DSGVO – Datenschutzerklärung

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Jetzt ist also die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Kraft getreten, und im ganzen Land bricht Panik aus, wie wenn vorher kein Datenschutzgesetz gegolten hätte. Die zweijährige Vorbereitungszeit hat anscheinend jeder verschlafen.

Ich sollte mich eigentlich nicht beschweren, denn als Jurist und Übersetzer für Deutsch und Englisch habe ich dank der DSGVO derzeit Arbeit bis unters Dach. Andererseits habe ich Arbeit gar nicht so besonders gern, denn sie hält mich von wichtigeren Dingen ab. Und irgendwie ist es doch traurig, wie jetzt im Internet jeder jeden anlügt: Die Unternehmen heucheln, dass sie am Schutz unserer Daten interessiert seien und diese niemals missbrauchen würden. Und die Nutzer klicken jedes Mal blind auf „Ja, ich habe die Nutzungsbedingungen dieser Website/App gelesen und stimme zu“. Niemand hat die je gelesen!

Was will man auch erwarten von Menschen, die sich Geräte ins Schlafzimmer stellen, die jedes Wort (und andere Laute) aufzeichnen und an ein Unternehmen übermitteln? Dafür zahlen Leute sogar noch! Oder sie kaufen sich sündteure Armbanduhren, um nicht nur alle privaten Daten und jederzeit ihren Aufenthaltsort, sondern sogar ihre Blut-, Puls- und Leberwerte ständig an ein Unternehmen zu übertragen. Armbanduhr ist eigentlich sowieso die falsche Bezeichnung für das Ausforschungsteil, denn eine Uhr, die nicht einmal 24 Stunden hält, ohne dass man die Batterie aufladen muss, verfehlt doch ihren Zweck. Und wieviele hochwichtige Geschäftsverhandlungen konnte ich schon im Zug belauschen, wieviele Excel-Tabellen mitlesen, weil Leute mit Mobiltelefon und Laptop niemals warten können, bis sie zuhause sind.

Welche Daten erhebe ich von Euch?

Gar keine. Wozu auch?

Ihr könnt/sollt natürlich kommentieren, und die Kommentare werden gespeichert und angezeigt. Das ist der Sinn von Kommentaren. Aber ich wette, das war Euch vorher schon klar.

Ganz selten kommt es vor, dass mich jemand bittet, einen früher abgegebenen Kommentar zu löschen. Ich lösche dann meist nur den Namen und lasse den Kommentar stehen. Kommentare sind so etwas wie Leserbriefe. Wenn Ihr es Euch nach drei Jahren anders überlegt, werden auch nicht alle alten Zeitungen vernichtet.

Statistiken

Ich kann bei WordPress abrufen, wieviele Leute welche Artikel lesen und aus welchen Ländern sie kommen (deshalb die interessante Aufstellung der Flaggen/Länder rechts). Das kann ich aber keiner bestimmten Person zuordnen. Ich weiß also nicht, wer von Euch meinen Blog liest oder nicht. (Das erfahre ich eher dadurch, dass Leute den Kontakt zu mir abbrechen.)

Außerdem gucke ich mir die Statistiken sowieso nicht oft an, weil es nur deprimierend ist.

Cookies und Plugins

Ach ja, sowas gibt es hier wahrscheinlich auch, denn die sind ja überall im Internet. Was die machen, könnt Ihr bei WordPress, Facebook, Twitter und YouTube nachlesen.

Auf jeden Fall empfehle ich Euch, sich impfen zu lassen.

Widerspruch

Ich widerspreche hiermit ausdrücklich Kommentaren und Nachrichten, die dumm, langweilig oder belanglos sind oder die grammatikalisch nicht korrekt formuliert sind.
Zuwiderhandlungen können zu Blockieren, Ignorieren und Respektverlust führen.

E-Mails

Ich bin nicht der Meinung, dass A durch das Schreiben einer E-Mail an B einen Anspruch darauf erwirbt, dass B antwortet.

