Bevor ich letzten Sommer nach Schweden fuhr, erhielt ich viele gut gemeinte Ratschläge:
„Nimm ausreichend Bier mit, in Schweden ist das unerschwinglich!“
„Als EU-Bürger darfst du 110 Liter Bier und 90 Liter Wein zollfrei einführen.“
„Wenn wir mit dem Wohnmobil nach Skandinavien fahren, schütten wir die Flüssigkeit aus den Gurkengläsern und ersetzen sie mit Alkohol. Dann schmeckt der Wodka zwar nach Gurken, aber bisher sind wir damit beim Zoll nicht aufgeflogen.“
„Wir füllen den Wassertank im Wohnmobil mit Alkohol. Waschen kann man sich ja auch im See.“
„Wenn du dich betrinken willst, nimm die Fähre von Stockholm nach Tallinn. Sobald du in internationalen Gewässern bist, kannst du steuerfrei trinken.“
„Nimm am besten reinen Alkohol mit. Den kannst du dann verdünnen und hast länger etwas davon.“
Ich mache mir nicht viel aus Alkohol und packte lieber einen Haufen Bücher in den Rucksack. Landeskundliche Literatur, skandinavische Geschichte, Harry Martinson, alle 10 Bände der Kommissar-Beck-Romane von Maj Sjöwall und Per Wahlöö. Da wäre nicht einmal mehr Platz für ein Promille Prosecco gewesen.

Die Leserinnen und Leser, die ihr Erinnerungsvermögen noch nicht ganz weggesoffen haben, werden sich wundern: Um die Rolle des Alkohols in Skandinavien ging es doch schon einmal in dieser launigen Geschichtsreihe? Genau, bei den Åland-Inseln. Und Schweden hatten wir auch schon, oder nicht? Jawohl, und zwar mit dem Versuch, einen besseren Menschen zu schaffen.
Heute vereinigen sich diese beiden Themenstränge zu einem süffigen Mixgetränk aus Alkohol und skandinavischen Weltverbesserungsversuchen. Wir widmen uns dem am 27. August 1922 und mithin vor genau 100 Jahren abgehaltenen Referendum, in dem das schwedische Volk über das Schicksal des Alkohols entscheiden sollte.
Aber zuerst müssen wir – so ist das, wenn man über Geschichte schreibt – ein bisschen zurück auf der Zeitachse torkeln. Die Skandinavier stammen bekanntlich von den Wikingern ab, die eigentlich ständig hackedicht waren, egal ob an Land, auf See oder in Walhalla.

Selbst während ihrer Raubzüge waren sie so betrunken, dass der bekannte Strafverteidiger Hedobald Braxen vor dem Internationalen Seegerichtshof einen Freispruch für die Wikinger wegen Unzurechnungsfähigkeit errang. Deshalb mussten Schweden, Norwegen, Dänemark und Island niemals Reparationen zahlen und stehen heute finanziell ziemlich solide da. Anders als Haiti, das bis 1950 Schulden für seine Revolution von 1791 bis 1804 bezahlte und sich für diese Ungerechtigkeit auch noch als „ärmstes Land der westlichen Hemisphäre“ beschimpfen lassen muss.
Als im 19. Jahrhundert auch in Schweden die Industrialisierung Fuß fasste (Volvo, Saab, Ericsson, Scania u.s.w.), fanden es die Fabrikbesitzer praktisch, die Arbeiter mit wenig Geld, aber dafür umso mehr Branntwein zu entlohnen.
„Wir hätten eigentlich lieber Geld“, wandten ein paar aufmüpfige Gewerkschafter ein.
„Was braucht Ihr Kronen, wenn Ihr stattdessen einen in der Krone haben könnt?“ entgegnete der Fabrikbesitzer: „Denkt dran, Männer: Ihr seid stolze Wikinger!“
Die Arbeiter hängten sich blau-gelbe Fahnen in ihre Gärten und waren fortan sehr nationalstolz, aber arm und besoffen.

