In der Fremdenlegion

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Vor ein paar Jahren schien mal wieder der Bildungsbürger in mir durch, erinnerte sich dunkel an das vor Dekaden absolvierte Gymnasium und bereute, der Sprache unseres westlichen Nachbarlandes niemals die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet zu haben wie dem sich ironischerweise den romanischen Begriff lingua franca unter den Nagel gerissen habenden Englisch.

Nun wohne ich in der tiefsten Provinz in Bayern, wo sich die Menschen sowieso schon gegen alles Internationale, aber erst recht gegen alles Französische sträuben, weil 1796 unsere kleine Stadt dem napoleonischen Heer im Wege lag und ein bisschen beschossen wurde. So haben in Amberg seither weder das Institut français, noch die Alliance française, noch eine Baguettebäckerei Fuß fassen können.

Wenn ich also mein Französisch reaktivieren, renovieren, emendieren, avancieren und polieren wollte, so musste ich in die Ferne ziehen. Am besten nach Frankreich.

Aber wie finanziert man solch ein Unterfangen? Die Beantragung von Stipendien war mir immer zu viel Papierkramaufwand. Und selbst wenn ich in Frankreich allein durch tägliches Hören, Lesen und Sprechen Fortschritte machen würde, so müsste ich doch irgendwo schuften für Kost, Logis und Gauloises. Dass die Arbeitsbedingungen in Frankreich trotz der Revolution miserabel sind, hatte ich aber noch aus Germinal in Erinnerung.

Und dann, vielleicht war gerade Vietnam-, Golf- oder ein anderer Krieg, kam mir die Fremdenlegion in den Sinn. Dieses dritte unter den französischen Kultur- und Sprachinstituten, das seinen Eleven nicht nur die oben aufgezählten Grundbedürfnisse, sondern sogar die Arbeitskleidung und ein Salär bezahlt.

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Also stieg ich in den Zug nach Marseille. Beziehungsweie viele Züge, über Nürnberg, Stuttgart, Karlsruhe, Basel, Dijon und Lyon. Etwa 30 Stunden. Viel Zeit zum Nachdenken, wenig Zeit zum Schlafen. Im Zug waren sonst Touristen, die zum Schwimmen, Segeln und Schatzsuchen an die Côte d’Azur fuhren. Ganz unbeschwert. Zwei Wochen Urlaub, alles schon bezahlt. Aber danach mussten sie wieder zurück, in die Zeche in Dortmund oder die Schule in Klagenfurt, deshalb beneidete ich sie kein bisschen.

Vormittags kam ich an.

Am Bahnhof fragte ich mich durch nach der Légion étrangère. Chemin de Génie Nr. 18, sagte mir jemand, und der Straßenname wehte wie ein Wind des Schicksals. Was für eine passende Adresse. Niemals würde ich aufhören können, verschmitzt zu lächeln, wenn ich meine Postadresse unbescheiden mit „Weg des Genies“ angäbe.

Es waren ein paar Kilometer Fußmarsch vom Bahnhof, aber nach der langen Zugfahrt wollte ich sowieso frisch werden. Die Sonne, die Seeluft, die Bewegung und vor allem das Licht, dieses Licht am Mittelmeer, das mich darüber wundern ließ, warum die gleiche Sonne nicht überall gleich scheint. Ich musste ganz in den Westen von Marseille. Fast wie eine Halbinsel lag der Stadtteil da, von dem aus man der Monte-Christo-Insel mit dem Château d’If am nähesten ist.

Mein Herz schlug schneller, mein Mund wurde trocken, als ich die Nummern am Straßenrand abzählte. 12, 14, 16, da war es. Chemin de Génie Nr. 18. Schöne Wohnungen hatten die Jungs hier! Mit Blick auf die Insel, genau eine Seemeile entfernt. Ich klingelte und will die folgende Unterhaltung abkürzen, da sie viel Peinliches enthüllen würde. Kurz gesagt: Man hatte mich zum Centre des convalecents et des permissionnaires de la Légion étrangère geschickt, zum Alters- und Pflegeheim der Legion. Ob das ein Scherz war oder ob der Mann im Bahnhof es nicht besser wusste, ich fand es nie heraus.

