardo da Vinci. Da er schon 88 ist sollte man Ihm nicht wiedersprechen.Die Italiener uberhaupt sind sehr tolerante Leute. Das sieht man schon daran dass auch Sylvio Berlusconi trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch politisch tatig ist. Dieses ist auch verstandlich denn als guter Liebhaber hat er im Alter von uber 70 Jahren nicht mehr so grosse Chancen.Eine Ausnahme ist Roberta Blanco, aber der ist kein Italiener
Du hast Recht, ich sollte mehr Respekt vor dem Alter zeigen, insbesondere, weil ich mich ihm unaufhaltsam nähere.
Und eigentlich ist mein Blog ja auch nur eine Ansammlung von halbgaren Ideen.
Oh, speziell zu den Fischen bekam ich noch eine E-Mail vom problemlösenden Tausendsassa, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Dr. Antonio Mascolo sie sind die Wiedergeburt von Leonardo da Vinci. Sie haben Visionen. Das ist grossartig. Jetzt geht es darum die Welt von Ihnen zu uberzeugen. Sie erwahnten Indien. Vielleicht sind Sie auch ein wiedergeborener Guru aus Indien und sie sollten unbedingt einen Herkunfts Test bei http://www.ancestry.com machen. Danach steht ihrer Karriere in Indien nichts mehr im Wege.
Das ist ein großartiger Blogbeitrag … Das ist Realsatire pur.
Wenn es nicht so bitter wäre, dass der Mann wirklich an sich glaubt, könnte man nur noch lachen.
Andererseits ist es doch schön, wenn Menschen auch im Alter noch eine Mission haben, anstatt nur die Balkonblumen zu gießen.
Vielleicht werden wir alle mal so?
Mein Projekt wird wahrscheinlich der Kampf für die Vergesellschaftung von Grund und Boden sein.
Dann ließen sich auch so Großprojekte wie die Kattara-Senke viel leichter durchführen. 😉