Heutzutage sind Schweden sehr privat und zurückgezogen, aber damals gab es noch Leute, die ihre Nase gerne in die Angelegenheit anderer Menschen steckten. Nein, ich meine nicht die Säpo. Ich meine die Abstinenzlerbewegung.
Die Abstinenzler erkannten die Schädlichkeit des Alkohols und zogen seit den 1830er Jahren predigend durchs Land, um die Männer (zu den Frauen komme ich später noch) vom Trinken, oder zumindest vom übermäßigen Trinken abzubringen. Ihre Motivation war teilweise rein gesundheitlich, teilweise religiös-moralisierend, aber auch oft sozialreformerisch. Sie wollten eine bessere Gesellschaft schaffen, weshalb sich viele Abstinenzler in den Reihen der Sozialdemokraten, Marxisten, Sozialisten und Kommunisten fanden. Wegen des sozialhygienischen Gedankens gab es auch Überschneidungen mit der, wie Ihr bereits wisst, ebenfalls in Schweden sehr erfolgreichen Eugenik-Bewegung jener Zeit.
Außerdem fanden Frauen die Abstinenzler ganz sympathisch, weil sie (und die Kinder) unter den im Suff prügelnden Ehemännern zu leiden hatten. Und wenn der Mann auf dem Weg von der Fabrik nach Hause den halben Lohn schon versäuft, dann ist das auch nicht so gut.

Die Abstinenz-Bewegung war ein Massenphänomen, ein Riesending mit Millionen von Mitgliedern, und keine Regierung konnte sich den Forderungen komplett verschließen. Ab 1919 wurde Alkohol rationiert. Die Bürger bekamen ein Stempelheft, in dem der bereits gekaufte Alkohol notiert wurde. War die Monatsgrenze erreicht, musste man bis zum nächsten Monat warten. (Oder einen Freund finden, der nicht trank, und ihn zum Spirituosengeschäft schicken.)

Jetzt wollt Ihr wahrscheinlich wissen, wieviel Alkohol man pro Monat erwerben durfte?
Aber so einfach war das nicht.
Um ein Stempelheft zu erhalten, musste man sich dem örtlichen Nüchternheitskomitee vorstellen. Dort wurde zuerst geprüft, ob man bereits als alkoholisiert aufgefallen war, ob man einer geregelten Arbeit nachgeht, ob die Kinder in die Schule gehen, ob man Steuerschulden hat, ob man seinen Vorgarten sauber hält, ob man bei der Feuerwehr ist, und so weiter, und so weiter.
Auch die soziale Stellung und die Schicht waren maßgeblich. Arbeitslose, Obdachlose und Einkommensschwache erhielten gar kein Stempelheft. Landbewohner erhielten eine geringere Ration als Stadtbewohner (weil Menschen in der Stadt mehr soziale Verpflichtungen haben, zu denen man Alkohol ausschenkt). Wer einen Beruf hatte, in dem er Kunden oder Mandanten manchmal zu einem Drink einladen muss (Rechtsanwälte, Notare, Immobilienmakler, Regisseure, Handels- und Industriemagnaten, Abgeordnete, wahrscheinlich auch der König), bekamen eine höhere Ration. Frauen erhielten nur ein Stempelheft, solange sie ledig waren. Für Hochzeiten und Geburtstage konnte man einen gesonderten Antrag auf eine Extrazuweisung stellen.
Natürlich konnte das Stempelheft bei Fehlverhalten auch wieder entzogen werden. Die Alkoholausschankrationierungsbehörde hatte mehr Informationen über ihre Bürger als Stasi, Securitate oder Säpo.
Wenn man all das liest, vergeht einem eigentlich die Lust am Trinken, oder?
Aber die Schweden tranken weiter, und die Abstinenzler gaben keine Ruhe. Sie wollten nicht, dass Menschen nur 2 Liter im Monat tranken. Sie wollten, dass gar niemand niemals nichts trank. Keinen Tropfen! Außer vielleicht eine Tasse Tee.