Aber immerhin konnten mir die Kameraden von der Konvaleszenzabteilung die richtige Adresse mitteilen: „Zur Rekrutierung müssen Sie in die Kaserne in Aubagne.“ Das liegt etwa 10 Kilometer vor Marseille, der Zug war durchgefahren. Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich dort abgesprungen.

Nach Aubagne ging ich nicht zu Fuß. Die Buslinien 69 und 100 führen dorthin, ich erwähne das nur, falls jemand den gleichen Plan hat. Mittlerweile war es nachmittags geworden, und ich hätte etwas essen sollen. Oder schlafen. Oder essen und danach schlafen. Aber ich wollte direkt zur Legion, gleich am ersten Tag, um nicht ziellos durch die Stadt zu spazieren und aus Versehen gar an einer Universität oder in einer Beziehung zu enden.

In Aubagne war das Centre de présélection in der Route de la Légion, das ergab schon mehr Sinn als der Wahnsinn mit den Genies. Aber es war weit weniger nobel. Eher so verfallendes Landschulheim oder alter Kibbutz. Der Aschenbecher vor der Tür war ein umgedrehter Stahlhelm. Eine Armee mit Humor, immerhin, vielleicht würde es tatsächlich wie beim braven Schweijk werden.

Nachdem es gewissermaßen schon mein zweiter Versuch an jenem Tag war, war ich weniger nervös, als ich durch die mit Information – Recrutement überschriebene Glastür trat. Kaum hatte ich jedoch meinen ersten Satz gesprochen, stand der Sergent auf und wies mich zu der Tür, durch die ich eben erst hereingeschneit war. „Warum?“ fragte ich, noch nicht gelernt habend, dass dieses Wort beim Militär tabu ist. Weil ich ohne Termin aufgetaucht war? Oder gab es keine offenen Stellen? War mein Französisch zu schlecht? Gerade um dies zu reparieren war ich doch hier.

Aber der Feldwebel war gar nicht unfreundlich, er ging mir voraus durch die Tür, in den Garten und zu etwas, das aussah wie ein Kinderspielplatz. Da waren Klettergerüste, von Balken hängende Seile mit einem dicken Knoten untendran und waagerechte Metallstangen, vielleicht um Schaukeln anzubringen. Nur der Boden war nicht so schön wie das jetzt bei modernen Spielplätzen ist, die mit so federndem Gummi ausgelegt sind, damit die Kinder, wenn sie von der Wippe plumpsen, die Mama nicht stören, die während dessen auf der Bank sitzt und lieber mit ihrem Handy als mit ihrem Sohn spielt. Dort war nur staubiger, harter, dreckiger, schmutziger Sand. Wahrscheinlich gab es sogar Schlangen.

Der Sergent ging geradewegs auf die Metallstangen zu, an denen die Schaukeln abmontiert waren, deutete darauf und sagte: „Quatre tractions.“ Nun habt Ihr schon mitbekommen, dass mein Französisch eher an Proust als auf dem Pausenhof geschult worden war. Ich verstand nicht, was „tractions“ sein sollten. Anscheinend war das aber schon öfters vorgekommen, denn der Franzose, der, wie mir erst später kam, gar kein Franzose gewesen sein muss, weil wir ja schließlich bei der Fremden- und nicht bei der Franzosenlegion waren, ließ sich kurzzeitig zum Gebrauch des Englischen herab: „Four pull-ups“, vier Klimmzüge also.

Die habe ich nicht geschafft.

Ich bin dann nach Marseille in den Hafen gefahren, auf ein Schiff gestiegen, nach Südamerika ausgewandert und habe Spanisch gelernt. Ist sowieso ’ne schönere Sprache. Und weniger Befehl und Gehorsam und Fallschirmspringen und so Scheiß.

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Damit ich nie mehr zum Söldner werden muss, freue ich mich über jede Unterstützung für diesen Blog. Merci beaucoup!

Über Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
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36 Antworten zu In der Fremdenlegion

  1. danysobeida schreibt:

    Las fuerzas armadas como la policía de mi país, dos instituciones por las que siento poco respeto y guardo recuerdos amargos, un primo cumpliendo el servicio militar fue asesinado, nos dijeron que se suicido, jamas supimos la verdad, otro primo en la escuela de aviación otra experiencia muy amarga, deserto por voluntad propia, el hijo de una amiga asesinado por un camarada de la escuela de aviación hijo de un general jamas obtuvo justicia. Lo mejor que te pudo pasar es no entender „cuatro dominadas“.

