Neue Visitenkarten

Visitenkarten scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Egal, um Mode habe ich mich noch nie gekümmert. Mögen andere ihre Handys „swipen“ oder „bluetoothen“, ich händige weiter Karten aus Papier aus.

Nachdem die erste Auflage an Fotokarten verbraucht war – und weil sich meine Telefonnummer und die Adressen meiner Blogs geändert haben –, war es Zeit für eine zweite Auflage.

Die Auswahl der Fotos fiel nicht leicht, aber schließlich konnte ich mich für sechs Orte entscheiden, die mir aus den vergangenen beiden Jahren besonders im Gedächntis geblieben sind.

business cards 2018

Und das zeigen die Fotos:

  • Die Chapada Diamantina, ein Nationalpark in Brasilien. Ich bin tatsächlich in diese Schlucht hinabgeklettert, dort zwei Tage gewandert, und musste dann die Felswand wieder hochklettern.
  • Der zentrale Platz von Cochabamba in Bolivien. Von all den Städten, in denen ich gelebt habe, war Cochabamba die freundlichste und der Ort, wo ich mich am wohlsten gefühlt habe. Oft saß ich auf der Plaza 14 de Septiembre unter dem Schatten von Palmen, las ein Buch oder eine Zeitung, hörte einem Geschichtenerzähler zu, beobachtete eine Demonstration, bewunderte die schöne Architektur, genoß das perfekte, milde Klima der „Stadt des Ewigen Frühlings“ und diskutierte mit Wildfremden über das Verfassungsreferendum.
  • Eigentlich wollte ich kein Land zweimal auswählen, aber der Titicaca-See ist einfach ein Wanderparadies. Das Foto zeigt eine Inkastraße auf dem Weg von Copacabana nach Yampupata auf der bolivianischen Seite des Sees. Eine Wanderung um den ganzen Titicaca-See ist noch immer einer meiner großen Träume.
  • Extrovertiertere Selfies als dieses von der Osterinsel gibt es von mir nicht. Außerdem wollte ich den Hut aus Rumänien unterbringen, der mich um die ganze Welt begleitet hat und mich vor Sonne, Regen, Steinschlag, Schnee, Hagel, Blitzen, Hunden, Schlangen, Mordanschlägen und Wildschweinen geschützt hat.
  • Der Bahnhof in Sochumi, der Hauptstadt von Abchasien. Eine sehr schöne Stadt und die größte Überraschung auf meiner ersten Kaukasus-Reise. Ich habe das Land auch deshalb aufgenommen, weil viele gar nicht wissen, dass es existiert, oder es für gefährlich halten. Es ist überhaupt nicht gefährlich.
  • Persische Architektur in Tiflis. Die Hauptstadt von Georgien bietet fast alle denkbaren architektonischen Stile.

Solche Visitenkarten sind hoffentlich gute Aufhänger für ein Gespräch. Die vorherigen Karten haben mir sogar mal das Leben gerettet. In Bolivien hatte ich mich mal wieder vollkommen verlaufen und war schon am Verdursten, als mich ein junger Hirte entdeckte und mich in eine Schlucht führte, wo es Wasser zum Trinken gab.

watering hole.JPG

Er zeigte großes Interesse an meiner Kamera, wollte dass ich ein Foto von uns mache, und wollte den Apparat dann am liebsten behalten. Entsprechend meiner Überzeugung lehnte ich dieses Ansinnen ab. Der Junge hob einen schweren Kieselstein auf, mit dem er mir den Schädel einschlagen hätte können, und erweiterte seine Forderung auf Bargeld. „Ich habe doch kein Geld bei mir, wenn ich in die Wildnis laufe“, log ich und zog stattdessen ein paar Visitenkarten aus der Hemdtasche. „Ich habe nur diese Karten mit Fotos aus Europa. Schau, ich zeig Dir mal, wie es bei uns aussieht.“

shepherd boy.JPG

Als ich ihm Fotos aus Estland und Mazedonien, Litauen und Italien zeigte, ließ er den Stein wieder fallen. Ich gab ihm all die Karten, die ich dabei hatte.

Wenn Ihr auch lebensrettende Visitenkarten wollt, könnt Ihr diese bei MOO bestellen.

(Read this article in English.)

Über Andreas Moser

Travelling the world and writing about it. I have degrees in law and philosophy, but I'd much rather be a writer, a spy or a hobo.
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