Die Idee eine Komplettverbots von Alkohol spukte damals nicht nur in den schwedischen Köpfen. Andere Staaten hatten sie bereits eingeführt. Russland 1914, Island 1915, Norwegen 1916, Finnland 1919, und, am bekanntesten, die USA 1920. Wenn alle Nachbarstaaten und die beiden Supermächte das machen, dann wirkt die Idee plötzlich gar nicht mehr so absurd. Es konnte ja noch keiner ahnen, dass die Prohibition in den USA zum Aufstieg der Mafia und in Russland zur Revolution führen würde.

Aber Schweden war eine Demokratie, also wurde eine Volksabstimmung angesetzt. Diese war zwar nicht bindend, aber die Abstinenzler erhofften sich einen eindeutigen, sozusagen hochprozentigen Auftrag an das Parlament.
Die Ja-Seite (für ein Komplettverbot) führte im Wahlkampf die bekannten Probleme des Alkohols an: Gesundheitsschädlich, schlecht für die Moral, leistungssenkend, führt zu Gewalt in der Familie und anderswo, Kosten für das Gesundheitswesen, Ausfall von Millionen von Arbeitsstunden, Kontrollverlust, schleichende Verdummung, Verkehrsunfälle, Flugzeugabstürze, Atomkatastrophen, alles verursacht durch den Alkohol.
Die Nein-Seite (gegen ein Komplettverbot, aber nicht für die Aufhebung der restriktiven Quoten) plakatierte: „Ohne Alkohol sind Krustentiere ungenießbar.“ (Für mich, der all dieses Meeresungetier widerlich findet, kein überzeugendes Argument.)

Ansonsten argumentierte die Nein-Seite mit der allgemeinen Handlungsfreiheit, der Gefahr eines Polizei- und Spitzelstaates und dass man dann zum Schmuggeln und zum heimlichen Destillieren gezwungen wäre.
Die Wahlbeteiligung am 27. August 1922 lag bei 55,1 %. Das hört sich vielleicht nicht viel an, aber es war mehr als bei der vorangegangenen Reichstagswahl.
Das Ergebnis war knapp und überraschend: Die Prohibitionsgegner gewannen mit 50,8 % gegenüber 48,8 %. Frauen, die in Schweden erst seit 1919 wählen durften, hatten mehrheitlich für ein Alkoholverbot gestimmt. Aber 59 % der Männer, die gegen das Verbot stimmten, hatten verhindert, dass die Frauen den Männern den Alkohol verboten. Und damit wahrscheinlich knapp einen Volksaufstand und einen Bürgerkrieg vermieden.
Für die Feier zum Ausgang des Referendums gab es im Stempelheft übrigens keine Sonderrationen. Denn das Komplettverbot von Alkohol war zwar gescheitert, aber die restriktive Alkoholpolitik blieb bestehen. Die Rationierung und das Stempelheft wurden erst 1955 abgeschafft.

Und bis heute leben die Schweden sowie die Schwedenbesucher mit einer weiteren skandinavischen Besonderheit: dem staatlichen Monopol auf den Alkoholverkauf. Das Monopol ist zwar durch EU-Recht etwas löchrig geworden, aber im Wesentlichen gilt, dass man Alkohol nur im Restaurant (zu exorbitanten Preisen) oder im staatlichen Alkoholgeschäft (zu gesalzenen Preisen) bekommt.
„Systembolaget“ heißen die staatlichen Geschäfte, die Ihr nicht an jeder Ecke findet.
Denn die Idee hinter dem schwedischen Modell eines Staates, der zwar liberal, aber auch um die Wohlfahrt seiner Bürger besorgt ist, ist die: Wenn Ihr es wirklich darauf anlegt, Euch volllaufen zu lassen, na gut, das ist Eure Sache. Es gibt keine Mengenbeschränkungen mehr. Ebenso gibt es keine Beschränkungen hinsichtlich des Alkoholgehalts. Ihr könnt im Systembolaget auch 80-prozentigen Stroh-Rum kaufen. (Ich verwende diesen Rum, um Rosinen für den Kaiserschmarrn einzuweichen. Am besten mehrere Tage lang. Mein Kaiserschmarrn ist sehr beliebt.)
Aber zuerst einmal müsst Ihr einen Systembolaget finden. Dafür muss man manchmal 20 km fahren, im hohen Norden auch mal 100 km. Die Idee dahinter: Man soll nicht spontan, aus Verlegenheit oder aus Verzweiflung beim Späti um die Ecke Alkohol bekommen. Wenn man sich erst in seinen Schneeanzug und die Schneeschuhe stopfen und 12 Kilometer durch tiefen Schnee stapfen muss, bevor man ein Bier bekommt, überlegt man es sich vielleicht zweimal und kommt zu dem Schluss, dass eine Tasse Kakao doch auch etwas Schönes ist.
Weil es nur so wenige Läden gibt, muss man dazu noch in langen Schlangen anstehen. Auch hier ist wieder die Idee, dass man es sich während der Warterei anders überlegt und lieber Kaugummis kauft.