    • Andreas Moser schreibt:

      Oh, qué historias tan terribles. Y si estas son sólo las personas que conoces (y que te cuentan), debe haber muchas más.
      Realmente creo que el ejército no sería para mí, porque no me gustan las reglas, ni la estructura, ni la repetición, ni la obediencia. No parece ser el lugar para los intelectuales.

      En febrero, estuve en Ypres, en un seminario sobre la Primera Guerra Mundial. (Un largo artículo vendrá en los próximos meses.) Cuanto más leía y aprendía, más llegaba a la conclusión de que los desertores eran los verdaderos héroes.

      Por cierto, muchas gracias por tu gran apoyo a mi blog! Con gusto te enviaré una postal a Bolivia.

  2. benwaylab.com schreibt:

    Gute Geschichte. Aber eine kleine Anmerkung: „génie“ hat im Französischen nicht nur die deutsche Bedeutung von Genie, sondern meint im militärischen Kontext das Ingenieurkorps.

    • Andreas Moser schreibt:

      Ahh, dann war das vielleicht doch nicht ironisch gemeint.
      Danke für die geniale Information!
      Ich sehe, du warst auch bei der Legion, aber erfolgreicher.

    • benwaylab.com schreibt:

      Wer hat nicht mal mit dem Gedanken gespielt ;-). Hab mich dann doch für was „Vernünftiges“ entschieden, aber wer weiß, ob das tatsächlich so vernünftig war.
      Die Ironie könnte man den Franzosen zwar grundsätzlich zutrauen, aber nicht bei der Legion. Auf die ist die Armee nämlich sehr stolz.
      Was mich aber sehr wundert ist, dass Du die vier läppischen Klimmzüge nicht geschafft hast. Anscheinend warst Du dir im Innersten der Legionärslaufbahn doch nicht ganz so sicher 😉

    • Andreas Moser schreibt:

      Ich finde, Leute, die nie mit dem Gedanken gespielt haben, zur Fremdenlegion zu gehen, auf einem Schiff anzuheuern oder Schäfer in den Karpaten zu werden, kann man gar nicht ernst nehmen.

      Aber wie soll man vier Klimmzüge schaffen, wenn man immer nur einen Stift und einen Block hält?

    • benwaylab.com schreibt:

      Hättest Du dich verpflichtet, wenn Du sie geschafft hättest?

    • Andreas Moser schreibt:

      Unter Schriftstellerkollegen muss ich jetzt gestehen, dass diese Geschichte ausnahmsweise weitgehend erfunden ist. Aber ich war tatsächlich mal in Marseille, zu einem Pfadfinderlager der „Scouts de France“, wo ich beim Löschen von Waldbränden geholfen habe. Das stimmt wirklich.

      Das mit der Legion war immer mal wieder so eine Überlegung, aber ich glaube, dass ich da nicht lange geblieben wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Umfeld ist, in dem ich gedeihen und mich wohl fühlen würde.

      Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, ich glaube die Bundeswehr hat keine Altersgrenze…

    • benwaylab.com schreibt:

      Gut geschrieben. Ich habe es Dir abgenommen 😉 Es gibt natürlich viele Abenteurer, die zur Legion gegangen sind, aber ich glaube, für Individualisten ist es ziemlich schwer, für fünf Jahre Ego und Individualität in der Umkleide abzugeben. Davon abgesehen, dass offen ist, ob man nach den fünf Jahren überhaupt zurückkommt.
      Bei der Bundeswehr läuft das etwas anders, weil die zumindest bei den Soldaten auf Zeit einen Rekrutierungsengpass haben. Es gibt aber auch Lehrgänge für Reserveoffiziersanwärter. Das Assesmentcenter und der FBT (Fitnessbasistest) wurde zwar über die Jahre bezüglich der Anforderungen abgespeckt, sollte aber nicht unterschätzt werden. Also: sprinten, Klimmzüge und joggen trainieren 😉

    • Andreas Moser schreibt:

      Danke, das freut mich!

