Zumindest war Deutsch noch eine Weltsprache, als Antal Szerb seinen Roman Reise im Mondlicht schrieb. Das war 1937, bevor Deutsch erst einmal zur Sprache des Terrors und des Krieges wurde, übrigens auch für ihn selbst, der in einem Konzentrationslager erschlagen wurde.
Mittlerweile passiert es häufig, dass mir Deutsche auf Englisch e-mailen und auch lieber beim Englischen bleiben, wenn ich ihnen die Auswahl zwischen den beiden Sprachen anbiete. Und selbst mir kommt nach nur sechs Jahren Abwesenheit aus Deutschland und trotz fortgesetzter deutscher Lektüre das Englische manchmal natürlicher über die Lippen.
Andererseits treffe ich in Osteuropa immer wieder auf Menschen, die Deutsch als Fremdsprache gelernt haben und es oft beeindruckend fließend sprechen. Ich habe schon Slowenen, Litauer, Letten und Rumänen getroffen, deren Deutsch so gut war, dass ich nach wenigen Minuten vergessen hatte, dass ich keinen Muttersprachler vor mir hatte. – Ganz tot ist Deutsch also noch nicht.
Deutschland war auch mal führend in vielen Wissenschaften. Physik, Chemie, Medizin. Bei den Nobelpreisen lag man vor Amerika auf Platz 1. Berlin war Kulturhauptstadt Europas, wenn nicht der Welt. Dann kamen die Weltwirtschaftskrise und Hitler.
Es ist interessant, wenn man durch Osteuropa reist und in Antiquariaten stöbert. Bis in die 1930er findet man sehr viel Fachliteratur auf Deutsch. Medizinische Wörterbücher, Bücher über Soziologie, Psychologie, Geographie. Nach den 1930ern wird das dann ersetzt durch Englisch, Französisch und die einheimischen Sprachen. Es scheint, dass Deutsch zu jener Zeit auch über Deutschland hinaus die oder zumindest eine „lingua franca“ der Bildung war.
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