Außerdem muss man mindestens 20 Jahre alt sein, was streng kontrolliert wird. Wer einen beschwipsten Eindruck macht, bekommt gar nichts. Ich habe einmal im Systembolaget jemanden angelächelt und wurde des Ladens verwiesen, weil das als Hinweis auf Alkoholisierung missverstanden wurde. 10 km Fußmarsch für nichts und wieder nichts.
Die Öffnungszeiten sind äußerst restriktiv: An Wochentagen bis 20 Uhr, am Samstag bis 15 Uhr, und an Sonn- und Feiertagen bleibt das System ganz geschlossen. Wen das Familientreffen an Weihnachten so aufregt, dass er spontan einen Schnapps braucht, der hat verloren. Oder er nimmt die Fähre nach Tallinn oder Travemünde.

Die Läden sind groß, hell, gut sortiert, mit ausgezeichneter Beratung. Aber es gibt nichts, was unzulässige Kaufanreize setzen würde: Keine Mengenrabatte. Keine Mehrfachpackungen wie Sixpacks, weil man dann möglicherweise mehr kauft als man eigentlich wollte. Es wird also jede Dose oder Flasche einzeln abgezählt. Keine Einkaufskörbe oder Einkaufswägen, um nicht zu viel zu kaufen. Keine gekühlten Getränke, weil das dazu verleiten könnte, das Getränk schnell auszutrinken, solange es noch kühl ist. Keine „Sonderangebote“ kurz vor der Kasse. Keine BWL-Fuzzis, die eine „Customer Experience“ schaffen wollen.
Eigentlich ist es ganz angenehm, in einem Laden einzukaufen, in dem niemand darauf aus ist, einem so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Wo man als Bürger behandelt wird, nicht als Kunde.
Und was ist jetzt mit den Preisen?
Ganz ehrlich, ich finde es nicht so schlimm.
Es stimmt zwar, Alkohol ist in Schweden teurer als in Mittel-, Süd- oder Osteuropa. Aber überall in Skandinavien ist einfach alles teurer als anderswo. Im Vergleich zu den exorbitanten Preisen der schwedischen Eisenbahn empfinde ich 2 € für eine Flasche Bier nicht als prohibitiven Preis. Dazu kommt, dass die Steuern je nach Alkoholgehalt festgelegt werden, allerdings nicht prozentual, sondern zu einem festen Satz. Bei Wodka (40 % Alkohol) beträgt die Steuer z.B. 20 €/Liter. Okay, das haut rein. Aber bei Wein (14 % Alkohol) liegt die Steuer bei 2,20 € pro Liter. Beim billigsten Wein spürt man das, aber wenn die Flasche sowieso 50 € kostet, dann fällt die Steuer kaum mehr ins Gewicht.
Seht Euch doch einfach mal auf der Website von Systembolaget um. Die Preise sind natürlich in Kronen angegeben, Ihr müsst sie durch 10 dividieren, um den Euro-Preis zu erhalten.
Ich verstehe also die Jammerei der Touristen nicht. Insbesondere nicht, wenn sie sich für die Reise nach Schweden vorher ein Wohnmobil für 60.000 € gekauft haben. Ich glaube, dieser übertriebene Spartick sagt mehr über die Deutschen als über die Schweden aus.
Außerdem: Bier mit weniger als 3,5 % Alkohol (sogenanntes „folköl“, also Volksbier) kann in jedem Supermarkt gekauft werden. Ab 18 Jahren. Leichtbier (bis 2,25 % Alkohol) dürfen sogar Kinder kaufen.