      Wieso kennst du dich eigentlich in allen Streitkräften der Welt so gut aus?

      Meine eigene Erfahrung beschränkt sich auf 6 Monate als ziviler Jurist beim US Army JAG Corps. Das war super interessant! Es war zwar in Vilseck in Bayern, aber es fühlte sich jeden Morgen so an, wie wenn ich nach Amerika fuhr. Und für mich (ohne Bundeswehr-Erfahrung) war natürlich alles neu, und ich habe jeden Tag so viel gelernt. Es war ein Einblick in eine total andere Welt, der auch meine Meinung ein bisschen verändert hat. Ich habe mehr Respekt vor den Soldaten gewonnen (und das nicht nur vor den Anwaltskollegen, die jeden Morgen vor dem Büro 90 Minuten Sport machten), mehr Verständnis für Menschen, für die die Armee oft der einzige Weg zum sozialen Aufstieg ist.
      Schade, dass ich damals (2001/2002) noch nicht geschrieben habe, denn da habe ich echt umwerfende Geschichten erlebt. Zum Beispiel von US-Soldaten, die kein Englisch können. Oder die Jungs, die Humvees geklaut haben und sie auf mobile.de verkaufen wollten. Aber auch der Soldat, der aus Versehen seinem Kollegen mit der Panzerkanone den Kopf weggeschossen hat.
      Eigentlich war die ganze Zeit wie ein Film für mich. Apropos Film, damals kam gerade „Black Hawk Down“ in das Kino auf dem Militärstützpunkt. Den Film in einem Kino voller uniformierter Soldaten (und verstörenderweise viele mit ihren Kleinkindern) zu sehen, war ein Erlebnis. Vor allem, als vor dem Film die Nationalhymne gespielt wurde und alle aufstanden. Und das alles für 3$ Eintritt.

      Vielleicht muss ich echt mal trainieren und das mit der Bundeswehr versuchen. Denn eigentlich liegt mir schon etwas daran, dass sich da auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft und nicht nur vom rechten Rand bewerben. Aber vielleicht ist das auch wieder so ein Vorurteil, das ich dann verlieren würde.

    • benwaylab.com schreibt:

      Diese Berichte kann ich gut nachempfinden. Die US-Soldaten haben Frankfurt bis Mitte der 90er Jahre sehr stark geprägt. Die waren nicht wie in der DDR am Stadtrand einkaserniert mit Kontaktverbot zur Bevölkerung, sondern die Einrichtungen waren auch mitten in der Stadt (z.B. das berühmte IG-Farbenhaus, in der Nähe der riesiege PX usw.)

      Ich hab mir immer schon dafür interessiert. Ich hab nach den schweren Anschlägen in Frankreich 2015 beschlossen in die Reserve der französischen Armee einzutreten, aber das war einfach organisatorisch nicht möglich.
      Deshalb habe ich es auch in Deutschland in Angriff genommen, mit dem Ziel in die Deutsch-französische Brigade zu kommen.
      Neugier war auf den Fall auch im Spiel. Die Reserve dient ja nicht nur der Entlastung, sondern ist auch nach ihrer Konzeption ein wichtiges Bindeglied zwischen Zivilgesellschaft und Militär. Für einige adlige Familien gehört das übrigens auch zu einem vernünftigen Lebenslauf dazu. An den Frankfurter Gerichten, so liberal sie auch sein mögen, kenne ich mehrere Richter, die sehr stolz darauf sind und diese Reservistentätigkeit mit großer Ernsthaftigkeit ausüben.
      Der Auswahlprozess ist aber sehr streng, gerade weil die Bundeswehr jeden Anschein, es gebe Rechtsextremisten bei ihnen, von vornherein unterbinden will. Das Anforderungsprofil bezieht sich auf Alter, Fitness, Intelligenz, Persönlichkeit, Fähigkeit zum Führen (sehr wichtig!) und Bereitschaft, Auslandseinsätze zu absolvieren.
      Auch wenn die am liebsten Leute für Auslandseinsätze hätten, weil das eine wahre Entlastung wäre, wird das im psychologischen Gespräch extrem stark hinterfragt, weil die auch keine waffengeilen Psychos haben wollen.
      Was die suchen, ist der ruhige, ausgeglichen, besonnene, dabei auch gleichzeitig entschlossene Soldat, der im richtigen Augenblick abdrückt, aber auch weiß, wann er es nicht tun soll und sehr viel Zeit für Auslandseinsätze hat: also beste Voraussetzungen für Dich 😉

    • Andreas Moser schreibt:

      … wenn ich fitter und nicht älter werde.