Es ist gar nichts Persönliches (wie auch, oft lese ich sie ja nicht einmal), aber ich habe einfach nicht die Zeit, alle E-Mails zu lesen oder gar darauf zu antworten. Wenn ich antworten will, nehme ich mir aber gerne ausreichend Zeit und Muße, so dass es durchaus mal ein halbes Jahr dauern kann. Am besten nutzt Ihr die Wartezeit für Bücher und lange Spaziergänge.

Material für den Blog

Wer mit mir per E-Mail, persönlich oder sonstwie interagiert oder ohne eigenes Zutun in mein Blickfeld gerät oder mein Interesse auf sich zieht, muss damit rechnen, sich in einem Artikel auf diesem Blog oder auch mal in einem Buch wiederzufinden.

Das ist alles?

Ja. Beim Datenschutz ist es wie beim Autokauf oder bei der Heirat: Wenn Euch jemand im letzten Moment einen Vertrag mit 20 Seiten zur Unterschrift vorlegt, will er/sie Euch bescheißen. Ich finde, dass AGB und Datenschutzerklärungen von über zwei Seiten Länge verboten sein sollten. Oder man sollte die jeweiligen Seiten/Apps erst nutzen dürfen, wenn man den gesamten Text laut vorgelesen hat (aber bitte nicht im Zug), um zu bestätigen, dass man ihn wirklich gelesen hat.

Schreibtisch voll
Meine Strategie: Datenschutz durch Unordnung.

Über Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
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17 Antworten zu DSGVO – Datenschutzerklärung

  1. Pingback: GDPR – Privacy Policy | The Happy Hermit

  2. Pingback: Sport- und Fitnessblogs am Sonntag, 27.05.2018 – Eigenerweg

  3. simonsegur schreibt:

    Sehr erfrischend bei der ganzen DSGVO-Hysterie. Kannst Du Dir denn, als Jurist, erklären, warum soviele Blogs panisch schließen, weil sie Angst vor Abmahnungen haben? Meine Erklärung habe ich ja gereimt: https://einbuchwiekingsturm.wordpress.com/2018/05/25/datenschutzerklaerung-eines-dichters/ (Wenn Du keine Links magst, bitte den Kommentar löschen).
    Herzliche Grüße!

    • Andreas Moser schreibt:

      Deine Lösung ist aber noch viel kreativer, Hut ab!

      Objektiv gibt es kaum Gründe dafür, dass jemand seinen Blog wegen der DSGVO dicht macht. Gerade Blogs sind datenschutzrechtlich eigentlich das geringste Problem, denn die Leser bleiben anonym, bis sie von sich aus kommentieren (und selbst das können sie unter Pseudonym). Die meisten Blogs verkaufen nichts, sammeln keine E-Mail-Adressen (außer jemand will ein E-Mail-Abonnement), und abbestellen kann man sie leichter als jede Mailingliste.
      Der Blogbetreiber könnte auch selbst die Facebook- u.s.w. Plugins von seinem Blog nehmen und auf YouTube-Videos verzichten.

      Ich habe den Eindruck, da mischen sich viele Ängste und Hysterien („Millionenbußgelder“) mit Vorurteilen über die EU („Bürokratiemonster“, wie wenn 28 unterschiedliche Datenschutzgesetze weniger bürokratisch wären als eine Verordnung). Komisch finde ich auch, dass der Schritt vom deutschen Bundesdatenschutzgesetz zur DSGVO wesentlich geringer ist als der in anderen Ländern, aber die Panik vernehme ich nur in Deutschland.

      Ein bisschen erinnert mich das an die Leute, die auf ihren Blogs keine Kommentare zulassen, weil sie glauben, sie würden dafür haften. Tun sie natürlich nicht, außer wenn sie etwas Rechtswidriges stehen lassen, nachdem sie darauf hingewiesen wurden.
      Das ist schade, denn ohne Kommentare macht ein Blog doch nur halb so viel Spaß. Und so gehen jetzt vielleicht auch ein paar kreative und witzige Blogs ein, während die langweiligen sich eine langweilige Musterdatenschutzerklärung zu eigen machen und weiter langweilen.