Und jetzt bin ich gespannt auf Eure Erfahrungen bezüglich Alkohol und Skandinavien!
Links:
- Alle Folgen aus der Reihe „Vor hundert Jahren …“.
- Mehr Geschichte.
- Weitere Berichte aus Schweden.
- Mehr Alkoholgeschichten und die Website von Systembolaget.
Pingback: Vor hundert Jahren … | Der reisende Reporter
Pingback: Vor hundert Jahren wurden die Schweden fast zu Anti-Alkoholikern – Archivalia
Gar nicht so dumm, das schwedische System. Ich habe neulich eine Auflistung gesehen, in der der Schaden aus verschiedenen Suchtmitteln verglichen wurde. Alkohol war dort führend, noch schlimmer als Kokain, Heroin und anderes.
Ich finde das auch einen schönen Mittelweg. Kein Komplettverbot (worüber sich nur die Mafia freut), aber ein paar Hürden vor dem Kauf, Aufklärung und wahrscheinlich auch Hilfe bei Sucht.
Als Zigarrenabhängiger würde mir so etwas vielleicht auch helfen weniger rauchen. Wobei ich da sogar für eine Rationierung wäre, um heute nicht noch die dritte Zigarre des Tages zu rauchen. 😑
60.000 ist ein ausgebauter Kastenwagen, kein Wohnmobil. Davon ab, in Göteborg, Malmö, Stockholm habe ich keine Schwierigkeiten mit Systembolaget. Je weiter nördlich und/oder je kleiner die Stadt, womöglich noch kombiniert mit einem stramm protestantischen Umfeld, um so mehr erscheint es als Bestandteil eines ziemlich nickeligen Systems.
Das ist interessant, dass du das mit dem Norden und dem Protestantismus erwähnst.
Das scheint das gleiche Nord/Süd-Gefälle zu sein wie beim Referendum vor hundert Jahren:
(je tiefer grün, umso höher der Stimmenanteil für das Alkoholverbot)
Mittlerweile ist es keine Staatskirche mehr und es gibt auch mehr Nichtkartoffelschweden (Die schwedischen Kartoffeln sind ihren deutschen Pendants schon ziemlich ähnlich), aber das Grundprinzip stimmt immer noch. Interessanterweise auf lutherischer Basis, die komplett gestörten deutschen (und niederländischen) Piet Kong rund um Stuttgart und im Siegerland sind Calvinisten.
In unsere Garage hier in Schweden haben wir ein riesiges Regal mit alkoholischen Getränken. Alles Geschenke von unseren Besuchern aus Deutschland, die großes Mitleid mit uns haben, da Alkohol in Schweden „so teuer“ ist. Und so stopfen sie sich uns zuliebe (und natürlich auch für den Eigenverbrauch) auf ihren Reisen nach Schweden das Auto von oben bis unten mit Bier, Wein und Rum voll. Fühlt sich an wie eine reine Kopfsache. Aus Prinzip. Denn es ist ja sehr nett, aber eigentlich gar nicht notwendig, denn wir trinken kaum. Und so verstaubt unser Alkohollager schön in der Garage und wir mussten noch nie einen Fuß ins Systembolaget setzen. Aber wir sind immerhin bei unseren Nachbarn sehr beliebt, da wir bei jeder kleinen Nachbarschaftshilfe großzügig Flaschen nach links und rechts verteilen – eine größere Freude kannst du Schweden nicht machen. Vielleicht auch aus Prinzip. Und für uns ist dieses Tauschgeschäft (Alkohol gegen Motorsägen, Autostarthilfen, Blumengießen, Kinderkleidung…) sehr lukrativ (auch wenn es wohl nicht im Sinne der Gewerkschaften wäre…). Liebe Grüße von Gotland!