      Aber jetzt mit Mitte 40 sollte ich das nicht mehr weiter auf die lange Bank schieben. Wenn ich mal wieder von dieser Insel herunter- und zurück nach Deutschland komme, sollte ich mich tatsächlich zu einem Informationsgespräch melden. Entweder bei der Bundeswehr oder bei dir in Frankfurt, während einer Wanderung.

    • benwaylab.com schreibt:

      Ja klar. Bist Du noch auf den Azoren?

    • Andreas Moser schreibt:

      Ja, wahrscheinlich noch bis Juni.

  3. Zumindest hattest Du einen kleinen Einblick, wie Dein Alter ausgesehen hätte, wenn Du die Einsätze überlebt hättest.

  4. Michael Müller schreibt:

    …. Sicherer Arbeitsplatz, man sieht viel von der Welt und trifft interessante Menschen……

  5. Michael C. Geiss schreibt:

    Ich hatte das Vergnügen die „Légion“ im Rahmen einer Reise nach Französisch Guyana kennen zu lernen. Während der Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über Kourou und die Ariane, hatten wir auch mehrmals mit den dort zum Schutze des Raumfahrtzentrums stationierten Söldnern zu tun. Die oberen Chargen, waren durchaus sehr gebildete und gastfreundliche Partner bei den Dreharbeiten. Hier bekam ich zum ersten Mal, ausserhalb von Wien, in der Offiziersmesse einen kleinen Braunen – mit – einem Glas Wasser serviert. Das habe ich in meiner Heimat noch nie erlebt. Auf Nachfrage stellte sich heraus, der Kellner (mit Kampferfahrung im Urwald) war Österreicher. Schon an den lustigen Namensschildern auf den Uniformen, konnte man die Herkunft der Krieger erkennen: Unter Deutschen sehr beliebt war: Deutschmann, gut, das ist jetzt keine geistige Höchstleistung auf diesen Namen zu kommen, diese beschränkte sich augenscheinlich auch auf die ranghöheren Leginonäre. Wer will schön als Tötungsmaschine im Urwald ausgebildet werden? Aber wenn man diese Jungs (Frauen habe ich keine gesehen) zum Freunde hatte, konnte man durchaus seinen Spaß haben und tolle Geschichten hören, private und auch kriegerische. Beispiel: – Während die Ingenieuere von Arianeespace, bei einem Raketenstarts stundenlang im Bunker eingesperrt waren, konnten die Legionäre sich um die Ehefrauen eben jener kümmern, keine Gefahr das der Alte früher nach Hause kommt 😉
    – Die Legionäre haben sich auch um die indigene Bevölkerung im Urwald entlang des Maroni gekümmert: Regelmäßig fuhr ein Trupp in den tiefsten Urwald um die Ureinwohner medizinisch zu versorgen, dann kam es zum obligatorische Fußballspiel. Laut Überlieferung aus der grünen Hölle, trugen die „Gäste“ ein komplettes Fußballdress, die Heimmanschaft nur … Fußballschuhe mit Stollen. Leider war keine Zeit dies filmisch festzuhalten. Lustig war, 25 Jahre später, habe ich einen ehemaligen Fremdenlegionär in der Oberpfalz kennen gelernt, dieser verdiente sich nach Jahrzehnten, überwiegend in Algerien stationiert, noch etwas dazu. Er war mit Abstand, der ruhigste und kultivierteste Pförtner, den ich jemals am Tor meines Arbeitgebers kennen gelernt habe … bei der Ausbildung, keine Überraschung. (Sorry für den langen Kommentar).

    • Andreas Moser schreibt:

      Oh, vielen Dank für die sehr interessanten Einblicke und die tollen Geschichten! (Wobei mir die Ariane-Ingenieure schon leid tun.)

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