      Klar helfen Geschichten von Abmahnungen nicht. Als Jurist bin ich da vielleicht abgeklärter und würde die meisten Abmahnungen einfach ignorieren, weil ich weiß, dass der Abmahnende nur selten vor Gericht gehen wird. Vielleicht fehlt es da am grundsätzlichen Verständnis von Zivilrecht: Wenn A eine Forderung gegen B erhebt, kann B sich ganz locker zurücklehnen und kann das in den Papierkorb werfen. A hat B nichts zu befehlen, auch wenn A ein Rechtsanwalt ist.

      Und bei manchen war die Diskussion vielleicht einfach der Anstoß, die mühsame und unergiebige Bloggerei endlich einzustellen. Es fällt halt leichter, wenn man dafür „die in Brüssel“ verantwortlich machen kann. Ich persönlich würde zum Beispiel so gerne gesünder essen, aber dann kam die Lebensmittelampel nicht, und jetzt muss ich wegen der Bundesregierung weiter Schokolade und Schnitzel essen.

    • simonsegur schreibt:

      Herzlichen Dank für die punktgenaue Analyse und die zusätzlichen Infos (das beruhigt mich als völlig juristereifremden Menschen :-)). Erstaunlich, dass das mal wieder ein deutsches Mentalitätsproblem ist. Und auch Deinem letzten Punkt kann ich nur zustimmen: Tatsächlich glaube auch ich, dass viele Blogger die DSGVO als Grund fürs Aufhören vorschieben.
      Ganz herzliche sonnensommrige Maigrüße!

    • Andreas Moser schreibt:

      Mir fällt noch eine Analogie zu der DSGVO-Panik ein:
      „Da gibt es jetzt dieses Strafgesetzbuch mit Hunderten von Paragraphen. Niemand blickt durch; ein Bürokratiemonster. Und alles ist verboten! Wenn Du nicht aufpasst, kommst Du ins Gefängnis. Lebenslänglich! Ich gehe besser gar nicht mehr aus dem Haus.“

    • simonsegur schreibt:

      🙂 Und wenn ich dann daran denke, wie oft Du in der Öffentlichkeit Zigarre rauchst oder ich über die rote Fußgängerampel gehe …

    • Andreas Moser schreibt:

      Seit ich in Südamerika gewohnt habe, gehe ich auch in Deutschland immer wieder über rote Fußgängerampeln, einfach um hier ein bisschen Coolness reinzubringen.

    • REinloft schreibt:

      Und ich fühl mich dann ein wenig als Südamerikaner, der selber denk und bei leerer Straße das Denken nicht den Ampeln überlässt

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  7. Harald Dähne schreibt:

    Gut und allgemeinverständlich formuliert und absolut ausreichend.

    Und vielleicht kann irgendwann auch noch jemand klarstellen, dass eine Auskunftsverweigerung und das Recht am eigenen Bild nichts mit dem Datenschutz zu tun haben.

    • Andreas Moser schreibt:

      Danke!

      Ja, es ist zum Verzweifeln, was alles durcheinander geworfen wird.

      Ganz aktuell: eine Therapeutin, die sich beklagte, dass sie kein Home Office machen könne, weil sie wegen der DSGVO mit ihren Klienten nicht telefonieren dürfe, sondern diese persönlich in der Praxis empfangen müsse.
      Als ich sagte, dass man natürlich mit Mandanten, Klienten und Patienten telefonieren darf, sagte sie: „Nein, da geht es ja um vertrauliche Dinge, das ist auf keinen Fall datenkonform.“ Sie sagte wirklich „datenkonform“, nicht einmal „datenschutzkonform“.
      Und sie glaubte, es besser zu wissen als ich, und geht jetzt pleite.

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