Habe mehrfach die Erfahrung gemacht, das eine gut sichtbare Flasche nahezu beliebigen Alkohols auf dem Fahrzeugdach die Suche nach pannenhelfenden Schweden auf relativ verkehrsarmen Landstrassen einfach macht. Andererseits ist der Schwede an sich vielleicht auch einfach ein netter Mensch und hilft gerne Gestrandeten.
Schweden sind hilfsbereit, wenn auch etwas distanziert. Und die Aussicht auf eine beliebige Flasche Alkohol, frisch aus Deutschland importiert, trägt grundsätzlich zu einer etwas lockereren Stimmung bei.
Wenn das bei Pannen hilft, muss ich mir das merken, wenn ich mal durch Schweden trampe.
Haha, das ist echt typisch von den deutschen Besuchern!
1000 km fahren, aber keinen Euro mehr für ein Bier ausgeben wollen. Aber wirklich praktisch für Euch. 😀
Das erinnert mich an Folgendes:
Als ich in Vilnius lebte, hatte ich viele Gäste über Couchsurfing, die allermeisten aus Osteuropa. Da brachte fast jeder eine Flasche Schnapps mit.
Ich trinke auch relativ wenig, und so hatte ich immer Gastgeschenke, wenn ich selbst auf Reisen ging.
Da ich noch nie in Schweden war und auch nicht viel mit dem Wort Alkoholverbot anfangen kann denke ich dabei gleich an die Heilsarmee. Diese Leute haben so eine schone Uniform und koennen auch gut singen:“Schon wieder eine Seele vom Alkohol befreit, schon wieder eine Seele vom Alkohol gerettetet.“ Ob die Heilsarmee wohl in Schweden erfunden worden ist? In der Turkei sicherlich nicht.Dort wird es immer schwieriger Alkohol zu bekommen. Selbst das einheimische Bier wird so hoch versteuert dass es sich lohnt Bier selbst zu brauen. Dafur gibt es schon viele Rezepte im Internet.Der Volksentscheid war 1922 eine gute Entscheidung in Schweden und ist es auch heute noch.Es hat die Vernunft gesiegt. Alles oder nichts ist selten eine gute Entscheidung.Vor einigen Jahren hatte ich einmal eine Diskussion mit einem Pasor einer Pfingstkirche. Der vertrat auch die Ansicht dass Alkohol grundsatzlich verboten werden muesse.Ich fragte ob ich denn Mitglied werden koenne wenn ich gelegentlich ein Glas Wein trinken wuerde. Der Pastor sagte das ist ausgeschlossen wir nehmen keine Alkoholiker auf.Ich entgegnete da bin ich ganz auf der Seite von Jesus:“Der verwandelte sogar Wasser in Wein und nicht umgekehrt.“ Das bedeutet die Pfingstkirche, auch Pentacostal Church genannt, ist so christlich dass selbst Jesus die Aufnahmeprufung nicht bestanden haette. Skol
Die Heilsarmee ist trotz ihrer Uniformen auch eine evangelische Kirche, allerdings in methodistischer, nicht pfingstkirchlicher Tradition. Aus Sicht der in Preußen mehr oder weniger zwangsweise unierten evangelischen Kirchenzweige beides eher Spilittergruppen, im englischsprachigen Raum von viel größerer Bedeutung.
Ich habe durch Euch jetzt erst gelernt, dass die Heilsarmee eine Kirche ist. 😱
Bis jetzt dachte ich immer, das sei eine reine Hilfsorganisation.
Gut, dass Ihr mich gewarnt habt!
Das Jesus-Wein-Argument ist ein gutes Argument!
Ich finde auch, dass die Entscheidung 1922 richtig war, vor allem wenn man bedenkt, wozu die Prohibition in den USA führte.
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